SIA: Ver­net­zung der Wert­schöp­fungs­ket­te

Tagung «BIM-Einführung in der Schweiz»

Wird das Building Information Modeling (BIM) künftig Bauprozesse und Bauwirtschaft revolutionieren? Vor der BIM-Tagung am 11. Juni in Zürich beantworten zwei der Organisatoren Fragen zur digitalen Zukunft des Bauens.

Publikationsdatum
11-05-2015
Revision
05-11-2015
Luca Pirovino
Dipl. Kultur-Ing. ETH/SIA, MAS Energie-Ing., Verantwortlicher Themenfeld Energie und Berufsgruppe Technik (BGT)

Markus Weber ist Elektroingenieur FH/SIA und Betriebsingenieur ISZ/SIB. Er ist stellvertretender Geschäftsleiter der Amstein & Walthert AG. Zudem ist er Präsident des SIA-Fachvereins Gebäudetechnik und Energie und Vorsitzender der Konferenz der Gebäudetechnik-Verbände.

Paul Curschellas ist Architekt FH/SIA mit Vertiefungsrichtung Betriebswirtschaft und Baumanagement NDS. Er ist Geschäftsführer der buildup AG und in dieser Eigenschaft zuständig für den Aufbau der SwissBIMLibrary. Er ist Präsident von buildingSMART Schweiz und Mitglied der KIN Kommission für Informatik des SIA.

 

Häufig ist aktuell von der «Digitalisierung» von Wirtschaft und Gesellschaft zu lesen. Ist BIM schon in der Schweizer Baubranche angekommen?
Markus Weber: In den letzten Jahren erleben wir einen regelrechten BIM-Boom, alle reden davon, aber nur wenige haben den Weg hin zum «digitalen Bauen» beschritten. Doch jetzt wird die Bauwirtschaft zum Handeln gezwungen: Auf EU-Ebene wurde der Einsatz von BIM in öffentlichen Bauten beschlossen, und Länder wie Grossbritannien oder die Niederlande schreiben dies inzwischen per Gesetz vor. Zugleich ist die Schweizer Bauwirtschaft schon heute mit innovativen Bauherren konfrontiert, die BIM in ihren Ausschreibungen fordern. Was bedeutet: Die Nachfrage hat das Angebot überholt, und die Akteure sind überfordert.
Paul Curschellas: Kaum ein Wirtschaftszweig hinkt bei der Digitalisierung derart weit hinterher wie die Bauwirtschaft, das belegen auch Studien von Wirtschaftsforschungsunternehmen. Hierzulande ist vielen Unternehmen der Nutzen des Wandels noch nicht klar. Die Schweiz ist gefordert, sich mit der Integration dieser Methode auseinanderzusetzen, um im internationalen Wettbewerb weiterhin bestehen zu können.  

Wie wird BIM den Bauprozess verändern?
Weber: Heutige Neubauten sind komplexe Systeme, wo unterschiedlichste Bauteile, Produkte und Technologien durch eine Vielzahl von wechselnden Akteuren zu einem optimalen Ganzen zusammengefügt werden sollen. Die konventionellen Planungs- und Baumethoden kommen hier an ihre Grenzen: Ineffizienzen in der Zusammenarbeit, lange Planungs- und Bauzeiten sowie Qualitätsmängel sind die Konsequenzen. BIM ist ein neue Methode, diese komplexen Planungs- und Bauprozesse wieder in den Griff zu bekommen; doch BIM allein löst die Probleme nicht! Beim «digitalen Bauen» geht es um mehr als BIM: Modularisieren, Standardisieren und industrielle Fertigung sind ebenso wichtige Bestandteile.
Curschellas: BIM macht drohende Konflikte früher sichtbar, was die Transparenz steigert. Und es bietet eine Grundlage für integratives Arbeiten. Je früher im Planungsprozess Lösungen für Konflikte gefunden werden, desto weniger kostet ihre Korrektur.  

Welche Vorteile bringen diese Veränderungen?
Weber: Der wichtigste Vorteil und zugleich die grosse Herausforderung beim «digitalen Bauen» ist die Vernetzung der Wertschöpfungskette, angefangen beim Bauherrn mit seinen Anforderungen, über die verfügbaren Produkte und Systeme, bis hin zu Planung, Ausführung und Betrieb. 

Sie sind Mitveranstalter der Tagung. Aktuell gibt es viele Veranstaltungen zum Thema – was ist das Besondere an Ihrer Tagung?
Weber: Die Veranstaltung bietet verschiedene Blickwinkel auf das Thema: Einerseits die Nachfrage und das Angebot, dann die schon etablierten Geschäftsmodelle und einen Blick über die Schweizer Grenzen. Zudem endet die Tagung um 16 Uhr mit der Gründung der nationalen Initia­tive «BIM Einführung in der Schweiz»: In der Interessengemein- schaft sollen Branchenverbände zusammen mit der Bauwirtschaft die Wende zum digitalen Bauen gemeinsam angehen. Es geht darum, Standards zu vereinfachen, Bildungslücken zu schliessen und Hilfestellungen zur Marktimplementierung zu leisten.

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Magazine

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