«We­der hoch noch flach»

Zur Diskussion über die richtige Form von Verdichtung in TEC21 (TEC21 26/2020) und auf espazium.ch erreichte uns eine Leserzuschrift.

Data di pubblicazione
04-10-2020

 «Die Diskussion um die ideale Wohn- und Verdichtungsform – Hochhaus oder urbaner Flachbau – geht von Einzelobjekten aus und führt städtebaulich nicht weiter. Der geschätzte energetische Mehraufwand der beiden Hochhäuser des Zürcher Projekts «Hardturm Ensemble» an nicht erneuerbarer grauer Energie ist so hoch, dass man damit 6600 Haushalte 50 Jahre lang heizen könnte.

Aber um zusätzlich 100 000 Menschen aufzunehmen, wie es die Stadt ­Zürich laut ihrem kommunalen Richtplan will, wird sich gemäss Prof. Jakob Maurer die durchschnittliche Ausnützungsziffer (AZ) der Baugebiete verdoppeln müssen, von heute 4500 ha BGF bei AZ 1 auf 9000 ha, was ca. 135 Mio m3 Neu- und Umbauten auslöst. Das ergibt zusätzlich ca. 2.5 t CO2 pro Kopf. Weder ein verdichteter urbaner Flachbau noch das Hochhaus sind städtebaulich ökologische Alternativen.

Mit der Datenbank «ecoinvent» der ETH Zürich und den Arbeiten des Lehrstuhls für nachhaltiges Bauen ist der ökologische Fussabdruck jedes Gebäudes in jeder Konstruktionsweise berechenbar. Bautypen, aber auch Siedlungsmuster werden damit energetisch transparent. Beim Hochhaus und auch beim urbanen Flachbau ist der Einfluss der städtebaulichen Siedlungstypologien auf die Energiebilanz aufzurechnen. Strassen, Infrastrukturen, Erholungsflächen sind dabei energetisch ausschlaggebende Faktoren.

Untersuchungen1 über den ökologischen Impact der Siedlungsmuster sind seit Langem bekannt. Sie zeigen, dass weder Siedlungen mit Hochhäusern noch mit Flachbauten ökologisch sinnvoll sind. Stattdessen sind Blockbebauungen bis 25 m Höhe die am wenigsten durch graue, nicht erneuerbare Energie belastete Bauform. Soll die Stadt Zürich noch 100 000 Menschen aufnehmen, wird sie von einer nachvollziehbaren gesamten Energiebilanz mit gemischten Siedlungsmustern ausgehen müssen. Das 2000-Watt-Ziel ist so auch langfristig nicht erreichbar.

Dabei ist der Einfluss der grauen, nicht erneuerbaren Energie entsprechend dem Energiepfad des SIA zu berücksichtigen: Bau, Sanierung und Rückbau verursachen 9 kg CO2/m2 pro Jahr, der Betrieb nur 3 kg CO2/m2. Je mehr der Betrieb aber, wie heute angestrebt, minimiert wird, umso höher ist die vom Bauen verursachte verlorene graue Energie.»

Anmerkung
vgl.:

  • Vittorio M. Lampugnani et al. (Hg.), «Städtische Dichte», Zürich 2007;
  • Gordon Gill, Christopher Drew, «Residensity. A Carbon Analysis of Residential Typologies», Chicago 2018;
  • Norbert C. Novotny et al., «Espace, temps et habitat», CEAT, EPFL, 1980–1990.

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