An­ein­an­der ge­reiht

Hilfsbrückenketten in Oerlikon

Am Bahnhof Oerlikon sorgen seit Kurzem installierte Eisenbahnhilfsbrücken dafür, dass die Bahnlinie nicht wegen der Baustelle unterbrochen werden muss.

Publikationsdatum
26-02-2015
Revision
25-08-2015

Rund um den Bahnhof Oerlikon laufen die Umbauarbeiten auf Hochtouren. Bestehende Gleise werden aufgehoben, abgebrochen und anschliessend neu gebaut. Denn unter den Gleisen werden die beiden Unterführungen verbreitert und neu gestaltet. Dafür muss von der Oberfläche, wo die Gleise liegen, bis unter das Niveau der künftigen Passagen gegraben werden. 

War es zu Beginn der Baugrundarbeiten noch möglich jeweils zwei Gleise ausser Betrieb zu nehmen, ist dies bei den nach Wallisellen führenden Gleisen 1 und 2 unmöglich. Die Züge können nach dem Bahnhof die Gleise nicht mehr wechseln. Zwei Hilfsbrückenketten bestehend aus jeweils fünf standardisierten SBB-Hilfsbrücken sorgen für Abhilfe: Seit kurzem überqueren sie die Baugrube und gewähren den Gleisbetrieb während der Erstellung der letzten Teilstücke der Personenunterführungen.

Die Gesamtlänge einer Hilfsbrückenkette beträgt etwa 81 m. Die Schweizer Bahnbetreiber lagern an mehreren Orten Hilfsbrücken als – auch kurzfristig einsetzbare – Baustelleninstallationen und setzen sie regelmässig ein. Es sind grundsätzlich Einfache Balken. In Oerlikon werden  fünf verschiedene Typen eingesetzt.

Standardisierte Einzelstücke zusammengefügt

Der Brückenüberbau eines einzelnen Einfachen Balkens besteht aus vier einfeldrigen vollwandigen Längsträgern, von denen je zwei durch Querträger zu einem Zwillingsträger verbunden sind. Der Abstand der Querträger, die als Schienenauflager dienen, beträgt 60 cm, was dem normalen Schwellenabstand auf der freien Strecke entspricht. Quersteifen, die im Abstand von 1.8 bis 2.4 m angeordnet sind, verbinden die beiden Zwillingsträger zum typischen Querschnitt der Hilfsbrücken. Statisch wirkt die Konstruktion als Trägerrost mit biegeweich bis biegesteif angeschlossenen Querträgern.

Die zehn Hilfsbrücken wurden ungeteilt und fertig montiert mit der Bahn zum Bahnhof Oerlikon geliefert und über die Gleise eingebaut. Auf der Baustelle wurden sie auf die vorbereiteten Lager montiert und verschweisst. Dafür war für jede Hilfsbrückenkette je eine durchgehende Wochenendsperrung des jeweils betroffenen Gleises notwendig: Das Gleis 2 wurde vom 13. bis 15. Februar gesperrt, das Gleis 1 vom 20. bis 22. Februar.

Jede Brücke ist in vier Punkten gelagert. Die Zwischenauflager bilden ausgefachte Stahltürme (Joche), die vertikale und horizontale Kräfte von jeweils einer Brücke aufnehmen und 16 m tief in den Baugrund eingebunden sind. Die Stützenprofile (HEB400) wurden in den Untergrund einvibriert. Diese ebenfalls normierten räumlichen Fachwerkstützen sind mit Betonelementen gegen Anprall von Baustellenfahrzeugen geschützt. Die Ingenieure des Planerteams mussten sie vor allem auf die Einwirkung «Anfahren und Bremsen» bemessen, und Fachleute der SBB simulierten statische Berechnungen. Die Endauflager bestehen aus einem auf Mikropfählen fundierten Betonwiderlager. Hier werden die horizontalen Reaktionen von schrägen Mikropfählen aufgenommen.

Temporär und sicher

Die Eisenbahnhilfsbrücken genügen den gleichen Sicherheitskriterien wie normale Bahnbrücken. Die Ingenieure gewährleisteten also bei dieser temporären Baustelleninstallation ein möglichst kontinuierliches, der vorgesehenen Überfahrgeschwindigkeit entsprechendes Längenprofil der Gleise – grundsätzlich entsprechend der bestehenden Linienführung. Aufgrund der beschränkten Bauhöhen – sie sind durch die bestehende Gleisgeometrie und die Lage der künftigen Decke vorgegeben – weisen die Brücken aber gegenüber permanenten Eisenbahnbrückenbauwerken eine geringere Steifigkeit auf. Es werden grössere zulässige Verformungen von Brückenträgern und Fundationen akzeptiert. Allerdings beträgt die maximal zulässige Überfahrgeschwindigkeit während den Bauarbeiten ohnehin nur 50 km/h, sodass der etwas geringere Fahrkomfort kaum spürbar ist.

Die Hilfsbrücken sind etwa 17 Monate im Einsatz – von Februar 2015 bis Juni 2016. Die Personenunterführung Mitte und die Quartierverbindung werden gegen Ende 2016 eröffnet. Nach den wiederum erforderlichen Wochendesperrungen fahren die Züge von und nach Wallisellen nicht mehr über die Hilfsbrücken, sondern über die neu angelegten Gleise.

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