Ak­tuelle Ar­chi­tek­tur in Nid­wal­den

Nidwaldner Architektur und Architekten sind Thema einer Ausstellung im Salzmagazin in Stans, einer Dépendance des Nidwaldner Museums. Im vergleichsweise kleinen Kanton mit seinen 42.000 Einwohnern spielt das Bauen eine wesentliche Rolle. Deshalb haben Museum und kantonale Wirtschaftsförderung die im Kanton tätigen Architekten zur Präsentation ihrer Bauten aus den Jahren 2000 bis 2015 eingeladen.

Date de publication
08-04-2015
Revision
01-09-2015

Ein vierköpfiges Kuratorium aus den benachbarten Kantonen Obwalden, Uri, Schwyz und Luzern entschied aufgrund einer Vorrecherche und Besichtigung der engeren Wahl vor Ort, welche Werke letztlich präsentiert werden sollen. 

Aus gut 20 Eingaben haben sich neun Objekte als besonders ausstellungswürdig erwiesen. Es handelt sich um Neubauten, Erweiterungen und Bauerneuerungen. Dabei ist diese Auswahl nicht als Best-of zu verstehen. Es sind vielmehr Bauten, für die an gegebenen Situationen entsprechende Lösungen erarbeitet wurden. Eine Reihe bereits mehrfach publizierter Objekte wurde bewusst nicht in die Auswahl einbezogen. Ein Dutzend Architekturbüros sind in der Ausstellung und in der Begleitbroschüre zusätzlich porträtiert. 

Neun unterschiedliche Positionen

Im ersten Obergeschoss des sehenswerten Salzmagazins, einem 1700/1701 erstellten Bau, sind die auserkorenen Objekte mit detaillierten Planunterlagen, Modellen und Fotografien dokumentiert. Diese neun recht unterschiedlichen architektonischen Positionen haben einen gemeinsamen Nenner: ihr Eingehen auf den Ort, die Umgebung und ihre durch umsichtige Planung erreichte, bauliche Qualität. 

Zum Thema Erweitern und Verdichten ist ein umgenutztes, schutzwürdiges Käselager und ein klug daran gesetzter Anbau ein herausragendes Beispiel. Das so entstandene Wohn- und Geschäftshaus wirkt mit seiner aufgesetzten Loggia so selbstbewusst wie selbstverständlich (Architekt Beda Diller, Sarnen, Ausführung Walter Küng AG, Alpnach Dorf). Dicht gebaut ist auch das Wohn- und Geschäftshaus an der Schmidgasse in Stans. In engster Lage setzt der Ersatzneubau Massstäbe in dieser Häuserzeile (Hanspeter Odermatt, Architekt, Stans, Mitarbeit Simon Businger, Luzern). 

Im Bereich Neubauten finden sich ein eigenwillig gestaltetes Wohnhaus in Buochs (GKS-Architekten + Partner, Luzern), ein eindrücklich schlicht und subtil gestaltetes Atelierhaus am Vorderberg in Kehrsitten, Stansstad (Architektur: Marco Merz, Marion Claus, Basel), ein selbstbewusst gesetzter Verwaltungsneubau der Zentralbahn in Stansstad (UNIT Architekten, Hergiswil), ein elegant scharf geschnittener Gewerbebau in Dallenwil (Niederberger Architekten, Hergiswil) und eine farblich aussergewöhnliche Wohn- und Geschäftsanlage, die ein Bürgerhaus aus dem 19. Jahrhundert integriert (CM Christen + Manig Architekten, Stans). 

Bauerneuerungen sind auch in Nidwalden ein Thema. Dabei stechen zwei Objekte heraus, nämlich die überzeugend gelöste Bauerweiterung des Einkaufszentrums Länderpark in Stans (TGS Architekten Luzern / Burch und Partner Architekten, Sarnen) und die klug gesetzte Erweiterung der Heilpädagogischen Schule in Stans (Architektur ARGE Lussi+Halter / Roesli Maeder, Luzern). 

Nidwalden - ein Ort für Baukultur

Der Leiter des Nidwaldner Museums, Stefan Zollinger, betont, dass in der aktuellen Kulturbotschaft des Bundes nebst Denkmalpflege und Heimatschutz nun auch explizit von Baukultur die Rede ist. Der Blick auf die Tradition reiche nicht aus und dürfe nicht mit Folklore verwechselt werden. Zudem sei der Blick nicht allein auf sogenannte Stararchitekten und ihre Ausnahmebauten zu richten, sondern ebenso auf Bauwerke in unserer unmittelbaren Umgebung, die unseren Lebensraum gestalten. Zurückhaltende Qualität und markante Objekte ergänzen sich so zum unverwechselbaren Ortsbild, und die Diskussion darüber, wie unser Lebensraum gestaltet sein soll, dürfe nicht den Experten allein überlassen werden, sondern müsse auch in der breiten Öffentlichkeit geführt werden. 

Dieser Forderung entspricht die Präsentation im Salzmagazin Stans aufs beste. Die Ausstellung bietet mit ihren Fotodokumentationen und Baumodellen auch interessierten Laien einen Einblick in das aktuelle Bauschaffen im Kanton, und die reichlich vorhandenen Planunterlagen sind für Fachleute eine aufschlussreiche Lektüre. Dies alles ist auf eigens gestalteten Präsentiertischen ausgebreitet – eine simple und damit beispielhafte Ausstellungsgestaltung, verantwortet von Roland Heini, Beckenried. Dazu kommt die Sonderausgabe der Zeitschrift «Karton» zum Thema als in handlichem Format gestaltete, bebilderte Informationsschrift. Witzig zudem die Idee der Ausstellungsmacher, in einer Nische bei der Treppe Raum zu lassen für Fotografien der Lieblingshäuser der Ausstellungsbesucher. «Gerade in der dicht besiedelten Region Nidwalden sollten technische Werte und gestalterische Aspekte wieder im Vordergrund stehen.» Diese Aussage von Diana Hartz, der Leiterin der kantonalen Wirtschaftsförderung, könnte wegweisend auch für andere Regionen des Landes sein und dem Bauen seinen verdienten Platz im öffentlichen Diskurs einräumen.

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