In­ge­nieur­bau­kunst 2016 ma­de in Ger­ma­ny

Die neue Ausgabe des Jahrbuchs «Ingenieurbaukunst» präsentiert eine Auswahl der spektakulärsten Bauprojekte mit Beteiligung deutscher Ingenieure weltweit. Etwa die Hälfte der gezeigten Projekte sind ausserhalb der Landesgrenzen realisiert worden, darunter auch in der Schweiz.

Revision
24-11-2015
Thomas Ekwall
MSc. EPFL Bau-Ing., MAS ETHZ Arch., Korrespondent TEC21

Deutschland gilt bekanntlich als Weltmeister des Güter- und Dienstleistungsexports. Dies gilt auch für das Bauingenieurwesen, bei dem viele international tätige Büros ihre Planungserfahrungen im In- und Ausland miteinander verflechten. Sei es die Europäische Zentralbank in Frankfurt, die Grosse Moschee von Algerien, die Baugrube des Rheinkraftwerks Iffezheim oder die Brücke zum Mont-Saint-Michel: «Made in Germany» bezieht sich nicht auf den Standort des Bauwerks, sondern meint die geistige Herkunft und den baukulturellen Hintergrund.

Die 18 Projektbeschriebe dieser Publikation sind reichlich bebildert, allgemeinverständlich und bilden den Hauptteil des Buches. Die klassischen Bauingenieurdisziplinen sind gleichermassen vertreten: Im Hochbau ist der Fokus insbesondere auf die Leichtbauweise und die Ausführung freigeformter Gebäudehüllen gesetzt, wie etwa die Seilfassade der «Casa Enzo Ferrari» von Werner Sobek in Modena, oder die Seilnetze beim Fulton Center von schlaich bergermann und partner in New York. Im Brückenbau werden der kleine und der grosse Massstab gleichermassen gewürdigt: hier die 22 m lange Holz-Beton-Verbundbrücke von graf ingenieure in Schwäbisch Gmünd, da der Stahlbau der 1420 m langen Sundsvall-Brücke der Firma Max Bögl Stahl- und Anlagebau. Auch der Maschinenbau wird gewürdigt, am Beispiel des Gotthard-Basistunnels, wo Tunnelbohrmaschinen von Herrenknecht AG im Einsatz waren.

Fünf Essays zur Ingenieurbaukunst runden die Lektüre ab, darunter ein Aufsatz von Eugen Brühwiler am Lehrstuhl für Erhaltung und Sicherheit von Bauwerken (MCS) der EPFL zum Thema «Engineering im Bestand». Anhand des Monitorings der Stahlbrücke bei Eglisau und der Instandsetzung des Chillon-Viadukts mit UHFB illustriert er die schweizerische Methodik des Bauens im Bestand, die auf ein speziell dafür entwickeltes Normenwerk (SIA 269) zurückgreifen kann – eine Ausnahme im europäischen Raum, die offenbar über die Landesgrenze hinaus auf Interesse stösst.

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