Stadt aus Holz
Wird einem Architekten das Ausüben seines Berufs durch die Macht des Faktischen erschwert, kommt manch einer auf ausgefallene Ideen. Doch während die Baukünstler hierzulande über Normen und energetische Sachzwänge stöhnen, fehlt es ihren Berufsgenossen auf Kuba schlicht an den Mitteln, seien es nun pekuniäre oder im wörtlichen Sinn materielle. Was also tun?
Eine Gruppe offenbar überaus begabter Modellbauer liess sichs nicht verdriessen und ging daran, das kaum überschaubare Gewirr der im spanischen Kolonialstil erbauten Altstadt von Havanna samt Hafenbecken und Umgebung als Modell nachzubilden. Zumindest an Holz scheint es ihnen nicht gemangelt zu haben, und so können interessierte Touristen und faszinierte Schulklassen nun in einem abgedunkelten Saal inmitten jener Altstadt ein kleingrosses Wunder bestaunen. Die fünfminütige Präsentation umfasst «Havana by Night» samt Strassenillumination und zumindest akustischem Kanonensalut von der gegenüberliegenden Festung (im Foto linkerhand).
In einem allerdings unterscheiden sich Kubas Architekten kein bisschen von ihren Schweizer Kollegen: Hier wie da sind gewiefte Illusionisten am Werk. Das hölzerne Stadtmodell kaschiert die bauliche Brüchigkeit des realen Sozialismus aufs Geschickteste.