Ar­chi­tek­tur­preis Be­ton 2013

Am 25. September wurde in Zürich der Betonpreis 2013 verliehen. Mit Buchner Bründler Architekten gewann ein Büro, das den Beton in den beiden eingereichten Projekten geradezu zelebriert. Ebenfalls ausgezeichnet wurden Silvia Gmür Reto Gmür Architekten, Staufer & Hasler Architekten und Lukas Lenherr.

Publikationsdatum
30-09-2013
Revision
01-09-2015

Die mit 50.000 Franken dotierte Auszeichnung wird alle vier Jahre vom Branchenverband Betonsuisse verliehen. Dieses Jahr vergab die Organisation erstmals auch einen Förderpreis für junge Architekten mit einem Preisgeld von 10.000 Franken. Die neue Auszeichnung wendet sich an Architekten unter 40. Für alle Kategorien mussten die Projekte zwischen dem 1. Januar 2008 und dem 31. Dezember 2012 entstanden sein.

Der Förderpreis ging an den Zürcher Architekten Lukas Lenherr und sein Mehrfamilienhaus «Fünf Häuser» in Rapperswil. Lenherr stapelte dafür fünf Geschossschichten übereinander, die sich in Fassadengestaltung und Grundriss unterscheiden. Verbindendes konstruktives und ästhetisches Element ist Dämmbeton, der mal unbehandelt, mal gestrichen oder auch geschindelt in Erscheinung tritt. Neben der architektonischen Qualität seines Baus begründete Lehnherr, der für die «Fünf Häuser» vor zwei Jahren bereits mit einem best architects award ausgezeichnet wurde, seinen Erfolg mit einem simplen Rezept: «Man muss bei diesen Wettbewerben einfach mitmachen.» Ein Appell, den auch Jurypräsidentin Annette Spiro vor allem hinsichtlich der Einreichungen für den Förderpreis unterstützte. 

Zwei Auszeichnungen

Der konstruktiven Logik in der Verwendung von Beton mass die Jury bei der Beurteilung der über 140 eingereichten Projekte grosse Bedeutung zu, wie Annette Spiro betonte.

Mit dem Zweifamilienhaus «Casa ai Pozzi» von Silvia Gmür Reto Gmür Architekten würdigten die Juroren folgerichtig ein Haus, in dem Tragstruktur und Raumkomposition eine selbstverständliche Einheit bilden. Aussergewöhnlich an dem Haus am Hang des Lago Maggiore sei zudem sein starker Landschaftsbezug, der sich nicht, wie in Überbauungen an dieser Lage üblich, allein auf den See beziehe. Das sumpfige Gelände, auf den auch der Name des Hauses hinweist, ist domestiziert und als poetisches Element in die Gesamtkomposition mit einbezogen. 

Wesentlich komplexere Anforderungen hatte das zweite ausgezeichnete Gebäude, das Bundesverwaltungsgericht in St. Gallen von Staufer & Hasler Architekten, zu erfüllen. Hier hob die Jury insbesondere die Virtuosität im Umgang mit dem Material vom grossen bis zum kleinen Massstab hervor. Insbesondere die raffinierte und tragende (!) Fassade des fünfzehnstöckigen Neubaus fand Gefallen. Aber auch das Zusammenspiel der verschiedenen Betonoberflächen – schalungsglatt, gestockt oder geschliffen – überzeugte.

Hauptpreis nach Basel

Der Hauptpreis ging an das Basler Büro Buchner Bründler Architekten für ihre Einreichungen «Casa d'Estate» in Linescio und «Wohnhaus am Bläsiring», Basel. Bei beiden Bauten, das eine ein Ferienhaus in einem 200-jährigen Rustico, das andere ein fünfgeschossiges Reihenhaus in Basel, bildet der sichtbare Beton die bestimmende Oberfläche. Teilweise ist auch die Möblierung in die Konstruktion integriert, wie beim Cheminée in der «Casa d'Estate» oder den Küchentablaren im Wohnhaus am Bläsiring. Die Jury überzeugte einerseits die radikale Reduzierung auf den Beton, andererseits die stimmungsvolle konstruktive Umsetzung en détail.

Enggefasste Kriterien

Zweifellos sind die ausgezeichneten Bauten gelungene Beispiele für den virtuosen Umgang mit Beton. Dennoch erstaunt es, dass dies scheinbar das einzige Kriterium für die Preisvergabe war. Wohn- und Ferienhäuser, bei denen die Architekten gleichzeitig die Bauherrschaft bilden, sind in ihrer Komplexität nicht mit einem öffentlichen Bau wie dem Bundesverwaltungsgericht zu vergleichen, das eine bunt gemischte Nutzerschaft aufweist und mit der Konstellation aus Bund und Kanton wohl auch eine anspruchsvolle Bauherrschaft. Themen wie Relevanz, Flexibilität oder Angemessenheit scheinen keine oder nur eine untergeordnete Rolle gespielt zu haben.

Geht es nach Annette Spiro, zeichnet sich hier aber für die nächste Preisverleihung in vier Jahren eine Besserung ab. So wünschte sich die diesjährige Juryvorsitzende, dass auch Infrastrukturbauten zum Wettbewerb zugelassen werden sollten. Einige vielversprechende Beispiele sind in den diesjährigen Einreichungen bereits zu besichtigen. 

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