Schwei­zer Fors­cher er­fin­den eine neue Toi­lette

Hygienische, umweltfreundliche und günstige Sanitärversorgung

Weltweit haben 2,6 Milliarden Menschen keinen Zugang zu einer anständigen Toilette. Ein Team aus Schweizer Wasserforschenden und Designern aus Österreich hat im Wettbewerb «Re-Invent the Toilet» einen Anerkennungspreis gewonnen.

Date de publication
16-08-2012
Revision
01-09-2015

22 Universitäten und Forschungsanstalten hat die «Bill and Melinda Gates Foundation» 2011 für die «Re-Invent the Toilet Challenge» (RTTC) angeschrieben. Ziel des Wettbewerbs: das Klo der Zukunft entwickeln. Dieses sollte ohne Kanalisation und Fremdenergie auskommen, in Stoffkreisläufe eingebaut sein und nicht mehr als fünf Rappen pro Tag und Person kosten.
Die Projektleitung für den Schweizer Beitrag lag in den Händen der Verfahrensingenieurin Tove Larsen, die sich seit Jahren am Wasserforschungsinstitut Eawag mit der Separierung von Urin und Fäkalien befasst. Die Ingenieurin und ihr Team setzten sich zum Ziel, eine Toilette zu entwickeln und zu designen, die in allen Kulturkreisen und von allen Benutzerinnen und Benutzern akzeptiert wird. Beim Modell «diversion» handelt es sich um ein modernes Stehkloh. Das Besondere daran ist laut einer eawag-Mitteilung nicht nur die separate Ableitung des Urins und ein raffinierter Geruchsverschluss, es braucht nur ein bis anderthalb Liter Wasser pro Toilettenbenutzung. Einen Wasseranschluss braucht die Toilette trotzdem nicht: Wird mit einem Fusspedal Wasser in das kleine Wasserreservoir gepumpt, wird gleichzeitig verbrauchtes Wasser hochgepumpt, das über einen Membranfilter gereinigt wird. Eine solarbetriebene Elektrode sorgt zudem via Elektrolyse dafür, dass das Brauchwasser frei ist von Krankheitskeimen. Für Tove Larsen ist nicht nur die neue Technologie entscheidend, sondern auch, dass die Toilette der Zukunft eingebettet sei in ein ganzes Sanitärsystem. Deshalb ist auch eine Transportlogistik entwickelt worden, die an die Verhältnisse in Hüttensiedlungen der Entwicklungsländer angepasst ist.
Bis jetzt wurde allerdings nur nachgewiesen, dass das System funktionieren kann. Bis Ende 2013 sollen echte Prototypen der Toilette gebaut und getestet werden. Die Finanzierung ist allerdings noch nicht gesichert. Noch dürfte es Jahre dauern, bis die «diversion»-Toilette, die Sammelfahrzeuge und die Verarbeitungsanlagen in grossen Stückzahlen im Einsatz stehen.

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