Europäischer Dorferneuerungspreis für Château-d’Oex und Twann-Tüscherz
Zwei Schweizer Dorfentwicklungsprojekte in den Kantonen Waadt und Bern bekommen hohe Auszeichnungen: Château-dOex erhält einen Preis für eine ganzheitliche, nachhaltige und mottogerechte Dorfentwicklung von herausragender Qualität. Twann-Tüscherz wird mit einem Preis für besondere Leistungen in mehreren Bereichen der Dorfentwicklung ausgezeichnet.
Gesamtsiegerin des «Europäischen Dorferneuerungspreis 2014» ist die Gemeinde Tihany am Plattensee in Ungarn. Insgesamt wurden 29 Wettbewerbsprojekte aus Österreich, Deutschland, der Niederlande, Tschechien, Ungarn, Luxemburg, Polen, Italien, Bulgarien, Slowakei, Belgien und der Schweiz prämiert. Bewertet wurden neben der äusseren Erscheinung vor allem die «inneren» Qualitäten der Dörfer und Gemeinden wie eine angepasste wirtschaftliche Entwicklung, die Schaffung zeitgemässer sozialer Einrichtungen, die Auseinandersetzung mit Architektur, Siedlungsentwicklung, Ökologie und Energieversorgung oder kulturelle Initiativen und Weiterbildungsmassnahmen.
Eine interdisziplinär zusammengestellte, internationale Jury hat die beiden Kandidaturen aus der Schweiz wie folgt bewertet : «Chateau-d'Oex (VD) beeindruckt als entlegene Gemeinde im alpinen Raum mit vorbildlichen Projekten rund um den Tourismus, der sich auf einem guten Weg dahin befindet, während aller vier Jahreszeiten hohe Attraktivität zu geniessen. Die Landwirtschaft ist von sorgsamer Kulturlandschaftspflege geprägt und die hochklassige Käseveredelung steigert deren Wertschöpfung erheblich. Von besonderer Relevanz sind auch die hervorragend erhaltenen alpinen Baustrukturen und die hohe Bedeutung des Handwerkes.
Twann-Tüscherz (BE) ist es gelungen, in einem kurzen Zeitraum wegweisende und vorbildhafte ökonomische wie auch soziale Projekte im Spannungsfeld von Denkmal-, Natur- und Landschaftsschutz problembewusst und innovativ zu realisieren. Insbesondere ist die höchst aufwendig umgesetzte Rebflurbereinigung mit den Trockenmauern zu nennen, die nicht nur künftige Betriebsübernahmen durch junge NachfolgerInnen sichert, sondern auch den Charakter als Winzerdorf und das touristische Potenzial innerhalb des Landschaftsschutzgebietes erhält.
Das Projekt Engelhaus, im Rahmen dessen durch Umnutzung ein Zentrum für ältere Menschen entstanden ist, das Wohnen, Pflege und Möglichkeit zur Begegnung bietet, ist in mehrfacher Hinsicht eine zukunftsweisende Antwort auf den demografischen Wandel: Es ermöglicht SeniorInnen, denen ihr eigenes Haus zu gross geworden ist, auch weiterhin im Dorf zu leben, und schafft gleichzeitig Wohnraum für junge Menschen.»
Der Europäische Dorferneuerungspreis wird alle zwei Jahre im Rahmen eines Wettbewerbes an Projekte in Europa vergeben, die sich durch besondere Leistungen in Bereichen der Dorfentwicklung auszeichnen. Veranstalterin des Wettbewerbs, der seit 1990 durchgeführt wird, ist die Europäische Arbeitsgemeinschaft Landentwicklung und Dorferneuerung.
Das diesjährige Motto lautete «besser leben». Bund und Kanton haben in beiden Dörfern auf Grundlage des Landwirtschaftsgesetzes Gesamtmeliorationen sowie Alperschliessungen und weitere Strukturverbesserungen mit Investitionshilfen unterstützt.