Neu­in­ter­pre­ta­ti­on im Schwarz­wald

Neubau Besucher- und Informationszentrum Biosphärengebiet Schwarzwald in Todtnau

Im Wettbewerb für ein Besucherzentrum im Biosphärenreservat Schwarzwald setzt sich das Zürcher Architekturbüro Mulder Zonderland durch. Besucherinnen und Besucher werden künftig in einem extrudierten Rundbau empfangen.

 

Publikationsdatum
18-08-2022

Offener zweistufiger Planungswettbewerb

Das 63 000 Hektar grosse Bio­sphärengebiet Schwarz­wald liegt südlich von Freiburg (D) und ist seit Juni 2017 von der ­Unesco als Biosphärenreservat und damit als internationale  Mo­dell­region für nachhaltige Entwicklung anerkannt. Aufgrund dieser Anerkennung ist das Land Baden-­Würt­temberg zur Einrichtung eines Biosphären-Infor­mationszentrums verpflichtet.

Als Standort wurde das Städtchen Todtnau im Landkreis Lörrach festgelegt. Durch den Abriss einer Industriebrache wurde ein Hanggrundstück gegenüber des Rathauses frei. Für das Besucher- und Informationszentrum sind eine Nutzfläche von 2600 m² sowie 1500 m² für den Aussenraum vorgesehen. Das geplante Raumprogramm umfasst neben den Ausstellungsflächen und einem grosszügigen Foyer auch Seminarräume für Bildungsangebote und ein für 70 Personen ausgelegtes Auditorium.

Um eine für die Bauaufgabe überzeugende Lösung hinsichtlich der gestalterischen, funktionalen und ökonomischen Anforderungen zu finden, wurde ein offener, zwei­stufiger Realisierungswettbewerb ausgelobt. 141 Büros aus ganz Europa haben ihre Entwürfe eingereicht. 20 Arbeiten wurden für die zweite Bearbeitungsphase benannt. Aus diesen Arbeiten wurde nun der Siegerentwurf ausgewählt.

Das runde Schwarzwaldhaus

Das Zürcher Architekturbüro Mulder Zonderland konnte die Jury mit einem zweigeschossigen solitären Baukörper überzeugen, der die typische «Schwarzwaldarchitektur» neu interpretiert. Besonders beeindruckt zeigte sich die Jury vom gut durchdachten und gut gestalteten Umgang mit der Topografie. Das ­Gebäude schmiege sich wie selbstverständlich an die Hangkanten an und überzeuge in Massstäblichkeit und Körnigkeit. Ein grosser Innenhof helfe, das Gebäude zu zentrieren.

Im Inneren entsteht ein Raum mit hoher Aufenthaltsqualität für Ausstellungsgäste und Veranstaltungsteilnehmende. Dank der übersichtlichen schneckenförmigen Gebäudeführung ist die Orientierung einfach.

Die geschwungene und ansteigende Grundrisskonzeption mit teilweise ungünstigen Dachneigungen und Winkeln verlangt allerdings eine vertiefte Auseinandersetzung mit der Dachgestaltung. Das betrifft die konstruktive Ausbildung des Dachs, aber auch die Anordnung der PV-Dachziegel.

Der Neubau soll, wie bereits in der Auslobung festgehalten, überwiegend in Holzbauweise ausgeführt werden. Mulder Zonderland sehen für die entwurfsprägende Dachkonstruktion Brettschichtholz vor. Die Innenwände sollen zum Teil aus Stampflehm gefertigt werden.

Die Jury sieht darin einen aussergewöhn­lichen Entwurf, der die Eigenständigkeit der Bio­sphäre Schwarzwald auch in seiner Architektur zum Ausdruck bringt, ohne Funktionalität und ­Wirtschaftlichkeit Ausser acht zu lassen.

Jurybericht und Pläne auf competitions.espazium.ch

Auszeichnungen

1. Preis: Mulder Zonderland, Zürich/Amsterdam
2. Preis: Atelier Schmelzer Weber, Dresden
3. Preis: Jonas Krahé, Erfurt
4. Preis: Lieb Architekten, Freudenstadt

FachJury

Myriam Gautschi, Architektin, Konstanz; Annette Ipach-Öhmann, Landesbetrieb Vermögen und Bau Baden-Württemberg, Betriebsleitung Stuttgart; Tobias Walliser, Architekt, Berlin; Jens Wittfoht, Architekt, Stuttgart; Karl-Heinz Bühler (Ersatz), Landesbetrieb Vermögen und Bau Baden-Württemberg, Amt Freiburg; Fred Gresens (Ersatz), Bezirksvorsitzender der Architektenkammer Baden-Württemberg

Sachjury

Kalinka Becht, Ministerium für Finanzen Baden-Württemberg; Bodo Krauss, Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg

Auslober

Land Baden-Württemberg, vertreten durch Vermögen und Bau Baden-Württemberg, Freiburg

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