Die Be­deu­tung von Fels- und Berg­stür­zen

Fels- und Bergstürze erregen in der Regel viel Aufmerksamkeit. Die durch diese Naturgefahren verursachten volkswirtschaftlichen Schäden spielen im langjährigen Vergleich jedoch eine untergeordnete Rolle.

Publikationsdatum
27-06-2019

Die Ereignisse von Bondo (vgl. TEC21 25-26/2019) werfen die Frage auf, wie oft solche Ereignisse auftreten und wie gross die volkswirtschaftlichen Schäden im Vergleich zu anderen Naturgefahren sind. Die Unwetterschadensstatistik erfasst die Rutschungen, Murgänge und Hochwasser (seit 1972) sowie Sturzprozesse wie Steinschlag, Fels- und Bergstürze (seit 2002). Lawinen-, Sturm- und Hagelschäden werden in anderen Statistik erfasst. Die Unwetterschadens-Datenbank wird an der Eidg. Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft WSL mit massgeblicher finanzieller Unterstützung durch das Bundesamt für Umwelt geführt.

Die in der Datenbank der WSL ausgewiesenen jährlichen Schäden betragen teuerungsbereinigt durchschnittlich 306 Millionen Franken, wobei indirekte Kosten wie Betriebsunterbrüche und ideelle Werte nicht berücksichtigt sind. Hochwasserschäden machen mit 88 % den mit Abstand grössten Anteil aus. Rutschungen sind für 6 %, Murgänge für 5 % und Sturzprozesse für lediglich 1 % der Schäden verantwortlich.

Der Anteil der verschiedenen Naturgefahren an den Gesamtkosten variiert von Jahr zu Jahr jedoch stark. Im Jahr 2017 mit den Ereignissen in Bondo verursachten Sturzprozesse 4 % und Murgänge 25 % der Kosten und lagen somit deutlich über den Mittelwerten. Bei einer Betrachtung der Einzelereignisse war Bondo mit Schäden von 41 Mio. Franken jedoch nur das zweitteuerste des Jahres. Mit rund 90 Mio. Franken verursachte das Gewitterereignis vom 8. Juli 2017 im Raum Zofingen am meisten Schäden. Insgesamt lagen die Schäden 2017 mit rund 170 Mio. aber deutlich unter dem langjährigen Mittel (im Jahr 2018 waren es rund 200 Mio. Franken, die Sturzprozesse hatten einen Anteil von 2 %).

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2017 waren gemäss Unwetterschadens-Datenbank zehn Todesfälle zu verzeichnen (acht davon in Bondo). Sie wurden alle durch Sturzprozesse verursacht. Gemäss dem 2016 publizierten Naturgefahrenbericht des Bundes sterben im langjährigen Mittel infolge Hochwasser 1,2 Personen, infolge Rutschungen eine Person, infolge Murgängen 0,5 Personen und infolge Sturzprozessen eine Person (ohne Unfälle beim Klettern, die Zahl erhöht sich etwas, wenn man die Opfer des Cengalo-Bergsturzes dazuzählt).

Gemäss Statistik sterben bei Lawinenunglücken deutlich mehr Menschen. In gesicherten Räumen kommen durchschnittlich 7,5 Menschen ums Leben. Werden auch Unfälle abseits gesicherter Räume gezählt (Variantenskifahrer und Skitourengänger), steigen die Todesfälle aufgrund von Lawinen auf 17,5 Tote pro Jahr. Auch bei den Sturzprozessen erhöhen sich laut Bergnotfallstatistik des SAC die tödlichen Unfälle deutlich (z. B. am Matterhorn).

Die Investitionen in die Gefahrenabwehr lassen sich unterteilen in einen Bereich, der durch das Waldgesetz (Rutschungen, Sturzprozesse, forstl. Bachverbau, Lawinen) unterstützt wird, und in einen, der durch das Wasserbaugesetz (Hochwasserschutz an Gewässern) abgedeckt wird. Gemäss dem 2016 veröffentlichten Naturgefahrenbericht des Bundesrats sind die über die Waldgesetzgebung geförderte Investitionen des Bundes mit rund 45 Mio. Franken pro Jahr recht stabil.

Die Schutzwaldpflege mit jährlich rund 70 Mio. Franken ist in diesem Betrag nicht berücksichtigt. Im Bereich Wasserbau sind die Investitionen seit den Hochwasserereignissen 2005/2007 steigend und belaufen sich auf rund 140 Mio. Franken pro Jahr. 2016 betrugen die Bundesbeiträge für Schutzbauten ca. 184 Mio. Franken; zusammen mit den Kantons-, Gemeinde- und Nutzniesserbeiträgen ergab sich eine Gesamtinvestitionssumme von rund 447 Mio. Franken.

Eine grobe Schätzung ergibt, dass Schutzbauten im Umfang von ca. 50 Mrd. Franken unseren Lebensraum und die Infrastrukturen schützen. Gemäss dem Bundesamt für Umwelt findet eine Verlagerung von neuen Schutzbauten hin zu Erhaltungsinvestitionen bestehender Schutzsysteme statt. Beim Monitoring bzw. Alarmsystemen variieren die Kosten von Jahr zu Jahr stark. Es ist aber noch kein nationaler Trend zu deutlich höheren Kosten auszumachen. Die Kosten für Monitoring werden allerdings nur bei einzelnen Projekten separat ausgewiesen und nicht gesamthaft erfasst.

Quellen:

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