SIA grün­det neue Zen­tral­kom­mis­si­on für In­for­ma­ti­ons­ma­nage­ment

Technologische Entwicklungen verändern Arbeitsprozesse, aber auch vertragliche und regulative Bedingungen. Die neue SIA-Zentralkommission für Informationsmanagement (ZI) deckt operative Normierungsaufgaben rund um das Informationsmanagement im Planungs- und Bauprozess ab.

Publikationsdatum
23-02-2022

Die Herausforderungen steigen stetig – sei es beim ­Nor­menschaffen oder beim Vor­antreiben der digitalen Trans­formation. Daher hat der SIA-Vorstand im Frühjahr 2021 beschlossen, zusätzlich zu der bereits bestehenden Zentralkommission für Normen (ZN) und der Zentralkommission für Ordnungen (ZO) eine neue Zentralkommission für Informationsmanagement (ZI) aufzubauen. Zu diesem Zweck hat er eine Spurgruppe mit Mitgliedern der betroffenen Kommissionen und der Geschäftsstelle eingesetzt. Die Spurgruppe hat bereits mit der Suche nach einer Präsidentin oder einem Präsidenten ­begonnen. Das Ziel ist, möglichst schnell eine geeignete Person zu finden, damit sie den Aufbau der ZI von Beginn weg gestalten kann.

Ein weiterer Beweggrund für die Gründung der ZI ist, dass die heutige Organisation mit der Kommission für Informatiknormen (KIN), die als sektorielle Normenkommission der ZN unterstellt ist, den aktuellen Anforderungen nicht mehr gerecht wird. Denn die Digitalisierung betrifft alle Bereiche – nicht zuletzt das Normen- und Ordnungsschaffen. Oftmals ist unklar, wo die entsprechende Normierungstätigkeit an­gesiedelt werden soll: bei den technischen Normen oder bei den Ordnungen? Dadurch entstehen immer wieder Reibungsverluste in der Erarbeitung, vor allem im Bereich der Milizarbeit ist das unerwünscht.

Normierungen des Informationsmanagements

Mit der Gründung der ZI werden die operativen Normierungsaufgaben rund um das Informationsmanagement im Planungs- und Bauprozess abgedeckt. Es ist vorgesehen, dass die neue Zentralkommission proaktiv Hilfsmittel zur Unterstützung der Zusammenarbeit und zur Erzeugung und Verwaltung von Informationen im Lauf des gesamten Lebenszyklus eines Bauwerks erarbeitet. Weiter wird sie die relevanten Entwicklungen der nationalen und internationalen Normierungs- und Legiferierungsaktivitäten verfolgen und bei Bedarf kommentieren.

Besonders bei den europäischen Normierungsaktivitäten hat sich gezeigt, dass flache Strukturen und Hierarchien entscheidend sind, um schnell handeln zu können. Darum werden auch bei der neuen Zentralkommission die Hierarchien flach sein, um die Entscheidungswege kurz zu halten und die beschränkten Ressourcen optimal einzusetzen.

Qualitätsstandards für die Praxis

Die Normierung des Informationsmanagements respektive der Verfügbarkeit von digitalen Informationen ist mehr als der Fokus auf Building Information Modelling (BIM). Sie standardisiert nicht nur neue Technologien, sondern beschreibt auch Prozesse und Inhalte der Informationsbereitstellung und -lieferung sowie Anforderungen an Informationen. Mit der Normierung des Informationsmanagements werden Qualitätsstandards für die Praxis erarbeitet. Dabei stehen die Digitalisierung der Bauprozesse – also der Planungs-, Bau und Be­wirtschaftungsprozesse – und ins­be­sondere der vielfältige und vielschichtige Austausch von Daten und Informationen zwischen den Projektpartnerinnen und -partnern im Fokus.

In der Planungs-, Bau-, und Immobilienbranche gibt es bisher nur wenige solcher Normierungsbeschreibungen in Normen oder Merkblättern. Darüber hinaus werden Normen vorwiegend als Qualitätsanforderungen an Bauwerke oder Bauprodukte wahrgenommen. Mit der Einführung von neuen digitalen Tools werden jedoch immer mehr Prozesse und Anforderungen beschrieben, um den durchgehenden Datenfluss innerhalb der Prozesskette vom ersten Planungsschritt bis zur Bewirtschaftung der Bauwerke sicherzustellen.

Einheitliche Handhabung der Informationen

Im Lauf des Lebenszyklus eines Bauwerks treten unterschiedliche Mitwirkende beim Planen, Bauen und Betreiben auf (Bauherren, Architektinnen, Fachplaner usw.). Das Ziel, im Lauf des gesamten Bauwerkslebenszyklus erzeugte Informationen zu erfassen und diese den Akteuren im Planungs-, Bau- und Bewirtschaftungsprozess zur Verfügung zu stellen, setzt eine einheitliche Informationshandhabung voraus. Dazu braucht es klare Anforderungen an das Informationsmanagement in Kombination mit geeigneten Prozessen und Organisationsformen.

Darüber hinaus soll die ZI zum gemeinsamen Verständnis beitragen, dass eine digitale Transformation ein Veränderungsprozess ist, der Auswirkungen auf Menschen, Prozesse, Informationen, Daten, Standards, Normen etc. hat sowie unterstützende Werkzeuge für Planungs- Bau- und Immobilienprozesse bereithält. Daher sollen alle relevanten Anspruchsgruppen aus allen Schweizer Sprachregionen aktiv in das Wirken der ZI miteinbezogen werden.

Sonderaufgabe Querschnittsfunktion

Abgesehen von den eigenen Projekten, die die ZI betreut, braucht es auch eine enge Abstimmung und Koordination mit Projekten der ZN und ZO, damit Informationen und Daten disziplin- und phasenübergreifend angewendet werden können. So kommt zu den eigentlichen Aufgaben der ZI auch noch die Sonderaufgabe der Beratung und Unterstützung von anderen SIA-Gremien beim Thema Informationsmanagement von Planungs-, Bau- und Bewirtschaftungsprozessen hinzu. Damit soll eine einheitliche Um­setzung des Informationsmanagements im gesamten Normenwerk angestrebt werden.

Delegierte entscheiden über die Gründung

An der Delegiertenversammlung des SIA am 29. April 2022 werden die Delegierten über die definitive Gründung der ZI und die Wahl des Präsidiums entscheiden. Mit der Gründung würde eine entsprechende Änderung der Statuten einhergehen. Denn gemäss den aktuellen Statuten sind nur zwei Zentralkommissionen – ZN und ZO – vorgesehen, die für den Erlass und die Revision von Publikationen von Normen und Ordnungen zuständig sind. Wird dem Antrag für die Gründung der neuen Zentralkommission für Informationsmanagement und den Statutenänderungen stattgegeben, wird die Spurgruppe zusammen mit der SIA-Geschäftsstelle und der neu gewählten Präsidentin oder dem neu gewählten Präsidenten den ­Veränderungsprozess gezielt und strukturiert vorantreiben.

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