Stadt aus Holz – Me­ga­trends als trei­ben­de Kräf­te

Die Welt verändert sich mit einer nie zuvor erlebten Dynamik. Grossräumige, langfristige Wandlungskräfte, die sogenannten «Mega­trends», lösen zum Teil fun­damentale Umbrüche aus. 

Publikationsdatum
17-11-2017
Revision
17-11-2017

Das 1982 von John Naisbitt veröffentlichte Buch «Megatrends – Ten New Directions Transforming Our Lives» prägte den Begriff Megatrend. Bis heute erfreut er sich in der Zukunftsforschung grosser Beliebtheit. So offenbart ein Blick in Lite­ratur und einschlägige Internetquellen eine unüberschaubare Vielfalt an solchen proklamierten Trends. Besonders häufig werden Technologie und Globalisierung, Urbanisierung, demografischer Wandel, Nachhaltigkeit sowie weitere Umwelt- und Ressourcenthemen genannt.

Viele dieser Tendenzen haben teils unmittelbare, teils langfristige wie auch erst zukünftig sich offenbarende Folgen für den Schweizer Bau- und Immobilienmarkt sowie die Bauprozesse und den bestehenden Gebäudepark. Sie wirken unterschiedlich stark und entfalten sich im Zusammenspiel mit den herrschenden Rahmenbedingungen. 

Für den Baumarkt sind vor allem Megatrends in den Bereichen Technologie, Gesellschaft und Ökologie entscheidend. Räumliche Trends hingegen sind für den Baumarkt (im Sinn der Bauprozesse) weniger wichtig. Trends aus den Themenkreisen Demografie, Ökonomie und Ökologie beeinflussen dagegen stark den Immobilienmarkt – der im Gegensatz zum Baumarkt den bestehenden Gebäudepark betrifft. Dies manifestiert sich bereits heute in Verschiebungen hin zu Kleinwohnungen, zu steigender Nutzerdichte oder zu preisgünstigem Wohnen.

Schwerpunkt «Stadt aus Holz»

Der Einsatz unterschiedlicher Baustoffe unterliegt langfristigen Ver­änderungen. Während bis zur Industrialisierung Holz das vorherrschende Baumaterial war, wurde es ab 1800 von neu entwickelten Materialien wie Gusseisen, Stahl und ­Beton zunehmend verdrängt. Seit 2005 liegt der Marktanteil von Holz im Wohnungsneubausegment relativ konstant bei 4–7 %. Betrachtet man nur Mehrfamilienhäuser, verdoppelte sich im selben Zeitraum der Marktanteil von 2 auf 4 %.

Eine Analyse der Bautätigkeit differenziert nach Baumaterial und Regio­nalisierung weist in eine eindeutige ­Richtung: Die Bautätigkeit hat ihren Schwerpunkt in städtischen Gebieten, und auch der Baustoff Holz wird beim Rohbau von Mehrfamilienhäusern zu über 70 % im urbanen Raum eingesetzt. Spitzenreiter der holzbaustärksten Gemeinden von Neubauten in den letzten zehn Jahren sind Zürich, Saanen, Appenzell, Bagnes und Einsiedeln.

Betrachtet man nur die Neubauten der letzten beiden Jahre, zeigt sich ein deutlich anderes Bild. Appenzell kann seinen dritten Platz halten. Lau­sanne und Lugano klettern auf die ersten beiden Ränge, und Basel und Sitten/Sion nehmen die Plätze vier und fünf ein. Insgesamt verdeutlichen die Ergebnisse, dass über kurz oder lang urbane Gemeinden im Holzbau an der Spitze liegen.

Von einem urbanen Holzbauboom zu sprechen wäre zum aktuellen Zeitpunkt übereilt. Jedoch lassen sich in den Be­reichen Technologie, Wirtschaft, Gesellschaft, Raum und Umwelt verschiedene Megatrends im Sinn von Argumenten, die als treibende Kräfte hin zur Realisierung der Vision einer «Stadt aus Holz» wirken, identifizieren:

  • Technologie: Building Information Modelling, automatisierte Fertigung, Mass Customization, Smart Houses, High-Tech versus Low-Tech.
  • Wirtschaft: Lebenszykluskosten­betrachtungen, kürzere Bauzeit und früherer Ertragseingang, regionalökonomischer Beitrag durch die Verwendung von regionalem Holz als Baumaterial.
  • Gesellschaft: demografischer Wandel, neue Wohn- und Arbeitsformen, Smart Cities, Sharing Economy, Plug & Play, 2000-Watt-Gesellschaft, Gesundheit und Nachhaltigkeit als Lifestyle-Faktoren.
  • Raum: Verknappung von Bauland, Eindämmung der Zersiedelung, Verdichtung nach innen, Urbanisierung.
  • Umwelt: ökologisches Bauen, graue Energie, Zero Waste, geschlossene Materialkreisläufe, Nachhaltigkeitslabels, 2000-Watt-Areale.

Holz als regenerativer, lokal verfügbarer Rohstoff hat sich während der letzten Jahre zu einem innovativen, aber noch immer natürlichen Hightech-Werk­stoff gewandelt. Gerade im Kontext moderner, zukunftsfähiger Städte, die mit­tels digitaler Technologien und ressourcen­effi­zienter Prozesse attraktive Lebensräume für immer mehr Menschen bieten, hat der Baustoff Holz ein bisher noch nicht ausgeschöpftes Potenzial.

Wenn Sie an vertieften Analysen und spannenden Diskussionen zu diesem Thema interessiert sind, besuchen Sie die Veranstaltungsreihe «Stadt aus Holz – Megatrends als treibende Kräfte» von Wüest Partner und espazium – Der Verlag für Baukultur. 

Weitere Informationen und Anmeldung auf www.wuestpartner.com/ueber-uns/stadt-aus-holz
 

Der Artikel ist erschienen im  Sonderheft «Stadt aus Holz III – Megatrends als treibende Kräfte», ein Projekt im Auftrag des Bundesamtes für Umwelt (BAFU) und in Zusammenarbeit mit Wüest Partner.

Weitere Artikel zum Thema Holz haben wir in einem E-Dossier zusammengestellt.

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