The me­di­um is the mes­sa­ge

Publikationsdatum
02-01-2015
Revision
10-11-2015

Neulich gesehen in der Berner Agglo (ja, die gibt’s!): eine unauffällige Sandsteinstele neben dem Trottoir, von mir nur bemerkt, weil ich direkt daneben mit meinem Velo im Stau stehe. Die Inschrift: «1 Stund von Bern».

Verwirrung – steht nicht einige hundert Meter weiter das Ortsschild? Aus welcher Zeit stammt die Markierung? Ist sie deshalb nicht akkurat, weil sich Bern inzwischen in Richtung Osten ausgedehnt hat? Auf welches Transportmittel bezieht sich die Inschrift und auf welchen Bezugspunkt?

Fragen, die mir erst eine Recherche im Internet beantworten kann: Es handelt sich einen sogenannten Stundenstein von 1825. Die alten Berner markierten damit nach römischen Vorbild im 18. und 19. Jahrhundert die Marschdistanz zum Zytgloggeturm, dem Zentrum des Stadtstaats und Ausgangspunkt der wichtigsten Strassen. 

Der absolute Anspruch von Inschrift und Stein hat etwas Würdevolles. Botschaft und Medium vermitteln Sicherheit: Egal wie schnell unsere Züge fahren, wie viel Autobahnen wir bauen, mit wie viel Watt unsere Elektrovelos ausgestattet sind: Der Weg nach Bern – vielleicht lüpfig gegangen im Rhythmus des Berner Marschs – beträgt eine Stunde. Hier steht’s, in Stein gemeisselt.

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