«Mit BIM@SBB wol­len wir bis zu 200 Mil­lio­nen Fran­ken pro Jahr eins­pa­ren»

Das Programm BIM@SBB soll Innovationen gezielt fördern und die Produktivität bis ins Jahr 2030 merklich erhöhen. Zwar kann die nun eingeleitete Digitalisierung zunächst nur beschränkt dazu beitragen, doch langfristig erwarten die SBB daraus eine bedeutende Effizienz- und Qualitätssteigerung sowie eine erhebliche Kosteneinsparung. Ein Interview mit Andreas Brunner, Leiter Projekte der Division Infrastruktur und BIM-Verantwortlicher bei den SBB.

Date de publication
22-08-2019

TEC21: Herr Brunner, was bedeutet BIM für die SBB, und welche Ziele ver­folgen Sie mit dem Programm BIM@SBB?

Andreas Brunner: BIM ist nur ein Teil des Digitalisierungsbestrebens der SBB und quasi als i-Tüpfelchen davon zu verstehen. Eines der strategischen Ziele des BIM@SBB-Programms ist die Effizienzsteigerung. Damit verbunden wollen wir eine Kostenreduktion und Qualitätssteigerung im Planen, Bauen und Betreiben der Bahninfrastruktur und der Immobilien bewirken. Konkret streben wir innerhalb der Division Infrastruktur bei einem Investitionsvolumen von bis zu 3.5 Milliarden Franken jährliche Kosteneinsparungen in der Höhe von 200 Millionen an.

Wie reiht sich BIM@SBB in den Aktionsplan «Digitale Schweiz» ein?

BIM@SBB ist aus dem Projekt «Digitaler Gebäudestandard» des Aktionsplans entstanden und damit als dessen konkrete Umsetzung zu verstehen. Die Roadmap zur Implementierung von BIM lehnt sich also direkt an die Vorgaben aus diesem Aktionsplan an. Wie im Plan festgehalten, wollen die SBB die BIM-Methode bis 2025 für sämtliche Infrastrukturanlagen verpflichtend anwenden. Für Immobilien-Neubauten gilt diese Verpflichtung bereits ab 2021.

Was verstehen die SBB unter BIM aus technischer Sicht?

Mit BIM wollen wir unsere gesamten Prozesse digitalisieren. Dafür ist in erster Linie eine Standardisierung notwendig. So entwickeln wir aktuell unter der Schirmherrschaft von building SMART International (weltweite Dachorganisation für die Entwicklung offener Standards in der Planungszusammen­arbeit) und unter anderem gemeinsam mit China Railways den IFC Rail Standard – einen Standard für den Bau und den Unterhalt von Bahnanlagen.

Gemäss den Umsetzungszielen des Aktionsplans «Digitale Schweiz» wollen wir bis 2025 ein fünfdimensionales BIM in unseren Prozessen verankern und die dafür erforderlichen Daten- und IT-Grundlagen schaffen. Die fünf Dimensionen beinhalten also neben den drei geometrischen Dimensionen auch die Zeit- und Kostendimensionen.

Wie laufen die aktuellen Arbeiten in den Testanwendungen?

Die Testanwendungen sind Inhalt der aktuellen Initialisierungsphase. Zum jetzigen Zeitpunkt werden bei der Division Infrastruktur 25 Tief­bau- und bei Immobilien drei Hochbauvorhaben als BIM-Pilotprojekte abgewickelt. In diesen «use cases» testen wir sozusagen die Welt von morgen in den Projekten von heute.

Bis Ende 2020 sollen diese Projekte die erforderlichen Grundlagen und Erkenntnisse bringen, um anschlies­send die Standardisierungsphase zu lancieren. Diese «use cases» wollen wir zudem auf der Plattform von bauen digital Schweiz teilen. Damit entsteht die Möglichkeit für eine kollaborative Zusammenarbeit und einen Erfahrungsaustausch mit der Branche. Das Ziel hierbei ist, bereits in einer frühen Phase ein gemeinsames Verständnis zu schaffen und einen Wissenstransfer zu ermöglichen.

Welche längerfristigen Auswirkungen wird BIM@SBB auf die Baubranche haben?

BIM eröffnet bisher unbekannte Möglichkeiten in der Projektierung und Bauausführung, aber auch im Anlagenmanagement. Mit der Implementierung neuer, digitaler Technologien wird es gelingen, Anlagen zu visualisieren, zu optimieren, effizienter zu realisieren und so letztlich für den Kunden einen echten Mehrwert zu schaffen. Und dies erst noch zu tieferen Kosten.

Mit der Vorwärtsintegration von Ausführungs-Know-how bereits in frühen Planungsphasen werden sich auch bekannte Organisationsformen wandeln: Die Zusammenarbeit zwischen Planer und Unternehmer wird sich verändern, der Austausch zwischen allen Baubeteiligten wird intensiver. Dies wird Auswirkungen haben auf die Beauftragung und das Vertragswesen zwischen Auftraggeber und Auftragnehmer.

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