Leit­fa­den «Er­folgs­fak­to­ren so­zi­al nach­hal­ti­ger Sa­nie­run­gen und Er­satz­neu­bau­ten»

Zürich ist eine attraktive Wohnstadt für alle Bevölkerungsschichten und Altersgruppen und soll es bleiben. Ein neuer Leitfaden zeigt, was es braucht, damit Sanierungen und Ersatzneubauten auch sozial nachhaltig sind. Am Montag wurde er im Zürcher Stadthaus vorgestellt.

Publikationsdatum
31-03-2015
Revision
01-09-2015

Stadtpräsidentin Corine Mauch begrüsste die Anwesenden mit einer kurzweiligen Einstiegsrede. Bei der Nachhaltigkeit dürften «die sozialen Aspekte neben den ökologischen und wirtschaftlichen nicht vernachlässigt werden», meint sie, «es wird gebaut, wo schon Menschen wohnen», sozial nachhaltiges Handeln sei daher wichtig. 

Alex Martinovits von der Stadtentwicklung Zürich stellte darauf hin den neuen Leitfaden vor. Dieser zeigt, was es braucht, damit Sanierungen und Ersatzneubauten auch sozial nachhaltig sind. Er enthält Empfehlungen an Investierende, Planende und Verwaltungsstellen.

Das Ziel einer guten sozialen Durchmischung in den städtischen Quartieren ist Teil des wohnpolitischen Grundsatzartikels in der Gemeindeordnung, den die Stimmberechtigten im November 2011 angenommen haben. Der Stadtrat hat dieses Ziel auch in seinem Programm Wohnen festgeschrieben.

Was braucht es, damit Sanierungen und Ersatzneubauten nicht nur ökologisch und wirtschaftlich, sondern auch sozial nachhaltig geplant und durchgeführt werden können? Vier Erfolgsfaktoren sind im Leitfaden beschrieben, der zahlreiche Empfehlungen an Investierende, Planende und an Verwaltungsstellen enthält.

Vielfältiger Wohnungs- und Nutzungsmix

Zu den Erfolgsfaktoren zählen unter anderem eine gute Belegung und begrenzte Wohnflächen; beides führt dazu, dass das knappe Gut – zahlbare Wohnungen – mehr Personen zur Verfügung steht. Auch ein vielfältiger Wohnungs- sowie ein Nutzungsmix, der Wohnen und Arbeiten kombiniert, tragen zu einer guten sozialen Durchmischung bei, genauso wie bauliche Massnahmen, die das Zusammenleben in einem Wohnhaus fördern – zum Beispiel gemeinsam nutzbare Räume.

Vorteile bringt zudem eine frühzeitige Kommunikation: Werden, etwa an Informationsveranstaltungen, Mieterinnen und Mieter in ein Sanierungsprojekt mit einbezogen, können diese mit ihren Feedbacks auf allfällige Mängel eines Projekts hinweisen und ihre Bedürfnisse anmelden. In die Kommunikation auch die Nachbarschaft einzubeziehen, ist ein weiterer Beitrag zur sozialen Nachhaltigkeit von Sanierungen und Ersatzneubauten. 

Investierende, Planende und Verwaltungsstellen als Zielgruppe

Der Leitfaden und die darin zusammengefassten Erfolgsfaktoren richten sich an alle Investierenden und Planenden in der Stadt Zürich, aber auch an Verwaltungsstellen. Selbstverständlich hängt es vom jeweiligen Sanierungs- oder Ersatzneubauprojekt ab, welche Erfolgsfaktoren wie umgesetzt werden können. Für sozial nachhaltige Sanierungen und Ersatzneubauten ist die Stadt – wie auch bei anderen wohnpolitischen Zielen – auf die Zusammenarbeit mit Stiftungen, Genossenschaften und privaten Bauträgern angewiesen und zählt auf deren Beitrag an eine vielfältige Wohnstadt.

An der Lancierungsveranstaltung im Stadthaus stellte der Architekt Aurelio Vaccani die Apollostrasse 3 beim Kreuzplatz als erstes Anwendungsbeispiel vor. Er erklärte, wie der Quartierverein Riesbach den Umbau sozial verträglich gestallten wollte. «Die Möglichkeiten von Quartiervereinen sind begrenzt, doch wollte man nicht nur jammern, sondern auch etwas machen.» Jörg Koch, CEO Pensimo Management AG, folgte darauf mit Fallbeispielen der Anlagestiftung Adimora, darunter die Überbauung Zwicky Süd in Dübendorf.

Anschliessend wurde auf dem Podium über die Anwendungsbereiche der Erfolgsfaktoren aus dem Leitfaden diskutiert. Eva Schuhmacher, Geschäftsleiterin Hausverein Zürich, Albert Leiser, Direktor Hauseigentümerverband Zürich, Alex Schärer, Leiter Portfoliomanagement bei der Migros-Pensionskasse, Peter Schmid, Präsident Wohnbaugenossenschaften Zürich und Arno Roggo, Direktor Liegenschaftenverwaltung der Stadt Zürich vertraten dabei die verschiedenen Investorengruppen.

Albert Leiser war der Meinung, dass private Hauseigentümer ohnehin gezielt gute Mieter für Häuser suchen, in denen sie mehrheitlich ja auch selbst leben, und dass sie sich um diese Mieter gut kümmern würden. Doch Eva Schumacher betonte, wie wichtig es sei, dass die genannten Erfolgsfaktoren sozial nachhaltiger Sanierungen und Ersatzneubauten jetzt auch bei institutionellen Anlegern Thema sind. 

Kurz und prägnant

Der Leitfaden ist kurz und prägnant, man muss sich nicht durch einen Paragraphendschungel kämpfen. Besonders ansprechend ist, dass jeder der vier Erfolgsfaktoren ein eigenes Icon hat. Weniger attraktiv gestaltet sich ihre Benennung – ganze Sätze statt einzelner illustrativer Schlagwörter. Dafür sind sie immerhin aussagekräftig:

Bezahlbare Mieten dank Kostenreduktion und angemessener Belegung Langfristige Erneuerungsstrategie und frühzeitige Kommunikation Identität, Gemeinschaft und Zusammenleben fördern Vielfalt und flexible Nutzung gewährleisten

Leitfaden «Erfolgsfaktoren sozial nachhaltiger Sanierungen und Ersatzneubauten» downloaden

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