Au­gen­schmaus Pop Art De­sign

Pop-Art – allein der Begriff klingt so, wie die Gegenstände dieser Epoche wirken: Sie springen förmlich ins Auge, bunt, knallig – eben POP! Eine reich bestückte Ausstellung im Vitra Design Museum in Weil am Rhein stellt Mobiliar sowie Werke aus der bildenden Kunst und der Werbegrafik einander gegenüber, oft mit überraschendem Effekt.

Publikationsdatum
25-10-2012
Revision
25-08-2015

Insgesamt sind 150 Ausstellungsstücke zu sehen, ein Grossteil aus der eigenen Sammlung – Möbel, Geräte und Interieurs der Pop- Art, dazu kommen Kunstwerke als Leihgaben von Museen internationaler Bedeutung. Die Designobjekte stammen von europäischen und US-amerikanischen Gestaltern, vertreten sind Charles Eames, George Nelson, Ettore Sottsass, Achille Castiglione und Verner Panton. Nebst Möbeln und Alltagsgegenständen sind auch bemerkenswerte Interieurs dokumentiert: So ist eine Fotoarbeit des deutschen Fotografen Ulrich Mack (1970) über die mit Pop-Art ausgestattete Wohnung von Gunter Sachs in St. Moritz zu sehen. Selbst ganze Stadtteile – hier von Las Vegas – wurden fotografisch dokumentiert: Die Bildserie vom Sunset Strip von Ed Ruscha und die Farbaufnahmen von Robert Venturi und Denise Scott Brown verweisen auf den Zusammenhang von Pop-Art und Alltagsarchitektur.
Die Kunstwerke tragen Signaturen von Andy Warhol, Claes Oldenburg, Roy Lichtenstein oder Ed Ruscha. Und der Tausendsassa Andy Warhol schuf 1958 mit einem grossen dreiteiligen Wandschirm, bemalt mit Cupidos, die Verbindung zwischen Gebrauchsobjekt und Kunst. Auf Warhol gehen auch die unter einer transparenten Plastikkuppel schwebenden silbernen Wolken vor dem Eingang des Museums zurück. Es ist ein Remake einer leicht, luftig und witzig wirkenden Installation (New York, 1966), für deren Realisierung Warhol einst den Ingenieur Billy Klüver zu Rate zog, der auch andere bedeutende Kunstwerke der Pop-Ära realisieren half.

Kunstrevolution Pop-Art
Die Pop-Art entwickelte sich Mitte der 1950er-Jahre unabhängig voneinander sowohl in Grossbritannien als auch in den USA – in den Vereinigten Staaten als Abkehr von der Malerei des abstrakten Expressionismus, in Europa als Auseinandersetzung mit der wachsenden Konsumwelt und später auch als Ausdruck ­einer kritischen politischen Haltung, beispielsweise gegenüber dem Vietnamkrieg.
Motive aus der Konsumgesellschaft nehmen in der Pop-Art einen unübersehbaren Platz ein, gleichzeitig verleihen künstlerische Strategien wie Zitate, Collagen und Ironie den Alltagsobjekten eine neue Ästhetik. Das wird in der Ausstellung mit der klugen Gestaltung durch das Basler Architektur- und Szenografiebüro groenlandbasel klar.
Die Pop-Art hinterlässt bis heute Spuren in Kunst und Design. Der Chefkurator des Design-Museums, Mateo Kries, drückte bei der Medienpräsentation klar aus, wie sehr Werke z. B. von Philippe Starck oder Erwin Wurm durch die Pop-Art und ihren spielerischen Umgang mit Konsumästhetik und kommer­ziel­len Klischees beeinflusst seien. Letzterer zeigt denn auch in einer kleinen Ausstellung unter dem Titel «Home» in der Vitra Design Museum Gallery einige Skulpturen, einen Film und eine Wandarbeit, die mit hintergründigem Witz Haus und Heim zum Thema haben.
Die Ausstellung wird 2013 auch im Louisiana Museum of Modern Art (Dänemark) und im Moderna Museet in Stockholm zu sehen sein, den Museen, aus denen wesentliche Leih­gaben stammen. Weitere Sta­tio­nen sind in Planung.

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