Ge­schich­ten ums Was­ser

Das denkmalgeschützte Seewasserwerk Moos feiert 2014 sein hundertjähriges Bestehen. Mit dem naturnahen System war die Stadt Zürich Pionier in der Gewinnung von Trinkwasser aus dem See.

Publikationsdatum
28-08-2014
Revision
30-10-2015

Vom Mittelalter bis in die Gegenwart – ein geschichtlicher Abriss der Siedlungswasserwirtschaft der Stadt Zürich eröffnet diesen Band. Historische Fakten, Karten, Pläne, Fotos und erstaunliche Begebenheiten lassen bei der Lektüre mitunter Analogien zur Gegenwart aufkommen: Als der Pathologe Edwin Klebs 1884 anlässlich einer Typhusepidemie Bakterien im Zürcher Trinkwasser fand, glaubten weder die Bevölkerung noch die Wissenschaftler, dass die Krankheit durch Mikroorganismen ausgelöst worden sei. Die Epidemie entfachte heftige Pressekontroversen im In- und Ausland. In Zürich reagierte man darauf – ähnlich wie man das heute in anderen von Unglücken betroffenen Touristenorten der Welt noch tut – mit der Gründung des Verkehrs- und Verschönerungsvereins. So sollten die abgeschreckten Touristen wieder in die Limmatstadt gelockt werden. 

Trotz diesem Vorfall hatte Zürich bei der Abwasserentsorgung eine Vorreiterrolle inne. Früh wurde das Trennsystem eingeführt, bei dem Flüssiges aus dem Abwasser in die Limmat geleitet wurde und die festen Teile zum Düngen verkauft wurden. Dieses System war bis nach dem Ersten Weltkrieg im Einsatz. 

In den 1930er-Jahren wurde die schleichende Verseuchung des Zürichsees durch die Abwässer der Gemeinden immer mehr zum Thema. Mit dem Bau der Kläranlage Werdhölzli 1926 war die Stadt schweizweit vorbildlich vorangeschritten. Ab 1930 folgten auch andere Seegemeinden dem Beispiel. Dennoch nahmen in den 1960er-Jahren die Probleme mit verunreinigtem Wasser massiv zu, und das Seewasserwerk Moos musste neben der Sandfiltration mit zusätzlichen chemischen Aufbereitungsstufen ausgerüstet werden. Es erstaunt zu lesen, dass erst 1971 ein umsetzbares Gewässerschutzinitiativegesetz erlassen wurde. In der Folge verbesserte sich die Qualität des Seewassers wieder. 1978 waren 80% aller Haushalte an eine Kläranlage angeschlossen.

Zur besseren Übersicht wäre ein Zeitstrahl mit den wichtigsten Entwicklungsschritten hilfreich gewesen. Dafür erhalten die Leser zusätzliche Informationen in Kästen, zum Beispiel wie ein Langsam- oder ein Schnellfilter funktioniert. Ein Experteninterview ergänzt das Thema Trinkwasseraufbereitung aus heutiger Sicht. 

 

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