Die Ener­gie­zu­kunft selbst ges­tal­ten

17. Nationale Photovoltaik-Tagung

Während die Multifunktionalität in vielen Bereichen des Alltags sicher Fuss gefasst hat, setzen sich energieerzeugende Baumaterialien trotz zunehmender Gestaltungsmöglichkeiten kaum durch.

Date de publication
04-04-2019

Die diesjährige Photovoltaik-Tagung bot einen regen Austausch zu Perspektiven, wie hierzulande die deklarierten Klimaziele durch den Einsatz solarer Stromerzeugung – vornehmlich an Gebäuden – erreicht werden können. Unter dem Motto «Photovoltaik für den Klimaschutz» wurden vielseitige Anregungen zur Realisierung der Energiestrategie 2050 des Bundes und damit zur Reduktion der Treibhausgasemissionen bei der Stromproduktion geliefert. Dabei zeigte sich schnell, dass es nicht bloss um die Umsetzung eines politischen Willens, sondern auch um die Nutzung schweizerischer Innovationsleistungen geht.

So waren sich die Referenten aus Forschung, Praxis und Industrie durchwegs einig, dass die Schweiz nicht nur als Pionierin, sondern auch als treibende Kraft bei der gegenwärtigen Entwicklung und Anwendung von gebäudeintegrierter Photovoltaik (BIPV) gilt. Auch zeigt eine bereits beachtliche Anzahl an Gebäuden mit Solarfassade, wie vielseitig, gestalterisch ansprechend und nutzbringend BIPV anwendbar ist.

Dennoch scheint aus der Architektur- und Photovoltaikplanung nach wie vor nur selten eine echte Symbiose zu entstehen. Die solare Architektur verkommt zu einer Art Nischenerscheinung. Als Gründe für diese Berührungsängste werden hauptsächlich teure und kaum flexibel gestaltbare Produkte oder fehlende Erfahrungswerte mit der Technologie genannt. Mittlerweile bestehen aber verschiedene Möglichkeiten, sich mit den Aspekten dieser Ungewissheiten auseinanderzusetzen.

So verweist Francesco Frontini (Scuola universitaria professionale della Svizzera italiana SUPSI) beispielsweise auf das Schweizer Kompetenzzentrum BiPV, das als Kommunikationsinstrument eine Website zur Verknüpfung der Kompetenzen von Architekten und Photovoltaikspezialisten geschaffen hat. Ebenso berichtet Laure-Emmanuelle Perret (Centre Suisse d'Electronique et de Microtechnique CSEM) vom Projekt «Be-Smart», das die Schaffung von Rahmenbedingungen zur Senkung der Kosten von BIPV bezweckt.

Zusammen mit der zwischenzeitlich im Bereich BIPV weit fortgeschrittenen Technik vermag dies ein neues Licht auf die Energieversorgung von Gebäuden zu werfen. BIPV wird so tatsächlich weniger als Photovoltaikanlage und mehr als Baumaterial wahrgenommen – ein Baumaterial, das neben Kosten auch einen Wert in Form von langfristig günstigen Stromgestehungskosten und Netzunabhängigkeit erzeugt.

Eine Bestandsaufnahme der integrativ in Dach und Fassade verbauten Photovoltaik zeigt ausserdem, dass in den vergangenen Jahren eine grosse Entwicklung weg von der offensichtlichen Positionierung der Solartechnik an Gebäuden und hin zu gestalterisch überzeugenden Konzepten mit leistungsfähigen Konstruktionselementen stattgefunden hat. Ermöglicht wird dies etwa durch ästhetisch und geometrisch flexible Solarziegel, Fassadenelemente oder Dünnschichtmodule. Unterstützung bietet weiter die fortschreitende Digitalisierung, die die komplexer werdenden Schnittstellen zwischen Gebäude und technischen Anlagen einfacher handhabbar macht.

Die Proklamation seitens des Architekten Stefano de Angelis (deltaZERO AG), dass jedes Gebäude zumindest gleich viel elektrische Energie erzeugen soll, wie es verbraucht, erscheint damit zumindest einleuchtend. Schafft es die BIPV in den kommenden Jahren, gestalterische und technische Vorbehalte weiter auszuräumen und in die Gewohnheit von Architekten und Bauherren überzugehen, so steht der Ausnutzung grosser Potenziale an bestehenden und neuen Gebäuden anscheinend nichts im Weg.


 

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