Päd­ago­gi­sches und so­zia­les Pro­jekt des Bild­hau­ers Da­ni­el Mail­let in Bra­si­li­en

Publikationsdatum
09-10-2013
Revision
25-08-2015

Ein Projekt für junge Menschen in Brasilien: grosse Skulpturen in CunhaSP

Ein Studienzentrum für grossformatige, bei hohen Temperaturen gebrannte Terrakotta-Figuren ist in Brasilien einzigartig. Die Terrakotta-Skulptur ist eine sehr alte Kunstform, dennoch werden hohe Temperaturen auch heute noch selten von Bildhauern verwendet. Das geht auf die komplexe Modellierung und den Mangel an Technikern für manuelle Holz- oder Gasöfen zurück, die Temperaturen von mindestens 1320° C erreichen. Traditionelle Terrakotta-Statuen wurde bei niedrigen Temperaturen gebrannt (kleines Feuer) und galten aufgrund des unedlen Materials als «arme Kunst». Das Brennen von Gebrauchsgegenständen aus Porzellan und Keramik bei hohen Temperaturen wurde in der westlichen Welt zur Zeit des wachsenden Handels mit China im 16. Jahrhundert eingeführt.  

Beim Brennen mit hohen Temperaturen (grosses Feuer) wird das Material aufgrund der Hitze und des Innendrucks des Ofens, der dem im Untergrund der Erde ähnelt, so verändert, dass die Tonarten und die Mineralienmischung aus sehr hartem Stein wie Gneis die charakteristische polymorphe Gestalt von Tridymit annehmen.   Beim Kontakt mit dem Feuer entstehen auf den Oberflächen dieser Kunstwerke aussergewöhnliche, unwiederholbare und kostbare Patina-Arten. Die Beständigkeit des Kunstwerks, in diesem Fall der Skulptur, erhöht sich und ist genauso wie die technische Qualität mit der von Bronze, Stein oder Marmor vergleichbar.

Parallel zur Erstellung von Skulpturen und zum Bau des Ofens wird gemeinsam mit den Jugendlichen ein Handbuch zum Erlernen dieser Techniken erarbeitet, das ausgedruckt und unentgeltlich über das Internet verbreitet wird. Ausserdem ist der Bau eines Hochtemperaturofens in der Schweiz geplant, um diese Technik zu verbreiten und einen Austausch zwischen Kunststudenten und Experten anzuregen, in dem alte Techniken mit modernen wissenschaftlichen Erkenntnissen vereint werden. 

Ziele des Projekts

Die allgemeine Zielsetzung des Projektes liegt in der Mischung von zwei sehr alten, heute aber wenig genutzten Techniken: das aus dem Orient stammende Brennen bei hohen Temperaturen und die klassische Terrakotta-Skulptur. Die Verbindung dieser beiden Techniken ist sehr selten. Für den Bildhauer ist sie eine Neuheit, und es gibt keine entsprechenden Ausbildungsangebote bei staatlichen oder privaten Kunstakademien oder -schulen. Im Kunstatelier von Daniel Maillet wird ausserdem der Austausch mit Studenten und Künstlern aus anderen Ländern und mit anderen Kulturen gefördert. 

Ort und Entwicklung

Cunha ist ein landwirtschaftlich und touristisch genutztes Naturschutzgebiet, das in der Mitte eines der grössten Schutzgebiete des Tropenwaldes liegt: dem Nationalpark Serra do Mar. Die Region leidet aufgrund des Mangels an Arbeitsplätzen und Entwicklungsperspektiven unter der Abwanderung junger Menschen vom Land in die grossen Städte. Cunha ist ein wichtiger Standort für die Produktion von Gebrauchskeramik, sodass Maillet grossformatige Skulpturen mit Noborigama-Hochtemperaturöfen erstellen konnte. Der Ort soll zur Kulisse eines Projektes des Kunstateliers Maillet zur Förderung von Kunst, Kunsthandwerkern und Bildhauern und neuen Berufen werden, mit dem neue Märkte in Cunha ausgelotet werden können. In der kleinen Stadt Cunha haben Mikrokriminalität und Mordfälle, bei denen die Täter häufig sehr junge Menschen sind, in der letzten Zeit zugenommen.

Das Projekt dient der Prävention und gibt jungen Menschen mehr Möglichkeiten, einen Platz in der Gesellschaft zu finden. Kunst kann Menschen helfen, positive und kreative Energien konstruktiv zu nutzen. 

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