«Ver­zö­ge­rung mit Mass»

espazium: Herr Oberhänsli, um Ihre Angestellten zu schützen, Sie sind als Arbeitgeber verpflichtet, Ansammlungen von über fünf Personen zu verhindern. Welche Massnahmen haben Sie ergriffen?

Daniel Oberhänsli: Ich habe die Firma in ein Team A und ein Team B aufgeteilt und die Funktionen entsprechend zugeordnet. Die Mitarbeiter haben ihr Equipment mitgenommen und sind grösstenteils ins Homeoffice umgezogen. Sollte jemand dennoch Aufgaben im Büro zu erledigen haben, ist festgelegt, dass Team A Dienstag und Donnerstag vor Ort sein darf, Team B an den übrigen Tagen. So begegnen sich die Mitarbeiter nicht und die Chance steigt, dass nur 50% der Belegschaft ausfallen würde. Natürlich gibt es keine 100%-Garantie, aber wir tun, was sinnvoll machbar ist.
 

Wie kommunizieren Sie mit Ihren Angestellten? Haben Sie extra Infrastrukturen angeschafft?

Durch unsere Projekte im Ausland war unsere IT-Infrastruktur diesbezüglich schon vorher gut aufgestellt, einzig ein Konferenztelefon für das Sitzungszimmer haben wir neu beschafft. Es gibt Mitarbeiter, die habe ich seit Wochen nicht gesehen.
 

Zu Ihrem Team gehören auch Messtechniker und Monteure, die auf den Baustellen unterwegs sind. Wie ist ihre Arbeit geregelt?

Auch dort haben wir ein A- und ein B-Team. Die Teams arbeiten jeweils auf getrennten Baustellen. Sollte es notwendig sein, auf einer gemeinsamen Baustelle zu arbeiten, übernimmt ein Team die Frühschicht und das andere Team die Spätschicht, so dass sich auch diese Personen möglichst nicht begegnen. Zudem besteht die eindeutige Anweisung, die Hygienemassnahmen des Bundes vollumfänglich umzusetzen.

Das heisst, die Baustellen ruhen noch nicht?

Nein, wir haben bisher glücklicherweise keine Baustopps.

Wie sieht es mit Projekten aus, die noch nicht gestartet sind?

Wir bearbeiten drei sehr grosse Aufträge. Eines der Projekte wurde auf unbestimmte Zeit verschoben, so dass es für uns schwierig wird, einen Zeitplan mit den entsprechenden Ressourcen zu erstellen. Das zweite Projekt – die Instandsetzung einer Tiefgarage – sollte im Sommer beginnen. Dort haben wir die unglückliche Situation, dass die Stockwerkeigentümer noch über den Werkvertrag abstimmen müssen. Eine Zusammenkunft ist aber derzeit nicht möglich. Ich hoffe, es wird kurzfristig eine Lösung gefunden.
Das dritte Projekt ist ein Kuriosum. Wir wurden gebeten in einer Halle eine Musterfläche einzurichten. Nun müssen wir aber eine Abstimmung abwarten. Denn es ist im Gespräch, in dieser Halle ein Notspital einzurichten. Sollte das so kommen, können wir natürlich nicht bauen.
 

Ist diese unsichere Auftragslage für Sie schon kritisch?

Das hängt ganz von der Dauer der Massnahmen ab. Auf absehbare Zeit können wir uns über Wasser halten. Für Zustandsuntersuchungen und Massnahmen in Parkhäusern wäre die Zeit ideal. Sollten die aktuellen Umstände mehrere Monate dauern, wird es aber für uns schwierig. Ich hoffe, uns gelingt in der Schweiz eine Verzögerung mit Mass und im Gleichgewicht zwischen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Interessen.

Zur Person

Daniel Oberhänsli ist Bauingenieur und Geschäftsführer suicorr, Bereichsleiter Stahlbetonbau

 

Zum Unternehmen

Die suicorr ist seit 2011 im Korrosionsschutz von Infrastrukturbauten (insbesondere kathodischer Korrosionsschutz – KKS) tätig. Im Mai 2015 wurde die deutsche Niederlassung in Gottmadingen gegründet. Das Team besteht aus insgesamt rund siebzehn Fachkräften und verfügt über langjährige Erfahrung im Korrosionsschutz.

Baukultur in Zeiten von Covid-19

Die Krise, die wir derzeit erleben, trifft auch unseren Berufsstand - von der Ausbildung bis in den Berufsalltag. Interviews mit Branchenvertretern, Links und Informationen zum Thema versammeln wir im E-Dossier «Covid-19» – als Austauschplattform und als Hilfe in unsicheren Zeiten.