Der Bund baut

Publikationsdatum
08-03-2018
Revision
08-03-2018

Ein engerer Rahmen als der, den die Sanierung des Ostflügels im Bundes­haus zu Bern erfahren hat, ist kaum vorstellbar. Zwischen den Leitplanken von Denkmalschutz und techni­scher Ertüchtigung mussten zahllose Einzelentscheide gefällt werden, bei denen das Haus als Ganzes nicht aus dem Blickfeld geraten durfte. 

Die Vielzahl der vor­gefun­denen und mit gebührender Sorgfalt sanierten Bauteile gleicht einer Leistungsschau aus dem Jahr 1892. Allein die am historischen Vorbild orientierte Oberfläche der Büro­türen hat einen Maler über Monate beschäftigt. Ein logistischer Kraft­akt war das Einfügen eines zusätzlichen Untergeschosses, um Platz für technische Anlagen zu generieren. Für ergänzende zeitgenössische Eingriffe blieb Alb Architekten wenig Spielraum. Beim Aufgang zum neu erschlossenen 3. und 4. OG zeigen sie viel Fein­gefühl bei der Einpassung einer belebenden Wandgestaltung – nicht ohne historischen Bezug, versteht sich. Das anschlies­sende Sitzungszimmer im Dach­geschoss bietet eine Weitsicht, die sich symbolisch auf die Entscheidungsträger übertragen möge. Unter der Projektleitung von Merle Rissiek, die auch das vorliegende dreisprachige Buch konzipiert hat, ist der dritte Bauabschnitt der Sanierung des Bundeshauses zu einem sehenswerten Abschluss gelangt. 

In diesem Zusammenhang sei auch auf die Dokumentation vom Um- und Neubau des Bundesstrafgerichts in Bellinzona hingewiesen, den Be­arth & De­pla­zes Ar­chi­tek­ten gemeinsam mit Du­risch + Nol­li Ar­chi­tet­ti zwischen 2010 und 2013 realisierten. Die klassizistische Fassade der ehemaligen kantonalen Handelsschule wird durch einen hellweissen Anstrich in die Gegenwart transportiert. Weisser Sichtbeton bildet einen abstrakten Fond für die Gestaltung der Innenräume. Neu hinzugefügte Kuppeln verleihen den Räumen nicht nur eine würdige Atmosphäre, sondern erinnern mit ihrer floral durchbrochenen Oberfläche an den Platz unter der Dorf­linde als ursprünglichen Standort der Gerichtsbarkeit (siehe auch: «Il nuovo tribunale penale federale», erschienen bei unserer Schwesterzeitschrift Archi).

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