Kom­pe­tenz­clus­ter für Di­gi­ta­li­sie­rung des Bau­ens

Das «Netzwerk Digital»

Die Digitalisierung der Baubranche hat an Fahrt aufgenommen – und stellt Anwender vor zahlreiche Fragen. Als verbandsübergreifendes Gefäss koordiniert das neu geschaffene «Netzwerk Digital» Fragen, wie beispielsweise zu Leistungsbildern, Verantwortung und BIM-Bestellung.

Publikationsdatum
07-04-2016
Revision
07-04-2016
Sacha Menz
Professor für Architektur und Bauprozess, ETH Zürich, Partner SAM Architekten und Partner

Als Koordinierungsplattform der Verbände SIA, CRB (Schweizerische Zentralstelle für Baurationalisierung) sowie der Bauherrenverbände KBOB (Koordinationskonferenz öffentlicher Bauherren), IPB (Interessengemeinschaft privater, professioneller Bauherren) und Bauen digital Schweiz hat das «Netzwerk Digital» im Februar seine Arbeit aufgenommen. Es wird jene Grundlagen erarbeiten, die für die Zusammenarbeit in einer digital gestützten Baubranche erforderlich sind. 

Dass diese Koordinierung notwendig ist, zeigen die Fragen von Anwendern z. B. zur Arbeitsmethode BIM, die in der Praxis in manchen Wettbewerbsausschreibungen bereits als Anforderung formuliert wird. Zudem praktizieren Büros die oft zitierte Planungsunterstützung wie z. B. die automatisierte Prüfung von virtuellen Aussparungen, indem eigene Daten mit jenen firmen­fremder Autoren kombiniert werden.

Erste Unternehmen nutzen zudem die robotergestützte Vorfertigung von Bauteilen, die dem Planer je-doch auch neues Wissen abverlangt. Die positiven Erfahrungen dieser Pioniere sind vielfältig: Sie reichen von weniger Fehlern auf dem Bau und verbesserter Kommunikation bis hin zur Erschliessung neuer Geschäftsfelder. Gleichzeitig ist eine Reihe von Fragen unklar beantwortet – etwa jene nach der Verantwortung bei Weiterverwendung fremder Daten. Während also viele von den ­Vorteilen der Digitalisierung sprechen, ist schon jetzt absehbar, wie die bestehenden Risiken das aktuell ­positive Momentum schwächen ­werden.

In diesem Sinn werden die Trägerverbände ihre jeweilige Kernkompetenz in die Koordinierungsplattform einbringen: Der SIA widmet sich Fragen des Regulierens, die CRB der Stan­dardisierung, die IPB in Gemeinschaft mit der KBOB den Anliegen aus Sicht des Bestellers von Planungs- und Bauleistungen; Bauen digital Schweiz schliesslich fokussiert auf die bestehende Best Practice. Als Koordinationsstelle kann sich das «Netzwerk Digital» dadurch strukturiert den vielfältigen Themen in der Wertschöpfungskette der Baubranche widmen. Die Experten erstellen mehrmals jährlich einen «Massnahmenkatalog Digitalisierung», aus dem prioritäre Aktivitäten als Pflichtenheft abgeleitet werden.

Ein Bulletin wird die Öffentlichkeit über den aktuellen Stand der Dinge und der Erkenntnisse informieren. Die Plattform ist zunächst auf einen Zeitraum von drei Jahren angelegt. Dabei ist das Netzwerk nicht weisend, sondern gibt den Geschäftsstellen der Trägerverbände jene konsolidierten Empfehlungen, die den Anwendern über alle Stufen eines Gebäudelebenszyklus die Sicherheit geben, die sie brauchen. Trotz aller digitalen Euphorie sollte nicht vergessen werden, dass das Ziel ein architektonisch wertvolles und für den Nutzen angemessenes Bauwerk ist. 

Der Bottom-up-Ansatz des Netzwerks Digital gewährleistet zudem, dass man im Austausch mit internationalen Normierungsgre­mien steht. Da der Partner SIA Einsitz in der europäischen CEN-Normierung hat, können die Schwei­zer Erkenntnisse auf europäischer Ebene beispielsweise in die CEN-­Arbeitsgruppe TC442 zum zukünfti­gen BIM-Standard einfliessen. Auch der Partner «Bauen digital Schweiz» wirkt durch sein Mandat bei BuildingSMART auf die internationale Standardisierung.

Herzstück des Netzwerks ist die Geschäftsstelle; Andreas ­Loscher (SIA), Peter Scherer (Bauen digital Schweiz) und Odilo Schoch (Leiter der Geschäftsstelle) u. a. erstellen derzeit den Massnahmenkatalog. Ein Steuerungsausschuss ist kontrollierendes Organ. Er generiert aus dem Massnahmenkatalog ein stets aktuelles Pflichtenheft, das die Geschäftsstelle in den Folgemonaten bearbeitet.

Mitglieder des Steuerungsausschusses sind Jean-Claude Nussbaumer (CRB), Nicolas Graf (CRB), Herbert Tichy (KBOB), Peter Strebel (IPB), Paul Curschellas (Bauen digital Schweiz), Markus Weber (Bauen digital Schweiz), Markus Giera (SIA) und Prof. Sacha Menz (SIA, Vorsitz Steuerungsausschuss).

Weitere Informationen
Interessierte sind eingeladen, sich über ihre Verbände, die Website des Netzwerks Digital sowie analoge und digitale Netzwerke einzubringen: http://www.netzwerk-digital.ch

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