Hörst du die Re­gen­wür­mer hus­ten?

Klanginstallation «Sounding Soil» an der Zürcher Hochschule der Künste

Kann man den Boden hören? Und wenn ja – wie tönt er? Dieser Frage geht die Klanginstallation «Sounding Soil» nach, die derzeit an der Zürcher Hochschule der Künste zu erleben ist.

Publikationsdatum
10-01-2019
Revision
10-01-2019

Die Klanginstallation von Marcus Maeder – Künstler und wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institute for Computer Music and Sound Technology ICTS der ZHdK – untersucht die Akustik von Bodenökosystemen und macht das Leben unter unseren Füssen hör- und erlebbar. Die begehbare Installation mit einer 3-D-Surround-Lautsprecheranlage lädt zu einer Klangreise durch den Boden ein: Wie tönt es, wenn Bodentiere kommunizieren? Klingt ein ökologisch gepflegter Boden anders als ein intensiv bewirtschafteter?

Das ist nicht nur eine Spielerei, sondern hat einen ernsten Hintergund. Angesichts des Klimawandels und der wachsenden Erdbevölkerung wird die Nahrungsmittelsicherheit immer wichtiger. Gesunde Böden sind als Grundlage für die Ernährung und Artenvielfalt entscheidend. Für «Sounding Soil» wurden deshalb spezielle Aufnahme- und Messmethoden entwickelt mit dem Ziel, Aktivität und Biodiversi­tät in Böden künftig einfach und schnell akustisch messen und beurteilen zu können.

Bisher wurden in der Schweiz über 20 Bodenflächen aufgenommen, von intensiv und extensiv genutzten Landwirtschaftsflächen über Alpweiden bis zu Waldböden. Zu hören sind in den Aufnahmen unter anderem Bodentiere wie Springschwänze, Hundertfüsser, Käfer, Regen­würmer, Spinnen und Heuschrecken.

Tatsächlich hat die Fläche an gesunden Böden in der Schweiz in den letzten Jahrzehnten abgenommen. Durch intensive Bewirtschaftung, den Einsatz von Mineraldüngern und chemischen Pflan­zenschutzmitteln sowie durch Verdichtung verlieren Böden ihre Fruchtbarkeit. Erste Ergebnisse von «Sounding Soil» zeigen einen Unterschied zwischen extensiv und intensiv bewirtschafteten Böden: Während Aufnahmen aus Bioböden dank zahlreichen Bodenlebewesen einen vielfältigen Klangteppich liefern, herrscht in einem konven­tionell bewirtschafteten Zuckerrübenfeld oder einem Acker für Industriekartoffeln Stille.

Das Forschungs- und Kunstprojekt vereint verschiedene Disziplinen und wird unterstützt von der der Zürcher Hochschule der Künste (ZHdK), der Eidg. Forschungsan­stalt für Wald, Schnee und Landschaft (WSL), der Nationalen Bodenbeobachtung (NABO) an der Agroscope, der ETH Zürich und der Stiftung Biovision für ökologische Entwicklung.

Nach einer ersten Station im Berner Paul Klee Zentrum ist die Installation nun noch bis zum 28. Februar in der ZHdK zu erleben. Und die Forschung soll weitergehen: Die Stiftung Biovision führt sie als Citizen-Science-Projekt fort, bei dem Interessierte mit selbst aufgenommenen Bodentönen zu einer Schweizer Soundmap beitragen können.
 

Die Installation auf der Rampe des Toni-Areals ist noch bis zum 28. Februar zu erleben.
Adresse: Förrlibuckstrasse 109, 8005 Zürich
Öffnungszeiten: Mo–Fr 9–18 Uhr
https://www.zhdk.ch/veranstaltung/37834

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