St. Gal­len: kein Erd­gas aus dem Geo­ther­mie-Bohr­loch

Aus der erhofften Erdgasförderung aus dem St. Galler Geothermie-Bohrloch wird vorerst nichts. Die Stadt hat trotz Gesprächen mit möglichen Partnern keinen Investor für das Erdgas gefunden.

Publikationsdatum
19-02-2015
Revision
01-09-2015

Stadtrat Fredy Brunner zog an einer Medienkonferenz am 18. Februar Bilanz: St. Gallen habe «Lehrgeld bezahlt» für die Geothermiebranche. Die Tiefenbohrung habe zwar Beweise geliefert, dass ein Geothermiekraftwerk in der Schweiz machbar wäre. Wegen des Erdbebenrisikos und der rund zehn Mal zu kleinen Heisswassermenge sei das Projekt in St. Gallen aber gescheitert. Die Stadtwerke könnten die Kosten verkraften. Das Projekt kostet, inklusive Rückbau des Bohrplatzes, 60 Millionen Franken. Davon übernimmt der Bund voraussichtlich 16 Millionen. 

Bis auf Weiteres bleibt das 4450 m tiefe Bohrloch im Sittertobel provisorisch verschlossen. Damit bleibt die Möglichkeit einer späteren Erdgasförderung erhalten. Laut Marco Huwiler, Leiter Geothermie bei den Stadtwerken, wären dafür Investitionen von 5 bis 7 Millionen Franken nötig. Ein Investor wurde bisher nicht gefunden. Weil das förderbare Gasvolumen unsicher ist, will die Stadt die Erdgasförderung höchstens mit Partnern angehen. Gespräche mit potenziellen Investoren hätten stattgefunden, die Abklärungen dauerten aber länger als erwartet. Denkbar sei auch eine Nutzung des Bohrlochs für die Forschung. 

Die Stadt St. Gallen hatte grosse Hoffnungen in das Geothermieprojekt gesetzt. Die Stimmberechtigten hiessen 2010 einen Kredit von 160 Millionen für die Bohrung, das geplante Kraftwerk und den Ausbau des Fernwärmenetzes gut. 

Im Juli 2013 löste die Tie­fenbohrung ein Erdbeben der Stärke 3.5 aus. Dabei trat unerwartet Erdgas in grösserer Menge aus. Heisswasser wurde in 4450 m Tiefe zwar auch gefunden, aber die Menge war zu klein. Dies bedeutete das Aus für das Geothermiekraftwerk. 

Verwandte Beiträge