Bondo: Vier Jahre Bau mit gleichzeitig laufenden Baulosen
Die Bauphasen beim Wiederaufbau der Infrastruktur von Bondo nach dem Bergsturz sind komplex. Die verschiedenen Fachbereiche Wasserbau, Brückenbau, Strassen- und Landschaftsbau müssen aufeinander abgestimmt werden, gleichzeitig muss auf der Baustelle ständig mit weiteren Murgängen und allfällig erforderlichen Räumungen gerechnet werden.
Es waren und sind temporäre Verkehrsführungen inklusive temporärer Kreiselverschiebungen und kurzer Einsätze von Lichtsignalanlagen notwendig, die auf die sich immer wieder verändernden Bauarbeiten während den verschiedenen Bauphasen angepasst werden. Aus Sicht des Wasserbaus mit seinen bautechnischen und sicherheitsspezifischen Anforderungen müssen beispielsweise aber auch die Bauwerke von der Sohle/Fundation bis zur Damm-/Mauerkrone und topografisch in Fliessrichtung vom Kegelhals der Bondasca bis in die Maira erstellt werden.
Demgegenüber musste aber der Hochwasserschutz in Spino prioritär angegangen werden, weil dieser unzureichend war. Aufgrund dieser gegenläufigen Interessen und der Ungewissheit weiterer Murgänge, die die Bautätigkeit insbesondere am Kegelhals der Bondasca verunmöglichen und anschliessend sämtliche Arbeiten erschweren sowie zeitlich stark verzögern würden, empfahlen die Planenden, die bauliche Umsetzung der Verbauungen an der Maira und an der Bondasca gleichzeitig auszuführen. Nicht zuletzt sind die Bauphasen wie üblich in einem straffen Zeitplan vorgesehen. Auch dies bedurfte schliesslich parallel geführte Baulose und Baugruppen, die zur gleichen Zeit im Einsatz sind.
Reportage Wiederaufbau Infrastruktur Bondo
Wenn Architektur- und Baumedien über Gebautes berichten, ist die Arbeit meist schon getan. Wir machen es anders und nehmen Sie mit auf die Baustelle. Hier geht es zu unserer Reihe zum Wiederaufbau von Bondo.
Die Bauarbeiten sind bereits weit fortgeschritten, und die Dimensionen des Projekts zeigen sich aktuell offensichtlich. Die Bewegungen auf der weiträumigen Baustelle mit den verschiedenen Ein- und Angriffsstellen zeigen aber ebenso auf, dass während den Bauarbeiten mit weiteren Murgangereignissen und allfällig erforderlichen Räumungen gerechnet werden muss, was entsprechende Restriktionen für den Bauablauf mit sich zog. So ist ein Monitoring- und Alarmsystem in der Bondasca installiert (Reissleinen, Echolote und Geophone) und ein Rettungskonzept für das Notfallszenario ausgearbeitet worden, das das Personal auf der Baustelle schützt.
Das Notfallkonzept wurde gemeinsam mit der Gemeinde, dem Amt für Wald und Naturgefahren und dem Tiefbauamt Graubünden, Wasserbau, erstellt und ist für die gesamte Bauphase bindend. Im Fall von Murgängen werden die Menschen in der Gefahrenzone mit einer Vorwarnzeit alarmiert. Wegen der kurzen Warnzeit von nur einigen Minuten können allerdings nur ausschliesslich lebensrettende Massnahmen eingeleitet werden – insbesondere die Evakuation der am Bau beteiligten Personen aus der Gefahrenzone. Baumaschinen bleiben im Ernstfall auf der Baustelle. Vor Baubeginn wurde das Personal entsprechend über den Gefahrenbereich, die Fluchtwege und die Sammelplätze instruiert.
Bauphase 1: Herbst 2021
Im ersten Jahr erfolgten die ersten Wasserbaumassnahmen im oberen Teil der Bondasca und im unteren Teil der Maira, entlang von Spino, mit der Hochwasserschutzmauer. Die Flutmulde wurde realisiert, und parallel dazu erfolgte die Erdverlegung der Stromleitung der ewz sowie die Abwasser- und Trinkwasserringleitung Bondo–Spino/Spital der Gemeinde und der Trinkwasser-Ringschluss Bondo.
Bauphase 2: Frühjahr 2022
Die Wasserbauarbeiten wurden mit den Wuhrbauarbeiten in der Bondasca und Maira fortgesetzt. Zudem wurde die Stützmauer entlang der Verbindungsstrasse Spino-Promontogno realisiert. Ausserdem erstellte man die Widerlager der Bondasca- und Punt-Brücken, wobei im Bereich ausserhalb der alten Kantonsstrasse die Personen- und Dumperunterführungen Manäla entstanden.
Die Dumperpisten wurden aus verkehrstechnischer und betrieblicher Sicht geschickt in das Verkehrskonzept während den Bauphasen integriert. Denn sie erschliessen den Bau und die Rückhaltestruktur, für die stetig mit betrieblichem Unterhalt wie beispielsweise der Räumungen nach Ereignissen zu rechnen ist, unabhängig von den anderen Verkehrsanlagen. Diese Entflechtung und dieser kreuzungsfreie Betrieb stellen eine sichere und effiziente Optimierung dar. Ausserdem konnte auf diese Weise auf die in der Landschaft störenden Abfahrten auf der Tunnelseite verzichtet werden.
