Stadt aus Holz II

Wohnprojekte in Städten und Agglomerationen

Publikationsdatum
16-11-2016
Revision
29-11-2016

Die zweite Ausgabe von «Stadt aus Holz» ist grossen Wohnprojekten in Städten und ihren Agglomerationen gewidmet. In diesem Umfeld gehören Holzbauten zunehmend zum Strassenbild. Einerseits ist der Holzverbrauch für Mehrfamilienhäuser in der Schweiz von 2009 bis 2014 um 73 % angestiegen, und 2015 entstanden rund 500 neue Mehrfamilienhäuser in Holzbauweise – die meisten davon in grossen Städten oder um sie herum. Andererseits wurden in den vergangenen zwei Jahren nur 6 % aller Mehrfamilienhäuser mit einer Tragkonstruktion aus Holz gebaut. Es wird also noch eine Weile dauern, bis Holzbauten eine Selbstverständlichkeit sind.

Immer deutlicher wird aber, dass die Vorteile des Materials und seiner Konstruktionsmöglichkeiten gerade zwischen bestehenden Bauten in Wohnquartieren, wo schnell und möglichst störungsfrei gebaut werden soll, bestechend sind. Dank effizienten Modulbausystemen sind Nachbarn weniger lang durch den Baubetrieb gestört und ­weniger Staub- und Lärmemissionen ausgesetzt. Unter Umständen kann ein Altbau sogar im bewohnten Zustand aufgestockt werden – was in fast jedem Fall nachhaltiger ist als ein Abbruch mit Neubau.

Kaum in einem anderen Baubereich bewegt sich so viel wie beim Holz: Forschungsinstitute an Universitäten und Fachhochschulen sowie Entwicklungsabteilungen der Privatindustrie erweitern die Palette der technischen und materiellen Möglichkeiten. Die neuen Brandschutzvorschriften eröffnen willkommenen Gestaltungsspielraum, da Holz keiner Sonderregelung mehr unterworfen ist: Zwischen individuellen Projekten und Standardlösungen ist vieles möglich. In Wohnräumen von Grosssiedlungen kommt das Material nun endlich auch sichtbar zur Geltung, und unter bestimmten Voraussetzungen entstehen sogar Hochhäuser.

Holz hat sich auch von manchen Zwängen befreit. Pragmatischer als vor einigen Jahren noch wird es wie jedes andere ­Material je nach Eignung von Fall zu Fall ­ein­gesetzt – als kompletter Holzbau oder als Hybridbau. Gestalter, Bauherrschaften und Investoren nutzen die Freiheit der zunehmenden Erfahrungen. Das Material steht unter dem Zeichen der ökologischen und immer mehr auch ökonomischen Vorteile – das Argument, Holzbau sei teurer, verliert an Gewicht, denn seine Vorzüge treten mit den erwähnten technischen, materiellen und architektonischen Weiterentwicklungen deutlich zutage.

Auch im Marketing grosser Investoren wird es ­explizit ausgewiesen. Obschon sich mit seinem Einsatz keine höheren Mietzinsen erzielen lassen, ist es gerade in Städten ein gewichtiges, passives Verkaufsargument – denn wenn es irgendwann nur noch öko­logisch korrekten neuen Wohnraum gibt, dann haben andere Bauten bedeutend ­geringere Chancen auf dem Markt. Wenn das Holz zudem aus der Schweiz stammt, dann ist das umso besser.

«Stadt aus Holz II» ist zusammen mit TEC21 47/2016 erschienen.

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