Aus­zeich­nung «Nach­hal­tig Sa­nie­ren»

Zum ersten Mal zeichnete die Stadt Zürich Wohnbausanierungen aus, die neben ökonomischen und ökologischen Aspekten die soziale Dimension der Nachhaltigkeit berücksichtigen.

Publikationsdatum
29-11-2012
Revision
25-08-2015
Alexander Felix
Dipl.-Ing. Arch. TUM; Mitglied des Stiftungsrats Architektur Dialoge, Basel

Ende 2010 bestand die Stadt Zürich aus über 50.000 Gebäuden, von denen über die Hälfte aus den Jahren 1931 bis 1980 stammt und somit einen entsprechenden Erneuerungsbedarf aufweisen. Neben den aktuell viel beachteten energetischen und ökonomischen Aspekten darf bei den notwendigen Massnahmen aber auch die soziale Dimension der Nachhaltigkeit nicht vernachlässigt werden. Ziel muss es sein, den Bestand massvoll zu modernisieren, um den Wert zu erhalten und dabei die vorhandenen Bewohner nicht zu vergessen, damit Wohnen in Zürich nicht nur für wenige finanzierbar ist. 

Um den Einsatz von engagierten Bauherrschaften und Planenden zu würdigen, hat die Stadt Zürich dieses Jahr zum ersten Mal die Auszeichnung «Nachhaltig Sanieren» ausgeschrieben. 19 Projekte wurden eingegeben, deren Bandbreite von privaten Wohnhäusern mit vier Wohnungen bis hin zu Hochhaussiedlungen mit über 500 Wohnungen reichte. Nach eingehender Prüfung der Eingaben und Besichtigung der Projekte in der engeren Wahl vergab die Jury sieben Preise und sprach vier Anerkennungen aus. 

Unter den Preisträgern ist die Siedlung Sihlfeld der Allgemeinen Baugenossenschaft Zürich (ABZ), die 1927–1929 in zwei Etappen nach Plänen des Architekten Otto Streicher erbaut wurde. Die Siedlung mit den Erkermalereien von Wilhelm Hartung ist ein wichtiger Zeuge des Zürcher Genossenschaftsbaus und steht unter Denkmalschutz. Seit 2011 wird das städtebauliche Flaggschiff von Schaffner Architekten für die Zukunft fit gemacht. Um den Wohnungsmix zu aktualisieren und die soziale Mischung zu verbessern, wurden durch Zusammenlegungen 15 neue Familienwohnungen geschaffen und Teile des Dachs ausgebaut. Nach Abschluss der zweiten Etappe 2013 soll die Erneuerung abgeschlossen sein und die Siedlung neu über 138 Wohnungen verfügen. 

Entlang der Sihlfeld- und der Zypressenstrasse wird der bestehende Dachstuhl ersetzt, um Raum für sechs zusätzliche 4.5-Zimmer-Wohnungen zu schaffen, die helfen, einen Teil der Erneuerungskosten zu kompensieren. In den identischen Lukarnenaufbauten ist eine Loggia mit Oberlicht integriert. Auf der Hofseite erweitern angebaute Balkone und Lauben das Raumangebot. Ausserdem wurden fünf Lifte eingebaut, die 50% der Wohnungen barrierefrei erschliessen. In den Wohnungen wurden die Küchen zum Korridor geöffnet und der Trittschallschutz verbessert. Dank hofseitigen Innendämmungen und einfachen Lüftungen wurde der Energiebedarf deutlich gesenkt, den neu eine Grundwasserwärmepumpe deckt, ergänzt durch einen Spitzenlast-Gaskessel und eine Photovoltaikanlage. 

Wichtig für die erfolgreiche Erneuerung und Verdichtung war die konstruktive Haltung des Denkmalschutzes: Durch das Einfordern und Zulassen massgeschneiderter Eingriffe kann der Denkmalschutz zu einer wertvollen Vielschichtigkeit der gebauten Umwelt beitragen, die durch Ersatzneubauten nicht erreicht werden kann.

Magazine

Verwandte Beiträge