Durch­misch­te Ein­schät­zung der Er­trags­la­ge im Pla­nungs­sek­tor

Die Planungsbüros schätzen ihre gegenwärtige Geschäftslage verhalten ein und der Blick in die Zukunft ist gespalten. Zu diesem Schluss kommt die KOF-Konjunkturumfrage vom Januar 2024.

Publikationsdatum
13-02-2024

Nach einem stabilen vergangenen Jahr ohne nennenswerte Ausschläge tanzen auch die Resultate der aktuellen KOF-Konjunkturumfrage vom Januar 2024 nicht aus der Reihe. Sie sind nicht wirklich gut, aber auch nicht wirklich schlecht. Gemäss diesen Resultaten zeigen sich die Planungsbüros in ihrem Urteil über die aktuelle Geschäftslage leicht verhaltener als in der letzten Umfrage des vergangenen Oktobers. Dennoch ist die Einschätzung diesbezüglich immer noch überwiegend positiv. Allerding hat sich die Nachfrage und Beschäftigtenzahl in den vergangenen drei Monaten schwächer entwickelt als zuvor. Die Entwicklung der erbrachten Leistung und der Ertragslage über die letzten drei Monate schätzen die Planungsbüros als dynamischer ein. Die Beurteilung der Entwicklung der Auftragsbestände revidieren die Büros nicht – die Reichweite der Aufträge verharrt bei zwölf Monaten. Während die ungenügende Nachfrage, aktuell von 23% der Büros, häufiger als Leistungshemmnis genannt wird als Ende 2023, bleibt der Büroanteil, bei denen ein Mangel an Arbeitskräften herrscht, fast konstant auf hohem Niveau von total 57%.

Die Erwartungen für die Entwicklung gehen nicht in eine eindeutige Richtung. Zum einen beurteilen die Planungsbüros die Entwicklung ihrer Geschäftslage in den nächsten sechs Monaten weniger optimistisch: Aktuell sind es nur noch 11% – im Oktober 13% –, die in den bevorstehenden sechs Monaten eine Verbesserung erwarten, 84% rechnen mit keiner Veränderung und 5% mit einer Verschlechterung. Zum anderen hellen sich ihre Erwartungen für die künftige Entwicklung der Nachfrage, der zur erbringenden Leistung und der Ertragslage leicht auf. Momentan rechnen 16% der Planungsbüros mit einer Verbesserung ihrer Ertragslage und 76% mit einer gleichbleibenden.

Erwartungen der Architekturbüros werden verhaltener

Die Architekturbüros revidieren ihr Urteil über die gegenwärtige Geschäftslage gegenüber der Befragung im Oktober 2023 nach unten. Während die Einschätzung über die Entwicklung der erbrachten Leistung ungefähr gleichgeblieben ist, hat sich das Bild über die vergangene Nachfrageentwicklung und die Entwicklung der Auftragsbestände im Vergleich zur Befragung im Oktober deutlich eingetrübt. Entgegen der leicht positiven Entwicklung vom Oktober ist der Anteil der Büros, die den Arbeitskräftemangel als Leistungshemmnis nennt, nun wieder leicht angestiegen auf rund 43%.

Im Hinblick auf die Entwicklung der Geschäftslage in den kommenden sechs Monaten und der Nachfrage in den nächsten drei Monaten werden die Erwartungen der Architekturbüros verhaltener: 12% der Büros erwarten, dass sich ihre Geschäftslage verbessern wird, 82% rechnen mit keiner Veränderung und 6% mit einer Verschlechterung. Für die Ertragslage und die zu erbringende Leistung in den kommenden drei Monaten zeigen sich die Büros hingegen wieder zuversichtlicher.

Erfreuliche Entwicklung der Ertragslage bei den Ingenieurbüros

Auch die Ingenieurbüros beurteilen die gegenwärtige Geschäftslage etwas verhaltener als im letzten Oktober. Die erbrachte Leistung, der Auftragsbestand und die Ertragslage haben sich hingegen in den letzten drei Monaten erfreulicher entwickelt. Der Anteil von Ingenieurbüros, die den Mangel an Arbeitskräften als Leistungshemmnis erlebt, sinkt auf 66%.

