Virenausbreitung von Mensch zu Mensch, über die Luft
Coronavirus und Lüftung
Verursacher der aktuellen Covid-19-Pandemie ist das Coronavirus SARS-CoV-2. Es kann über Tröpfchen, Aerosole und Schmierinfektionen übertragen werden. In Innenräumen reicht Abstand halten allein nicht. Welche Massnahmen greifen?
Häufige Übertragungsvarianten
Verursacher der aktuellen Covid-19-Pandemie ist das Coronavirus SARS-CoV-2. Nach heutigem Wissen sind – mit Ausnahme des Direktkontakts – vor allem drei Wege für seine Übertragung von Mensch zu Mensch relevant:
- Übertragung über die Luft im Nahkontakt (bei Abstand von 1 bis 2 m) durch Tröpfchen und Aerosole
- Übertragung über die Luft über grössere Distanzen durch Aerosole
- Übertragung durch Kontakt mit einer kontaminierten Oberfläche («Schmierinfektion»)
Welche Anteile diese drei Übertragungswege haben, lässt sich nicht abschliessend beurteilen. Gemeinhin wird aber davon ausgegangen, dass eine Übertragung über die Luft für das Infektionsgeschehen am wesentlichsten ist. Zudem gilt: Im Nahbereich unter 1.5 m sind die teilweise verbindlichen Anordnungen wie Abstandhalten und die Mund-Nasen-Maske die einzigen wirksamen Schutzmassnahmen, um einer Infektion durch virushaltige Tröpfchen oder Aerosole entgegenzuwirken.
Tröpfchen oder Aerosole?
Menschen geben beim Atmen, Sprechen, Niesen, Husten, Schreien oder Singen jeweils kleinste Tröpfchen und Aerosole ab, die SARS-CoV-2 enthalten können. Die Tröpfchen sind bis 2 mm gross und sinken innerhalb von rund 1,5 m; ihr Gefährdungspotenzial konzentriert sich also auf Kontakte im Nahbereich. Aerosole sind noch kleinere, leichtere Flüssigkeits- oder Feststoffpartikel mit einem in der Regel geringeren Durchmesser als 0,1 mm (100 μm). Einmal vom Menschen abgegeben, sinken Aerosole sehr langsam, weshalb Luftbewegungen diese auch über 1,5 m weit transportieren können.
Relevant ist zudem, dass Tröpfchen ihrerseits zur Aerosolbildung beitragen können. Kleine Tröpfchen verlieren in kurzer Zeit durch Verdunstung so viel an Grösse, dass sie schweben statt sinken und über weite Distanzen verfrachtet werden können. Heften sich Viren an Aerosole, erhöht sich die Ausbreitungsgefahr.
Gemäss diesem Kenntnisstand hilft insbesondere eine hohe Luftwechselrate gegen die Anreicherung von Aerosolen in der Raumluft. Damit wird das Lüftungskonzept zum wichtigen Instrument, um das Übertragungsrisiko in einem Innenraum zu reduzieren.
Mithilfe des REHVA-Leitfadens (Anhang 1) lässt sich eine grobe Abschätzung der Infektionswahrscheinlichkeit selbst vornehmen, wofür die Geometrie und die Luftwechselrate des jeweiligen Raums zu berücksichtigen sind.
Dieser Beitrag ist erschienen in «Coronavirus und Lüftung» aus der Schriftenreihe transfer.
transfer 1/2021: «Coronavirus und Lüftung. Ein Leitfaden für die HLK-Planung in Pandemiezeiten». deutsch und französisch, zweifarbig, 19.– Fr. exkl. Porto.
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