Der Deutsche Brückenbaupreis wurde zum achten Mal vergeben. In der Kategorie «Strassen- und Eisenbahnbrücken» gewann die Retheklappbrücke im Hamburger Hafen und in der Kategorie «Fuss- und Radwegbrücken» wurde der Trumpf-Steg in Ditzingen ausgezeichnet.
Der Deutsche Brückenbaupreis wird seit 2006 alle zwei Jahre von der Bundesingenieurkammer und dem Verband Beratender Ingenieure VBI für herausragende Bauingenieurleistungen vergeben. Je drei Projekte werden in den beiden Kategorien «Strassen- und Eisenbahnbrücken» und «Fuss- und Radwegbrücken» nominiert, aus denen die Jury jeweils einen Gewinner wählt. Ziel ist es, die Leistungen von Bauingenieurinnen und Bauingenieuren anzuerkennen und die Ingenieurbaukunst einem breiten öffentlichen Publikum zugänglich zu machen
Aufgrund der Corona-Pandemie konnte die Preisverleihung nur im virtuellen Rahmen stattfinden. Der Preis wurde am 8. März in einer Online-Veranstaltung vergeben.
Kategorie Fuss- und Radwegbrücken
In der Kategorie «Fuss- und Radwegbrücken» wurde der Trumpf-Steg in Ditzingen vom Ingenieurbüro sbp schlaich bergermann partner aus Berlin ausgezeichnet. Der Steg verbindet zwei Betriebsareale des Hauptsitzes der Firma Trumpf über eine starkbefahrene Strasse miteinander. Die Jury attestiert dem Steg, dass er «eindrücklich vor Augen führt, wie eine alltägliche Aufgabe durch die konsequente Umsetzung einer aussergewöhnlichen Tragwerksidee, die Nutzung hochentwickelter Materialien und Technologien und nicht zuletzt durch den gemeinsamen Mut und Gestaltungswillen von Auftraggeber und Ingenieur zu einem aussergewöhnlichen Bauwerk führen kann.»
Um diese Aufgabe zu bewerkstelligen, haben sbp eine leichte Schalenkonstruktion aus 2 cm dünnen, doppelt gekrümmten Edelstahlblechen entwickelt. Der Schalenrand wurde zur Stabilisierung durch Aufkantungen verstärkt. Die Schale spannt etwa 20 m in Längsrichtung und ca. 10 m quer zwischen vier Kämpfergelenken. Besonders auffällig ist die Perforierung der Schale, wodurch der Kraftfluss in Szene gesetzt und Transparenz und Leichtigkeit der Struktur unterstrichen werden sollen.
Kategorie Strassen- und Eisenbahnbrücken
Das Ingenieurbüro Grassl aus Hamburg konnte die Jury mit ihrer Konstruktion für die Retheklappbrücke im Hamburger Hafen in der Kategorie «Strassen- und Eisenbahnbrücken» überzeugen. Die Jury hebt die innovative Konstruktion einer anspruchsvollen Aufgabe – die schiefwinklige Querung von Strasse und Schiene im Hamburger Hafen hervor: «Als eine der grössten Klappbrücken europaweit, ist sie in ihrer Art und insbesondere aufgrund ihres neuartigen Schliessmechanismus prototypisch und einzigartig.»
Die über 141 Meter lange Brücke wurde als Ersatz der Rethehubbrücke errichtet. Die zweiflügelige Klappbrücke hat eine nutzbare Breite von 24 Metern. Durch den Klappmechanismus gibt es keine begrenzte Durchfahrtshöhe, damit gewährleistet das Bauwerk eine hohe Betriebsverfügbarkeit und einen reibungslosen Verkehrsfluss im Hafen. Um die unabhängige Nutzung von Strasse und Schiene zu ermöglichen, haben beide Verkehrsarten getrennte Überbauten.
Um eine möglichst geringe Anfälligkeit zu gewährleisten, wurde die Brücke mit möglichst wenig beweglichen Teilen konstruiert und auf eine mechanische Verriegelung verzichtet. Stattdessen entwickelten die Planenden einen Schliessmechanismus der mittels Fingern funktioniert, mithilfe derer Querkräfte und Momente übertragen werden können. Aufgrund dieser feingliedrigen Mechanik musste der Schliessvorgang präzise ablaufen, weswegen zusätzlich eine spezielle und komplexe Steuerung entwickelt wurde.
Fuss- und Radwegbrücken
Trumpf-Steg in Ditzingen
Strassen- und Eisenbahnbrücken
Retheklappbrücke in Hamburg
Auszeichnungen
Fuss- und Radwegbrücken
Stuttgarter Holzbrücke an der Birkelspitze in Weinstadt
König-Ludwig-Brücke in Kempten
Strassen- und Eisenbahnbrücken
Brücke bei Schwaig im Zuge der A 3 bei Nürnberg
Sanierung der Elster-Brücke im Zuge der L 673 bei Neudeck, Land Brandenburg
Videos zu allen ausgezeichneten Projekten gibts hier.