Ihre Erwartungen für die Geschäftslageentwicklung in den kommenden sechs Monaten revidieren die Ingenieurbüros kaum. Für die restlichen Indikatoren ändern sie ihre Erwartungshaltung auch nur minim. So werden sie leicht zurückhaltender in den Erwartungen bezüglich der Entwicklung der Nachfrage und der zur erbringenden Leistung in den nächsten drei Monaten. Mit Blick auf die künftige Ertragslage werden die Ingenieurbüros optimistischer: 14% der Büros rechnen damit, dass sich ihre Ertragslage in den kommenden drei Monaten verbessern wird und fast 79% gehen mit einer konstanten Ertragslage aus. Des Weiteren rechnen wieder mehr Ingenieurbüros damit, die Beschäftigtenzahl in den kommenden drei Monaten aufbauen zu können.

Eine Zeitenwende für die Weltwirtschaft?

Im Gegensatz zu den verhaltenen Konjunkturumfrage-Resultaten des Planungssektors glänzt das KOF-Konjunkturbarometer geradezu. Es steigt im Januar 2024 das dritte Mal in Folge auf leicht überdurchschnittliche 101,5 Punkte – laut der KOF-Medienmitteilung vom 30. Januar 2024. Erstmals seit dem vergangenen März sei es wieder über seinen mittelfristigen Durchschnittswert geklettert. Daraus zieht die KOF den Schluss, dass sich die Anzeichen für eine baldige Erholung der Konjunktur verdichteten.

Nüchterner ist die Einschätzung der «Sonntagszeitung» in ihrem Artikel «Höhere Kosten, Steuern und Zinsen prägen die Zukunft» vom 17. Dezember 2023. Sie diagnostiziert der Weltwirtschaft eine Zeitenwende. Die zitierten Experten mach in dem Artikel die folgenden Trends für diese Entwicklung aus: Überalterung der Bevölkerung und damit ein Fachkräftemangel, die Deglobalisierung respektive der Protektionismus, der die Herstellungskosten von Gütern und so die Preise für Konsumentinnen und Konsumenten erhöhen wird. Weiter fordert die Bekämpfung des Klimawandels hohe Investitionen. Auch diese werden auf die Preise aufgeschlagen. Zudem benötigt die Elektrifizierung Rohstoffe wie Lithium, Kobalt und Kupfer. Weil diese knapp werden, steigen ihre Preise überproportional. Und zu guter Letzt steigen die Schulden der Staaten. Treiber hierfür sind steigende Verteidigungsausgaben, hohe Kosten für das Gesundheitssystem aufgrund der Überalterung und unterfinanzierte Rentensysteme, die saniert werden müssen. Nun könnte man die prognostizierten Turbulenzen der Weltwirtschaft von der «Insel der Seligen» aus, wie Ökonom Hans-Werner Sinn die Schweiz nennt, gelassen beobachten. Allerding ist die Schweizer Wirtschaft über die Exporte stark vom Ausland abhängig ist. Deshalb ist für sie die Entwicklung der Weltwirtschaft von grosser Bedeutung. Aber wie immer gilt, verschieden Experten, verschieden Meinungen und sich die Worte von Perikles, Staatsmann der griechischen Antike, in Erinnerung zu rufen: «Es kommt nicht darauf an, die Zukunft vorauszusagen, sondern darauf, auf die Zukunft vorbereitet zu sein.»

Das KOF-Konjunkturbarometer

Seit den 1970er-Jahren veröffentlicht die KOF einen vorlaufenden Sammelindikator, das Konjunkturbarometer. Dieses basiert auf einer von der KOF berechneten Referenzreihe, der Vormonatsveränderung des BIP, basierend auf der Quartalisierung der Schweizer Bruttoinlandprodukt-Daten des Bundesamtes für Statistik und der Bereinigung um die Effekte grosser internationaler Sportanlässe durch das Staatssekretariat für Wirtschaft. Das Ziel des Barometers ist, anhand dieser Referenzreihe die aktuelle Schweizer Konjunkturentwicklung möglichst zeitnah zu prognostizieren.

Der Rohtext dieses Artikels stammt von der Konjunkturforschungsstelle der ETH (KOF) und wird mit persönlichen Gedanken zum wirtschaftlichen Geschehen ergänzt von Susanne Schnell, Fachspezialistin Kommunikation/Themenmanagerin beim SIA; susanne.schnell [at] sia.ch

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