100 Jahre für die Bau­kul­tur der Schweiz

Die eidgenössische Kommission für Denkmalpflege feiert ihr 100-jähriges Bestehen. Am 8. Mai widmete sich ein Kolloquium der Frage, welche Werte der Denkmalpflege zugrunde liegen – und wie sich diese gewandelt haben.

Date de publication
11-05-2015
Revision
01-09-2015

Die Denkmalpflege ist in der Schweiz – im Gegensatz zu vielen anderen Ländern – auf juristisch höchster Stufe in der Bundesverfassung verankert. Sie gehört auch zu den ältesten Kulturförderungsmassnahmen des Bundesstaates. Zwar obliegen der Schutz und die Erhaltung von Kulturdenkmälern, entsprechend der föderalistischen Struktur des Landes, den Kantonen; doch die Eidgenossenschaft wirkt unterstützend und beratend mit. Die älteste Einrichtung, die der Bund zu diesem Zweck unterhält, ist die 1915 gegründete Eidgenössische Kommission für Denkmalpflege.

Bereits 1886 beschlossen die eidgenössischen Räte die «Beteiligung des Bundes an den Bestrebungen zur Erhaltung und Erwerbung vaterländischer Alterthümer». Das Engagement war vorerst finanziell, Entscheidungen über konkrete Massnahmen wurden dem Vorstand der privaten Schweizerischen Gesellschaft für Erhaltung historischer Kunstdenkmäler (heute: Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte GSK) übertragen. Die 1880 gegründete Gesellschaft hatte sich auf die Fahne geschrieben, «wenigstens das zu erhalten, was uns bis zur Stunde noch in unserer Heimat verblieben ist.» Zu Beginn des 20. Jahrhunderts änderte der Bund seine Strategie. 1915 beschloss der zuständige Bundesrat Felix Calonder die Schaffung einer eigenen Expertenkommission mit dem Namen «Eidgenössische Kommission für Denkmalpflege».

Am Mittwoch, 4. März wurde das Jubiläumsjahr in Baden eingeläutet; unter anderem hat die Post eine sehr schöne Sondermarke herausgegeben. Das Kolloquium vom 8. Mai in Bern – veranstaltet von der Abteilung Architekturgeschichte und Denkmalpflege der Universität Bern, dem Bundesamt für Kultur BAK, der Eidgenössischen Denkmalpflegekommission EDK und ICOMOS Suisse – bewegte sich auf hohem fachlichen Niveau. Welche Grundsätze und Werte liegen der heutigen Denkmalpflege zugrunde? Inwiefern haben sie sich im Laufe der Zeit gewandelt? Wie kann man diese Werte jenen Laien vermitteln, die in vielen Fällen über das Schicksal von geschützten oder schützenswerten Bauten entscheiden? Wie hängen Theorie und Praxis der Denkmalpflege zusammen? Und vor allem: Unter welchen politischen, gesellschaftlichen und ökonomischen Rahmenbedingungen arbeitet die Denkmalpflege heute 

Die Referate waren inhaltlich dicht, fachlich differenziert und teilweise auch recht provokativ. Die abschliessende Podiumsdiskussion mit Vertreterinnen und Vertretern aus Verwaltung und Politik verdeutlichte drastisch: Denkmalpflege ist keine Nebensächlichkeit für Schöngeister, sondern sie erfüllt, wie es schon Bundesrat Tschudi in seiner Rede zum 50-jährigen Bestehen der EKD festgehalten hatte, «eine hohe staatspolitische Aufgabe». Dass ihr zeitweise ein sehr rauer Wind entgegenbläst, ist insofern nicht verwunderlich. Umso wichtiger, dass die EKD und ihre kantonalen Schwestern auch in den nächsten 100 Jahren ihren Herausforderungen gewachsen sind.

Weiterführende Literatur
Eidgenössische Kommission für Denkmalpflege (Hrsg.): Leitsätze zur Denkmalpflege in der Schweiz. dt./fr./it./engl., 1. Auflage 2007, 104 Seiten, 17 x 24 cm, broschiert. CHF 28.00 / EUR 26.60 (D), ISBN 978-3-7281-3089-1. Die «Leitsätze» enthalten die Grundsätze zum Umgang mit dem baulichen Erbe, welche die Eidgenössische Kommission für Denkmalpflege vertritt und ihren Gutachten und Stellungnahmen zu Grunde legt. Sie fördert das Verständnis für das Wesen von Denkmälern und historischen Stätten und stellt die geeigneten Massnahmen für deren langfristige Erhaltung vor. 

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