Auss­tel­lung «Bi­kini in den Ber­gen»

Badefotografie der Kunstanstalt Brügger Meiringen

Die Kunstanstalt Brügger Meiringen fotografierte über Jahrzehnte Schweizer Hotelanlagen – Auftragsfotografie zu Werbezwecken. Bis 4. Oktober zeigt das Alpine Museum in Bern eine erste Auswahl von Poolansichten aus den Bergen.

Date de publication
10-09-2015
Revision
28-10-2015

2013 ging der gesamte Fotografienachlass der Kunstanstalt mit rund 100‘000 Bildern in die Sammlung des Alpinen Museums über. Der Swimming Pool adelte manches Hotel mit einem zusätzlichen Stern. Künstlichkeit und Natur, Chlorwasser und Alpenblicke finden im Biwak in Harmonie zusammen.

Die Bilder sind 55x75 cm gross und haben mit ihren weichen Farben den Charme von Super8-Filmaufnahmen. Anstatt gerahmt und an die Wand gehängt, zeigt das Alpine Museum der Schweiz die Fotografien in Form von Grossdias. Die Bilder wurden auf milchfarbene Folien gedruckt, die das Publikum selber auswählen und auf ein Leuchtpult legen kann. Die Ausstellung inszeniert das Sichten des Materials und überlässt die Reihenfolge der Bildpräsentation im Ausstellungsraum dem teilnehmenden Publikum. 

Eine Tour de Pool durch die Alpenschweiz 

Die getroffene Bildauswahl lädt das Publikum zu einer Schweizerreise in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts ein. Sie zeigt Hotel-Swimmingpools im Berggebiet von Appenzell Ausserrhoden bis an den Genfer See. Bildschwerpunkte sind nicht ganz überraschend die touristischen Schwergewichte Graubünden, Berner Oberland, Wallis und Tessin.

Das Hotel-Schwimmbad gilt als eigener Bautyp des 20. Jahrhunderts. Seine Verbreitung setzt in der Schweiz wesentlich um 1920 ein. Mit Beginn des Ersten Weltkriegs geriet die bis dahin blühende Hotellerie in eine jahrelange Krise. Zudem hatte die Sommersaison mit dem Aufkommen des Wintertourismus in der Zwischenkriegszeit an Bedeutung verloren. So diente der Bau von Schwimmbädern der Attraktivitätssteigerung der Hotels im Sommer.

Diese Schwimmbäder waren mehrheitlich als Sportbäder angelegt und ihre Gestaltung folgte den damals aktuellen Forderungen des Neuen Bauens nach einer funktionalen und sachlichen Formensprache. Nach dem Zweiten Weltkrieg änderten sich die Bedürfnisse der Gäste. Gefragt waren nun Unterhaltung, Attraktion, Entspannung und Erholung von der immer hektischeren Lebensweise.

Die Hotelbäder der 1950er-Jahre wurden mehrheitlich als Erholungs- und Vergnügungsbäder angelegt. Sie waren oft kleiner dimensioniert und wichen von der zuvor üblichen rechteckigen Grundform ab. Technische und finanzielle Möglichkeiten erlaubten es, ab den 1960er-Jahren wetter- und saisonabhängige Schwankungen der Gästezahlen durch witterungsunabhängige Angebote auszugleichen. Wesentlich war hier der gedeckte Pool. Zahlreiche Hotels wurden nun um Hallenbadanlagen erweitert, um den Gästen das ganze Jahr hindurch Erholung und Unterhaltung bieten zu können. 

Auftragsfotografie als Spezialität 

Die Druckerei Brügger wurde 1878 von Andreas Brügger (1846–1928) in Meiringen gegründet. Ab 1905 trat sie unter dem Namen Kunstanstalt Brügger auf und spezialisierte sich unter anderem auf anspruchsvolle Hotel- und Tourismuswerbung. Als die Firma 1994 den Betrieb einstellte, übernahm die Kulturstiftung der Bank Brienz Oberhasli (BBO) das rund 100‘000 Fotografien umfassende Fotoarchiv, dem heute eine kulturhistorisch herausragende Bedeutung zugeschrieben wird.

Ende 2012 schenkte die Stiftung die Sammlung dem Alpinen Museum der Schweiz, um eine langfristige Erhaltung und Zugänglichkeit sowie eine fachgerechte Erschliessung und Lagerung zu ermöglichen. Seither wird im Alpinen Museum kontinuierlich an der Aufarbeitung des Bestandes gearbeitet.

Zur Ausstellung erscheint im Verlag Scheidegger + Spiess ein Postkartenbuch mit 40 heraustrennbaren Farbfotografien und Texten von Köbi Gantenbein, Meret Speiser zum Bautyp des Hotel-Swimmingpools und Stefan Hächler zum Fotoarchiv Brügger. 

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