Das Fass des Dio­ge­nes, ge­baut durch Ren­zo Pia­no

Auf dem Vitra-Campus ist derzeit ein Prototyp des ökologischen Minihauses von Renzo Piano zu sehen.

Publikationsdatum
16-08-2013
Revision
25-08-2015

Mit dem Centre Pompidou in Paris oder dem Paul-Klee-Zentrum in Bern hat der italienische Architekt Renzo Piano grosse Bauten mit Stahl und Glas projektiert und gebaut. Nun hat er sich darauf eingelassen, ein klitzekleines Gebäude zu entwerfen, «Diogene» genannt. Die Firma Vitra hat es unternommen, dieser Idee eine gebaute Gestalt zu geben. Zu sehen ist der Prototyp seit kurzem auf dem Vitra Campus in Weil am Rhein. Auf 2.40 x 3 m Grundfläche sind ein Wohnraum, Küche und Bad untergebracht. Bis zum Giebel misst dieses Einpersonenhaus 3.2 m. Es besteht in seiner Grundstruktur aus Holz, ist mit einer Hülle aus rezykliertem Aluminium geschützt und funktioniert weitgehend autonom.

High-Tech auf kleinstem Raum

«Diogene» gilt rechtlich als Haus, ist also weder wie ein Caravan noch wie eine Gartenhütte anzusehen. Seine Gebäudehülle entspricht mit einem durchschnittlichen U-Wert von 0.3 (inklusive der rahmenlosen Fenster) den gesetzlichen Energieanforderungen z.B. Deutschlands. Diese Dämmung wird durch hochisolierende Vakuum-Paneele zwischen der tragenden Holzkonstruktion und der Aluminiumhaut erreicht. Die Fenster in Dach und Fassade sind grosszügig bemessen und sorgen für ausreichend Tageslicht, gleichzeitig beschattet ein aussen liegender Sonnenschutz den Raum. Eingebaut sind zudem eine mechanische Grundlüftung mit Wärmerückgewinnung und Lüftungsöffnungen am Dachfirst für natürliche Belüftung.

Der Heizbedarf ist mittels einer Wärmepumpe gesichert und wird über Umluft dem Raum zugeführt. Diese Wärmepumpe entzieht der umgebenden Luft die Wärme und braucht nur minimal elektrische Energie. An heissen Tagen kann mit dieser Installation auch gekühlt werden. Eine Erweiterung auf eine Erdreichwärmepumpe ist eingeplant. Der Strom wird von zwei Photovoltaikpaneelen (400 Watt-Peak) erzeugt und in Batterien mit rund 7 kWh Speicherfähigkeit eingespeist. An drei bis fünf bewölkten Tagen bleibt das Haus so unabhängig vom Netz. Das mit Sonneneinstrahlung erwärmte Wasser wird im 300 l fassenden Tank über dem Dach gespeichert. Die Komposttoilette trennt die festen von den flüssigen Bestandteilen und kommt ohne wertvolles Trinkwasser aus. Letzteres wird in Rinnen gesammelt und fliesst in den Regenwassertank.

Lerneffekt ist eingeplant

Renzo Piano und Vitra sind der Meinung, dass «Diogene» auch als Lerninstrument für einen bewussteren Umgang mit Ressourcen dienen kann. Ein Leben auf kleinstem Raum mit minimem Fussabdruck. Dieses moderne Diogenesfass soll voraussichtlich ab 2014 in Serie gehen und dürfte ab 20.000 Euro erhältlich sein.

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