Über die quan­ti­ta­ti­ven Kri­te­ri­en hin­aus

Seminar «Von Minergie zum Energie-Plus-Standard», BauHolzEnergie-Messe Bern

Am 24. November 2013 endete die BauHolzEnergie-Messe in Bern. espazium.ch hat das Seminar «Von Minergie zum Energie-Plus-Standard» besucht, das am 21. November stattfand.

Publikationsdatum
29-11-2013
Revision
01-09-2015

Wie im vergangenen Jahr betonte Architekt Conrad Lutz die Wucherung von Standards und Definitionen im Energiesektor. Beispielsweise werden ein «Nullenergiehaus» oder ein «Plusenergiehaus» in England und Deutschland nicht in gleicher Weise definiert. Der Verein energie-cluster.ch scheint eine besonders passende und klare Antwort darauf zu geben. In Bezug auf die Energiebilanz eines Hauses werden drei Niveaus unterschieden. Das erste umfasst die Häuser, die genug Energie produzieren, um den Strombedarf des Haushalts zu decken. Das zweite Niveau umfasst in der Bilanz nicht nur den Strombedarf des Haushalts, sondern auch die graue Energie. Das dritte Niveau schliesslich umfasst die Häuser, deren Energiebilanz selbst dann positiv bleibt, wenn in die Berechnung die durch den Bau verursachte Mobilität einbezogen wird.

Der Freiburger Architekt stellte dann drei Beispiele für Errichtung oder Umbau von Gebäuden in «Nullenergiehäuser» vor. Der Umbau einer alten Villa stellt die Frage nach der angemessenen Vorgehensweise: sparen durch Eingriff in die Isolierung und Ergänzung der Energieerzeugung durch Photovoltaikpaneele oder nur Eingriff in die Eenrgieerzeugung durch massivere Investition in die Installation von Solarpaneelen.

Die Ausführungen von Jacques Bony, Projektingenieur an der Ecole d’ingénierie et de gestion du canton de Vaud, bezogen sich ebenfalls auf die energieeffiziente Renovierung eines Gebäudes in Morges (VD). Sie bestand darin, um das gesamte Gebäude eine Aussenhaut anzubringen, sogar unter Aufgabe der Balkone. Dies hat nach Aussage des Ingenieurs erlaubt, den Heizbedarf um den Faktor 7 zu reduzieren, den Wärmekomfort der Wohnungen zu erhöhen und potenziell den Verbrauch an Sanitärwarmwasser zu verringern. Wenn diese Umwandlung auch in energetischer Hinsicht wirkungsvoll zu sein scheint, stellt sie doch die delikate und interessante Frage nach der radikalen Verwandlung eines Gebäudes im Namen der nachhaltigen Entwicklung.

NNBS : Ein neuer nationaler Standard für nachhaltiges Bauen

Der neue Standard NNBS1, vorgestellt von Olivier Meile, zuständig für den Bereich Bautechnologie des Bundesamtes für Energie, wurde im Rahmen des Programms EnergieSchweiz konzipiert.

Auf der Grundlage von Kriterien aus drei Hauptthemen – Gesellschaft, Wirtschaft und Umwelt – hat dieser neue Standard zum Ziel, über das Minergie-Label hinauszugehen und die Verspätung der Schweiz in diesem Bereich aufzuholen. Dieser Standard wurde für  Gemeinschaftswohnbauten und Verwaltungsgebäude entwickelt und hat den Vorteil, viele Qualitätskriterien zu berücksichtigen. Sehr präzise strukturiert, indem jedes Thema in vier Unterthemen unterteilt wurde, erlaubt er es, in 25 Kriterien Neubauten ebenso zu bewerten wie bestehende Gebäude.

Auch der Architekt Gilles Bellmann betont in seinem Beitrag die Qualität. Er beschreibt, in dem er die Architektur als Prozess betrachtet, anhand eines Projektes für ein Minergie-P-Eco-Gebäude die Vorgehensweise seines Büros. Der «Projektiervorgang» befasst sich mit der Einbindung des Konzepts in den Standort, der «Vorgang Vorbereitung der Ausführung» stellt die Baustelle der Öffentlichkeit vor, um sie bekannt zu machen und  Wissen zu vermitteln und der «Vorgang der Realisierung» schliesst das Vorhaben ab, mit einem besonderen Augenmerk auf bestimmte Kriterien, die aus dem Bau und dem Standort herrühren.

Zum Abschluss des Seminars stellte Christian Renken, der Verantwortliche für die Solar-Abteilung der Firma Acomet, eines ihrer neuen Spitzenprodukte vor: Color Power. Dank ihrem Konzept der Massanfertigung und der Farbglastechnologie Kromatix können diese Solarpaneele einfacher in die Architektur integriert werden. Das Nespresso-Gebäude in Avenches und die Cabane de Tracuit im Val d’Anniviers haben diese neue Technologie genutzt.

Anmerkung

  1. Publikation «Empfehlung Nachhaltiges Bauen – Netzwerk und Standard Nachhaltiges Bauen Schweiz (NNBS/SNBS), 2013/1» zum Download 

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