Laub­holz: Un­ter­nutzt und un­ter­schätzt

Die Absatzprobleme für Laubholz in der Schweiz wachsen. Die Rundholzproduktion war während der letzten zehn Jahre um 40% rückläufig, aktuell werden die Ressourcen um rund 50% unternutzt. Das hält ein Inputpapier de Bundesamts für Umwelt BAFU fest. Gleichzeitig vermutet dieses Papier eine mittel- bis langfristige Verschiebung der Baumartenstruktur hin zu mehr Laubhölzern.

Publikationsdatum
27-11-2012
Revision
01-09-2015

Vor diesem Hintergrund wurde Ende November an der ETH Zürich am Institut für Terrestrische Ökosysteme ein Kolloquium abgehalten, an dem acht Fachleute unter der Leitung von Peter Niemz, Leiter der Gruppe Holzbaustoffe am ETH-Institut für Baustoffe, das Thema und mögliche Lösungen aus Sicht der Planer und der verarbeitenden Industrie darlegten. Niemz betonte einleitend, Laubholz dürfte in der Schweiz künftig durch den schrittweisen Umbau der Wälder an Bedeutung gewinnen. Der Vorrat an Laubholz steigt kontinuierlich, der Vorrat an Nadelholz nimmt ab. Diese Tendenz belegt das dritte Landesforstinventar (2004-2007).

Zum jetzigen Zeitpunkt werden beinahe 60% des geernteten Laubholzes direkt in den Ofen gesteckt und energetisch verwertet. Soll sich dies ändern und dieser Rohstoff Wert mehrend verarbeitet werden, steht die Holz verarbeitende Industrie vor der Aufgabe, seine stoffliche Nutzung voranzutreiben. Dies gilt besonders auch für die grossen Mengen an Laubholz, das nicht Furnier- oder Möbelqualität  entspricht. Möglichkeiten dazu werden besonders in der Holzwerkstoffindustrie geortet. Die möglichen Anwendungen im Bauwesen z.B. für Brettschichtholz, Brettsperrholz, Spanplatten, Faserplatten, Sperrholz und Furnierschichtholz.

Laubholzindustrie in einem Formtief

Mit einer Branchenübersicht zur Laubholzverarbeitung in der Schweiz führte Michael Gautschi (Holzindustrie Bern) kenntnisreich in die Thematik ein. Sein Fazit: Die Laubholzindustrie könne aus dem derzeitigen Formtief herauskommen, wenn vermehrt Qualitätswaldbau mit Edelhölzern betrieben und die Logistik verbessert wird. Aber auch ein wirksames Marketing dürfte unabdingbar bleiben. Hermann Blumer (Création Holz, Herisau) führte eindrücklich die Möglichkeiten und Grenzen beim Bauen mit Laubholz vor Augen und Patrick Corbat (Corbat Holding, Vendlincourt) seinerseits  referierte über seine Erfahrungen mit Verwertung und Vermarktung von Produkten aus heimischem Laubholz.

Eine der wenigen Firmen in der Schweiz, die eine Verwertung von Laubholz im Bauwesen anhand bedeutender Bauwerke angeht, ist die Neue Holzbau AG in Lungern. Deren Vertreter Thomas Strahm konnte denn auch aufzeigen, wie die bautechnisch motivierten Versuche und Erfindungen in diesem Bereich zu erfolgreichen Realisierungen führten. Die dargelegten mechanisch-physikalischen Eigenschaften von Eschenholz (Sebastian Clauss, ETH)  sowie der Bericht über Holzverklebung (Philipp Hass, ETH) belegten, wie detailliert und letztlich praxiswirksam die einzelnen technischen Bereiche zum Verarbeiten von Laubholz unter die Lupe genommen werden.

Die Endkunden von Laubholz überzeugen

Umfassend war der Ansatz von Thomas Lüthi (Dienstleistungen für die Holzbranche), der über laufende Laubholzprojekte referierte, die durch den Aktionsplan des BAFU  gefördert werden. Lüthi sieht gerade bei Massivholzmöbeln einen stark im Kommen begriffenen Trend. Seiner Meinung nach sind auch die Eigenschaften von Thermoholz vermehrt zu kommunizieren, ist doch hier ein erhebliches Wachstumspotenzial zu orten. Thermoholz bietet  kritischen Konsumenten eine ökologische Alternative z.B. zu Tropenhölzern. Thomas Lüthi ist dezidiert der Ansicht, ein erfolgreiches Vermarkten von Laubholz bedinge überzeugende Marketingstrategien der betreffenden Unternehmen. Doch seien diese zwingend auf die Endkunden auszurichten, denn dort und nur dort fallen die rational und auch die unbewusst und gefühlmässig motivierten Entscheide für oder gegen Schweizer Laubholz.

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