Die Aus­füh­rung be­stimmt das Pro­jekt

Die Gebrüder Ernst und Albert Schmidt zählen zu den einflussreichsten Brückenbauern der Boomjahre 1950–1980. Eine Retrospektive ihrer Mitarbeiter bietet Ingenieuren und Laien einen Einblick in den Infrastrukturbau dieser Zeit.

Publikationsdatum
27-01-2015
Revision
01-09-2015
Thomas Ekwall
MSc. EPFL Bau-Ing., MAS ETHZ Arch., Korrespondent TEC21

Servir et disparaître, Dienen und verschwinden: Dieses Schicksal ist jedem Lehrgerüst des Brückenbaus eigen, wie auch den meisten jener Ingenieure, die unsere landschaftsprägende Infrastruktur entworfen haben. Dank der vorliegenden Monografie bleibt den Ingenieuren Ernst (1914–1990) und Albert (1923–2007) Schmidt dieses Schicksal erspart. Sie begnügten sich nicht damit, am Infrastrukturbau beteiligt zu sein, sondern beein­flussten ihn mit ihrem Erfindungsgeist ganz grundsätzlich.

Meister des Bauablaufs

Bereits ihr erster Bau gab den Takt vor: Die Basler Marschalkenbrücke 1952 zählt zu den frühesten Spannbetonbrücken in der Schweiz. Entscheidend für die   weitere Tätigkeit war Ernst Schmidts Idee des Freivorbauverfahrens 1950 und die Errichtung der Basler Johanniterbrücke 1967, der ersten Brücke dieser Art in der Schweiz. Das Vorbenutzungsrecht dieser Erfindung wurde ihm durch den deutschen Baukonzern Dyckerhoff-Widmann streitig gemacht, doch Schmidt setzte sich durch und baute insgesamt acht solcher Brücken, von Basel bis Brasilien. Die Rheinbrücke am Palmrain bildet in dieser Hinsicht den Höhepunkt schrittweiser Systemoptimierungen.

Auch beim Bau von Autobahnviadukten mit Vorschubgerüsten galten die Gebrüder Schmidt als Vorreiter. Statt der konventionellen Lösung mit jeweils einer Brücke pro Fahrrichtung entwickelten sie eine zusammenhängende Fahrbahn, bestehend aus einem zentralen Hohlkasten und weit auskragenden Querrippen. Diese elegante Typologie kam mit wenigen, zentral angeordneten Stützen aus und wurde exemplarisch beim Viaduc de la Gruyère umgesetzt.

Neben dem Brückenbau sind in Ihrem Werk auch bekannte Hochbauten wie die Basler St. Jakobshalle von Albert Schmidt und dem Architekten Giovanni Panozzo verzeichnet. Auch in der Messtechnik nahm die Firma eine Vorreiterrolle ein, sowohl im Bereich der baustatischen Modellversuche als auch bei der zerstörungsfreien Ermittlung der Betonfestigkeit am bestehenden Bauwerk: Der 1952 patentierte «Schmidt-Hammer» bleibt fester Bestandteil der heutigen Baustellenausrüstung.

Wissen aus erster Hand

Die nun vorliegende Publikation erfüllt den Anspruch, das Wissen der Gebrüder Schmidt teilweise festzuhalten und weiterzugeben. Dies ist den Autoren zu verdanken, allesamt ehemalige oder aktive Mitarbeiter des heutigen Büros Schmidt + Partner Bauingenieure. Sie haben die Bauwerke sowohl errichtet als auch im Lauf der Zeit begutachtet. Ihr wertvoller Rückblick schildert in aller Sachlichkeit, welche Konzepte und Details sich mit der Zeit bewährt haben und welche nachträglich verbessert wurden. Das Ingenieurwissen kommt aus erster Hand und bleibt somit lebendig. 

Die technische Würdigung der Brückenbauten der Gebrüder Schmidt bildet das Rückgrat dieses Buchs. Dank der umfangreichen Bebilderung aus dem Firmenarchiv und von Fotograf Martin Linsi wird die Materie aufgelockert. Sie wird durch didaktische Handskizzen und Bewehrungspläne ergänzt. Trotz der komplexen Materie wird auch der Laie fündig, der sich ohne Berührungsängste mit seiner gebauten Umwelt auseinandersetzen möchte. 

Hinweis:
Wendelin Schmidt, die Gesellschaft für Ingenieurbaukunst und Park Books laden Sie herzlich zur Buchpräsentation ein.
Es begrüssen Sie Jürg Conzett, Wendelin Schmidt und die Autoren: 
– am Mittwoch, 28. Januar, um 19 Uhr, bei Hochparterre Bücher, Gasometerstrasse 28, Zürich. 
– am Mittwoch, 4. Februar, um 19 Uhr, im S AM Schweizerisches Architekturmuseum, Steinenberg 7, Basel

Angaben zum Buch
 

Wendelin Schmidt und die Gesellschaft für Ingenieurbaukunst (Hrsg.), mit Beiträgen von Lukas Abt, René Czechowski, Michel Donzel, Rolf Plattner und Wendelin Schmidt: Ernst und Albert Schmidt, Ingenieure. Pioniere des Brückenbaus. Park Books, Zürich 2014. 300 Seiten, 403 S/W Abbildungen, Pläne, Skizzen und Grafiken. 30 x 24 cm. ISBN 978-3-906027-59-3. Fr. 79.–


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