«Als Ar­chi­tek­tin­nen und Ar­chi­tek­ten bau­en wir wort­wört­lich die Zu­kunft»

Wahlen 2023

Im Herbst finden die eidgenössischen Wahlen statt. Wer soll die Herausforderungen anpacken, die im Bereich Raumentwicklung, Klima und Energie auf uns zukommen? Wir haben politisch engagierte Baufachleute aller Parteien zu ihren Zielen befragt. Heute: Manuela Ernst, GLP, Aargau.

Publikationsdatum
24-07-2023

STECKBRIEF


Manuela Ernst, geb. 1985, ist Architektin MSc ETH. Sie arbeitet als Architektin und Projektleiterin bei der Schweizer Kapital Holding AG und kandidiert für den Nationalrat.

 

Parteizugehörigkeit: Grünliberale Partei GLP
Frühere politische Ämter: Friedensrichterin, kommunale Kommissionen
Aktuelles politisches Amt: Grossrätin Kanton Aargau, Einwohnerrätin und Fraktionspräsidentin GLP Wettingen


Welches Ereignis hat Sie dazu motiviert, sich politisch zu engagieren?

Politisch interessierst war ich schon immer, aber aktiv geworden bin ich erst nach einem Schicksalsschlag in der Familie.


Weshalb in dieser Partei?

Weil die GLP für gesellschaftsliberale, grüne und wirtschaftsfreundliche Werte steht.


Hängt Ihre politische Motivation mit Ihrem Hintergrund bzw. Ihrer Tätigkeit in der Planungs- und Baubranche zusammen?

Ja: Als Architektinnen und Architekten bauen wir wortwörtlich die Zukunft. Die Baubranche hat einen enormen Einfluss auf den CO2-Ausstoss, wir können viel bewirken. Zudem sind Architektinnen und Architekten in der Politik völlig untervertreten, obwohl die Baubranche ein so wichtiger Wirtschaftszweig ist und der Staat viel baut.

→ Wählen Sie! Die Interviewreihe von TEC21 gibt politisch engagierten Baufachleuten unterschiedlicher Parteien das Wort. Alle Interviews finden Sie hier.


Welche Ziele wollen Sie in Ihrem aktuellen politischen Amt bzw. nach einer allfälligen Wahl in den Nationalrat erreichen?

In meinem aktuellen Amt setze ich mich stark für liberale und gesellschaftspolitische Anliegen ein – aber natürlich auch für klimarelevante Themen. Das würde ich auch auf nationaler Ebene tun.


Verfolgen Sie auch politische Ziele, die spezifisch mit dem Planungs- und Bauwesen zu tun haben?

Ja: Mir sind das Ausüben einer Kontrollfunktion bei Bauprojekten des Bundes und die Mitgestaltung von Gesetzen wichtig.


Warum sind diese Ziele relevant?

Als praktizierende Architektin weiss ich aus erster Hand, wo seitens des Gesetzgebers unnötige Bürokratie geschaffen wird. Zudem ist der Bund ein bedeutender Auftraggeber für Bauten, die Oberaufsicht hat das Parlament. Da ist es wichtig, dass Fachleute aus der Branche vertreten sind.


Wie vermitteln Sie Ihre Ziele an die Wählerschaft und an andere politische Akteure?

Mit folgendem Argument: Es sind Steuergelder, die verbaut werden, ergo gehört es sich auch, dass Volksvertreter deren Verwendung kritisch hinterfragen und kontrollieren.


Werden Sie gehört? Woran erkennen Sie das?

Ja: Architektinnen und Architekten und somit auch das Fachwissen sind stark untervertreten – unseren Worten wird daher grosse Beachtung geschenkt. Oft werde ich auch spezifisch bezüglich Bauprojekten kontaktiert; von besorgten Bürgerinnen und Bürgern, aber auch von anderen Parlamentarierinnen und Parlamentariern.


Braucht es mehr Planungs- und Baufachleute, die sich politisch engagieren?

Ja. Leider widerspiegelt der Nationalrat die verschiedenen Berufsgattungen nicht adäquat, wodurch gewisse Branchen absolut über- und andere untervertreten sind. Zu Letzteren gehört die Baubranche. Gemessen an ihrem BIP ist sie im Parlament ungenügend vertreten.


Weshalb ist es wichtig, dass Planungs- und Bauthemen in den politischen Diskurs einfliessen?

Nur zusammen mit der Baubranche schaffen wir netto null 2050.


Welchen spezifischen politischen Beitrag sollten Planungs- und Baufachleute im Dienst der Öffentlichkeit leisten?

Sie haben die Oberaufsicht über öffentliche Bauaufträge und sind dafür verantwortlich, dass Steuergelder effizient und sinnvoll eingesetzt werden. Aber gerade staatliche Bauprojekte werden seitens des Parlaments zu wenig kritisch hinterfragt.

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