Blick in die Zu­kunft der glo­ba­len En­er­gie­ver­sor­gung

Wie wird sich die Welt im Jahr 2050 mit Energie versorgen, und was werden die sozialen, ökonomischen und ökologischen Folgen verschiedener Entwicklungsziele und politischer Rahmenbedingungen sein? Die Antworten haben Forscher des Paul Scherrer Institut zusammen mit dem Weltenergierat untersucht. Die Ergebnisse wurden Mitte Oktober 2013 am World Energy Congress in Daegu (Südkorea) präsentiert.

Publikationsdatum
14-10-2013
Revision
25-08-2015

Im Januar 2012 hatten das Paul Scherrer Institut (PSI) und der Weltenergierat (WEC) eine Partnerschaft vereinbart mit dem Ziel, nachvollziehbare Szenarien für die globale Energieversorgung im Jahr 2050 zu erarbeiten und die Folgen dieser Szenarien zu untersuchen. 

Die PSI-Forscher haben für ihre Analyse auf der Basis von zwei Szenarien durchgerechnet, wie sich die jeweiligen Entwicklungsziele und Rahmenbedingungen bis 2050 auf Grössen wie den Energiemix, den Zugang zu Energie, die CO -Emissionen und das Wirtschafts- und Bevölkerungswachstum auswirken werden. 

Jazz versus Symphonie

Bei der Benennung der Szenarien hat man auf musikalische Metaphern zurückgegriffen. So wird im Szenario «Jazz» den einzelnen Akteuren weitgehende Freiheit in ihren Entscheidungen bezüglich Energieträger und Technologien eingeräumt. Zentrale Ziele in diesem Szenario sind höhere Einkommen und ein preiswerter Zugang zu Energie. In ökologischer Hinsicht wird vor allem eine Strategie der Anpassung an entstehende Umweltschäden verfolgt, statt sich auf die Vermeidung solcher Schäden zu fokussieren. 

Umgekehrt werden im Szenario «Symphonie» mehr regulatorische Eingriffe angenommen. Die dirigierende Hand von Regierungen und internationalen Organisationen setzt die Priorität auf den sicheren Zugang zu Energie und strebt vor allem die Vermeidung von Umweltschäden an. In diesem Szenario werden erneuerbare Energien stärker gefördert.

Auch die finanziellen Risiken von neuen Grosswasser- und Kernkraftwerken werden durch staatliche Förderung aufgefangen – dies, weil solche Kraftwerke dem politischen Ziel der Verringerung der CO -Emissionen förderlich sind. So wird ebenfalls der Technologie der CO -Abscheidung und –speicherung durch staatliche Zuschüsse schneller zum Durchbruch verholfen. 

Energieverbrauch nimmt in beiden Szenarien zu

Selbst wenn der Trend in Sachen Energieeffizienz verstärkt fortgesetzt wird, können die Massnahmen das Wachstum von Wirtschaft und Bevölkerung nicht aufwiegen. Folglich steigt der globale Energieverbrauch in beiden Szenarien an. 

Im «Jazz-Szenario» wächst die Weltwirtschaft schneller, die Weltbevölkerung hingegen nur moderat. Das stärkere Wirtschaftswachstum verursacht bei konstanter Entwicklung der Energieeffizienz einen höheren Energiebedarf, der zu 80% mit fossilen Energieträgern abgedeckt wird. 

Dieser noch hohe und im Vergleich zu heute praktisch unveränderte Anteil fossiler Brenn- und Treibstoffe am stark zunehmenden Energieverbrauch hat zur Folge, dass die CO -Emissionen um 50% höher als heute ausfallen. 

Im «Symphonie-Szenario» wächst die Wirtschaft etwas weniger schnell, die Weltbevölkerung legt aber stärker zu. Trotz verstärkter Verbesserung der Energieeffizienz wird auch in diesem Szenario insgesamt mehr Energie verbraucht. Der Energiebedarf pro Kopf sinkt aber gegenüber heute leicht und die CO -Emissionen verringern sich um 40%. 

Grosses Gewicht kommt hierbei der Stromproduktion zu, indem neue erneuerbare Energien, Wasserkraft und Kernenergie in diesem Szenario staatliche Förderung erhalten und die verbliebenen fossilen Kraftwerke meist mit CO -Abscheidung und –speicherung betrieben werden. Die Klimaschutzpolitik erfordert aber ein Drittel mehr Investitionen im Vergleich zum marktorientierten Szenario, obwohl in diesem rund 10% mehr Strom produziert wird als im Szenario mit starker Regulierung. 

Folgen für das Klima und die Energiearmut

Grosse Unterschiede weisen die beiden Szenarien in den Folgen für das Klima auf. Diese haben die PSI-Forscher mithilfe der neuesten Erkenntnisse des Weltklimarats IPCC ermittelt. Im marktwirtschaftlichen Jazz-Szenario ist es unwahrscheinlich, dass das Ziel einer globalen Erwärmung von maximal 2° C am Ende dieses Jahrhunderts erreicht wird. 

Mit der Klimaschutzpolitik im Symphonie-Szenario ist man hingegen eher auf dem Weg, dieses Ziel zu erreichen. In beiden Szenarien nimmt die globale Energiearmut erfreulicherweise deutlich ab. Der Trend ist hier stärker im Jazz-Szenario, in dem die Anzahl der Menschen ohne Zugang zu Elektrizität von heute 1.3 Milliarden auf 300 Millionen im Jahr 2050 sinkt. 

Die komplette Studie finden Sie hier.

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