Herr der Röh­ren

Leuchtstoffröhren sind sein Markenzeichen: Die Ausstellung «Lights» im Kunstmuseum St. Gallen zeigt Installationen des amerikanischen Lichtkünstlers Dan Flavin.

Publikationsdatum
27-05-2013
Revision
28-10-2015

Dan Flavin (1933–1996) gehört neben Keith Sonnier und James Turrell zu den bekanntesten Lichtkünstlern weltweit und gilt als Pionier in diesem Bereich. Seine Werke bestehen aus handelsüblichen Leuchtstoffröhren, die er mal senkrecht, mal waagrecht, mag schräg einsetzt. Flavins Arbeiten sind einfach, minimalistisch. 

«Es wäre schwierig, weniger zu machen als dieser Künstler», sagte einst der amerikanische Kunstkritiker und Journalist David Bourdon über Flavins Arbeit.1 Kaum ein Künstler wird so mit einem Gebrauchsgegenstand in Verbindung gebracht wie Dan Flavin mit der Leuchtstoffröhre. Mit seiner Kunst will er nicht symbolisieren, sondern die Nähe zum Dekorativen suchen, um eine neutrale Lust am Sehen zu schaffen, wie er stets betonte. 

Vergängliche Kunst

Flavins Installationen sind schön anzuschauen, interessant sind jedoch auch die Geschichten, die dahinter stecken. Seine Kunst widmet er Freunden und Verwandten oder Künstlern und Politikern, die ihm wichtig sind. Mit seinen Werken setzt er ihnen ein Denkmal – mit Verfallsdatum. Sie erlöschen, wenn die Lampen ihren Geist aufgeben –  nach etwa 2100 Stunden.2 

Werkschau und Katalog

Die Ausstellung im  Kunstmuseum St. Gallen zeigt gut 30 von Flavins Arbeiten. Eine davon ist die räumliche Installation «untitled (to Jan and Rose Greenberg)», die Flavin 1973 für seine Ausstellung «Corners, Barriers and Corridors in Fluorescent Light» im Saint Louis Art Museum erstellte.

Die korridorartige Installation besteht aus 244cm langen, senkrecht angebrachten Leuchtstoffröhren mit gelbem Licht auf der einen und grünem auf der anderen Seite. Durch eine spaltenartige Öffnung zwischen ihnen scheint die Farbe der gegenüberliegenden Seite durch. Bewegen sich die Besuchenden im Raum, verändert sich ihre Wahrnehmung der Farben.

Zur Ausstellung ist ein Katalog im Verlag Hatje Cantz erschienen. Neben dem Werdegang von Dan Flavin werden seine Arbeiten detailliert vorgestellt und in den kunsthistorischen Kontext eingeordnet. Eine Bildreihe zeigt ganzseitige Aufnahmen seiner Werke. 

Einen Besuch wert ist auch die gleichzeitig stattfindende Ausstellung in der Lokremise St. Gallen, die zwei interaktive Lichtinstallationen des britischen Lichtkünstlers Anthony McCall zeigt.

Anmerkungen / Literatur

  1. David Bourdon. «Dan Flavin. The 1964 Green Gallery Exhibition. Reviews», in: Ausst.-Kat. Dan Flavin. The 1964 Green Gallery Exhibition, New York, Göttingen, 2008, S. 32.
  2. Nach Suzanne Munchnic: «Flavin Exhibit: His Artistry Comes to Light» in: Los Angeles Times, 23. April 1984.
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