Nah am Was­ser ge­baut

Editorial

Publikationsdatum
30-06-2016
Revision
01-07-2016

Der Monat Juni hat es dramatisch in Erinnerung gerufen: Das Element Wasser ist bedrohlich und unberechenbar. Viele Regionen Deutschlands, Frankreichs und der Schweiz sind massiv überschwemmt worden und gehen nun daran, die gewaltigen Schäden zu beheben und danach bessere Schutzkonzepte zu entwerfen.

Erst vor elf Jahren war beinahe die gesamte Schweiz von einem Jahrhunderthochwasser betroffen; der Klimawandel wird das Risiko ähnlicher Ereignisse erhöhen. Die Abwehr dieser Naturgefahr kostet deshalb immer mehr. Pro Jahr verbauen Bund, Kantone und Gemeinden knapp eine Milliarde Franken für Schutzmassnahmen, damit Siedlungsräume und wichtige Infrastrukturanlagen im Sachwert von fast einer Billiarde Franken gesichert sind. Der Wiederbeschaffungswert der bisher erstellten Dämme, Kiessammler, Wehrstufen und anderer Schutzanlagen beträgt seinerseits beinahe 50 Milliarden Franken – etwa gleich viel, wie die überlebens- wichtige, öffentliche Trinkwasserversorgung gekostet hat.

Dennoch sinkt das Vertrauen in noch ausgefeiltere Technik und höhere Dämme. Wie diese Ausgabe erläutert, geht es nicht länger ohne zusätzlichen Raum für ein kontrolliertes Fluten und weitere Abstände zur Wasserkante. Und vermehrt braucht es ein lokales, interdisziplinäres Abwägen der Ziele und Massnahmen. Sollen die Siedlungsräume – möglichst gefahrlos – weiterentwickelt werden, ist das planerische und gestalterische Augenmass dafür zwingend zu schärfen. 

 

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