Gi­ro Gi­ro Ton­do – De­sign für Kin­der

Jahr für Jahr erzählt das Triennale Design Museum in Mailand neue oder bislang kaum beachtete Geschichten zum italienischen Design. «Giro Giro Tondo» ist die zehnte Ausgabe dieser Reihe und zeigt Gestaltung für Kinder und ihre Welt.

Publikationsdatum
28-06-2017
Revision
28-06-2017

Zum Auftakt der Ausstellung spaziert man über die elegante, 2009 montierte Holzbrücke von Michele De Lucchi, die in Zusammenhang mit dem auf die Eingangswand gemalten grossen Kopf wie die Nase von Pinocchio wirkt. Diese Hommage an den «Quadratino», eine Comicfigur, die Antonio Rubino 1910 für den Corriere dei Piccoli zeichnete, stammt vom Grafiker Giorgio Camuffo. Wie ein Maskottchen zieht sich das Signet in diversen Abwandlungen quer durch die auf den Ideen von Silvana Annicchiarico beruhende Ausstellung und markiert einzelne thematische Abschnitte. 

Alle werden zu Alice im Wunderland

Der erste Saal ist eine von Stefano Giovannoni gestaltete Wunderkammer, die alle, inklusive die Er­wachsenen, wie weiland Alice im Wunderland zu kleinen Kindern macht. Denn sämtliche Möbel und Gegenstände von Alessandro Mendini, Philippe Starck, Guido Drocco, Franco Mello und anderen sind ­übergross gebaut und verändern im dunkel gehaltenen Raum mit ­seinen Spiegelwänden radikal den Massstab des Gewohnten. 

Im anschliessenden Halbrund des grossen Ausstellungssaals der Triennale reihen sich die nach Themen geordneten Ausstellungsstücke, eine üppig ausgestattete, buntfarbige Welt voller bekannter und auch weniger bekannter Figuren, Symbole und Gegenstände. Mobiliar, Spielzeug, Zeichen, Animationen, Werkzeuge werden mit Beispielen aus dem 19. Jahrhundert bis heute ausgebreitet. Dem genialen Gestalter Bruno Munari gehört ein eigener Bereich für seine Bücher, Zeichnungen, Spiele und Möbel, ebenso dem Thema «Architektur für Kinder», hier vor allem mit Ideen von Maria Montessori («Casa dei bambini», Rom) und Architekt Giuseppe Terragni mit seinem rationalistisch geprägten «Asilo Sant’Elia» in Como. 

Pinocchio, der liebens­würdige Hampelmann

Über allem thront Pinocchio. Die Figur geht auf die Geschichte «Storia di un Burratino» von Carlo Collodi aus dem Jahr 1881 zurück – ein ­Hampelmann, dem bei jeder seiner Flunkereien die Nase beträchtlich wächst. Dieser Pinocchio (Wortspiel zwischen pino = Pinie / Kiefer und der Verkleinerungsform von pinco = Dummkopf und «occhio» italienisch für Auge, demnach Holzauge) ist eine nicht nur in Italien ungemein populäre Figur. Kein Wunder, dass eine wie ein aufgeschlagenes Buch gestaltete Vitrine mit Hunderten dieser Figuren aus Holz, Metall, Papiermaché und Kunststoff schier überquillt. 

Giro il mondo

«Giro Giro Tondo» entspricht übrigens deutsch dem Kinderlied «Ringel Ringel Reihen». Das Lied kennen die Italiener aus ihrer Kindheit: «Giro giro tondo / Casca il mondo / Casca la terra / Tutti giù per terra» (Dreht euch dreht im Kreise / die Welt fällt hinunter / Der Boden fällt hinunter /  Alle auf den Boden). 

Diese zehnte Ausstellung zu italienischem Design in der Triennale di Milano ist ein grosses Vergnügen und zudem lehrreich. An einer ihrer letzten Stationen ist ein grosser Bücherstand mit Kinder­büchern, Comics usw. aufgebaut. ­Die Kleinen ignorieren das und stürzen sich auf die iPads, mit denen sie ­Figuren auf grossen Bildschirmen animieren und zum Leben erwecken können. Die begleitenden Nonni können nur staunen: Giro il ­mondo! 
 

Giro Giro Tondo – Design for Children
Bis zum 18. Februar 2018
Palazzo della Triennale, Viale Alemagna 6, Mailand
Dienstag bis Sonntag, 10.30 – 20.30 Uhr
Weitere Infos: www.triennale.org

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