Die Dumperpiste wird ab der Zufahrt zur Deponie «Palü» mit einer Unterführung unter der Malojastrasse an die Maira geführt und verläuft im gesamten weiteren Projektperimeter auf dem Vorland der Maira und der Bondasca. Die beiden Brücken werden auf dem Vorland unterquert. Durch die wasserseitige Anordnung der Dumperpiste hinter der Mauer der Malojastrasse und dem Hochwasserschutzdamm konnten Lärm- und Staubemissionen begrenzt werden und der Dumper kommt weder dem Alltagsverkehr noch den Fussgängern in die Quere.
Bauphase 3: Sommer 2022
In der Flussaufweitung der Bondasca wurden die Wuhrbauarbeiten und entlang der Verbindungsstrasse Spino-Promontogno die Stützmauerarbeiten fortgesetzt. Weitergebaut wurde auch an den Brückenbauten Bondasca und Punt. Ebenso erstellte man die Personen- und Dumperunterführung Manäla im Bereich der Hauptstrasse, die Mauerbauten für den Strassendamm, die Einbauten für die Toiletten und den Velounterstand der Postautohaltestelle, die Werkleitungs- und Strassenbauarbeiten im Bereich Punt/Crotti und vor allem auch schon die ersten Gestaltungsarbeiten am Bondascadamm.
Bauphase 4: Herbst 2022
Die Wuhrbauarbeiten wurden in der Flussaufweitung der Bondasca fortgesetzt. Die Brücke Punt und die Personen- und Dumperunterführung Manäla wurden fertiggestellt, während an der Bondasca-Brücke und den Stützmauerarbeiten entlang der Verbindungsstrasse Spino-Promontogno weitergebaut wurde. Gleichzeitig erfolgten auch die Vorbereitungsarbeiten für die Mauerbauten für den Strassendamm und die Strassenerhöhung, die Gestaltungsarbeiten am Bondascadamm und die Strassenbauarbeiten im Bereich Punt/Crotti.
Bauphase 5: Frühjahr 2023
Während an der Brücke Bondasca weitergebaut wurde, brach man die alte Spizarunbrücke ab und setzte auch die die Mauerbauten für den Strassendamm und die Strassenerhöhung fort. Dazu kamen die Zufahrt zur Mehrzweckhalle mit den Umgebungsarbeiten Punt und die Gestaltungsarbeiten am Bondascadamm.
Bauphase 6: Sommer 2023
Der Brückenbau Bondasca und die Mauerbauten für den Strassendamm und die Strassenerhöhung wurden fortgesetzt, die Widerlager Spizarunbrücke neu gebaut, der untere Teil der Verbindungsstrasse Spino-Promontogno inkl. Werkleitungen sowie die Zufahrt zur Mehrzweckhalle mit den Umgebungsarbeiten Punt werden fertiggestellt und die Gestaltungsarbeiten am Bondascadamm werden ausgeführt.
Bauphase 7: Herbst 2023
Dieses Jahr sollen noch der Brückenbau Bondasca weitergeführt, die Spizarunbrücke neu gebaut, die Mauerbauten für den Strassendamm und die Strassenerhöhung abgeschlossen, der Kreisel Bondo bis zum Widerlager Brücke Maira Spizarun realisiert sowie die Gestaltungsarbeiten am Bondascadamm ausgeführt werden.
Bauphase 8: Frühjahr 2024
Nächstes Jahr erfolgen dann der restlichen Uferschutz und die Schlussgestaltung des Flussraums, der Weiterbau an der Spizarunbrücke, der Rückbau der Hochspannungs-Freileitung der ewz im Kreiselbereich, die Erstellung der Infrastrukturleitungen mit Fundationsschicht im Bereich der Postautohaltestelle sowie die Umsetzung der restlichen Umgebungsarbeiten
Bauphase 9: Sommer 2024
Dann erfolgt der Rückbau des alten Trassees der Hauptstrasse, die Fertigstellung der Spizarunbrücke und die Realisation der Werkleitungsbauten und der Fundationsarbeiten im Bereich der Postautohaltestelle Bondo. Im Anschluss erfolgt die Arbeit an den restlichen Umgebungsarbeiten.
Bauphase 10: Herbst 2024
Nachdem alle Infrastrukturbauwerke erstellt worden sind, werden der restliche Uferschutz und die Schlussgestaltung des Flussraums realisiert, die Strassenbauarbeiten auf der Brücke Maira Spizarun durchgeführt, der Kreisel abgeschlossen und die Belags- und Umgebungsarbeiten der Postautohaltestelle Bondo durchgeführt.
Bauphase 11: Frühjahr 2025
Während der letzten Bauphase werden alle Deckbeläge eingebaut und die Schlussarbeiten ausgeführt.