Ber­ner Denk­mal­pfle­ge­preis 2012

Ursprüngliche architektonische Qualitäten

Der Denkmalpflegepreis 2012 der kantonalen Denkmalpflege Bern geht an den Umbau eines Reihenhauses in Wabern. Sie würdigt das Engagement der Bauherrin, die zusammen mit Umbra Architektur das Gebäude aus den 1920er-Jahren auf seine ursprünglichen architektonischen Qualitäten zurückgeführt hat.

Publikationsdatum
24-05-2012
Revision
01-09-2015
Alexander Felix
Dipl.-Ing. Arch. TUM; Mitglied des Stiftungsrats Architektur Dialoge, Basel

Ursprünglich errichtete der Architekt Ernst Grindat 1923/24 zwei Zeilen aus je fünf Reihenhäusern auf dem Grundstück des damals noch bestehenden Sprengerguts in Wabern. Die Gestaltung lehnte sich an die repräsentative Architektur an: Die Zeilen sind symmetrisch gegliedert und in der Mittelachse mit einem Dreieckgiebel betont und sollten eine attraktive Alternative zur Villa bieten. Heute zeigt sich die Nachbarschaft deutlich heterogener, und doch hat das preisgekrönte Reihenmittelhaus am Sprengerweg zu altem Glanz zurückgefunden. In den 1960er-Jahren war das Reihenhaus unvorteilhaft umgestaltet worden, aber glücklicherweise kamen beim Umbau 2010 unter Teppichen und Holzverkleidungen überraschend schöne Oberflächen und Details zum Vorschein. Wie es in der Stellungnahme zum Anerkennungspreis heisst, habe die Bauherrin Ursula Neher Dürig zusammen mit Umbra Architektur mit dem sorgfältig und weitsichtig geplanten Innenumbau dem Haus seine ursprünglichen architektonischen Qualitäten zurückgegeben und dabei ganz im Sinn der Denkmalpflege gehandelt. Zugleich sind die Eingriffe auf heutige Bedürfnisse abgestimmt. Im Erdgeschoss wurden Wohn- und Esszimmer durch eine Zwischenwand räumlich wieder klar gefasst. Die Küche wurde in das Esszimmer verlegt, sodass Platz für einen kleinen Atelierraum entstand. Über der Eingangstür wurde ein kleines Rundfenster wieder freigelegt, sodass mehr Tageslicht in die Halle und das Entree fällt. Im ursprünglich als Beletage entworfenen Obergeschoss dient der ehemalige Salon heute als Schlafzimmer und Ankleide. Die neu eingefügte Wand tangiert Stuckfries und Parkettboden nicht, sodass sie ohne bleibende Schäden wieder rückgebaut werden kann. Um dem Schlafzimmer mehr Licht zu geben, wurde ein nachträglich zugemauertes Fenster wieder geöffnet. Umgestaltet wurde auch das Badezimmer. Aus der winzigen Nasszelle wurde ein Badezimmer mit Tageslicht und frei stehender Wanne. Die Sprossenteilung der neuen Fenster gibt den Innenräumen Atmosphäre und gliedert die Fassade. Nach der Auszeichnung für die Umnutzung des Schulhauses Mauss bei Mühleberg 2010 und der Aussenrestaurierung des Wohnhauses «Viola» in Thun letztes Jahr zeichnete die Denkmalpflege Bern 2012 wiederum ein eher unspektakuläres Baudenkmal aus, das in Zusammenarbeit mit der Fachstelle sorgfältig restauriert und weiterentwickelt wurde.

Jury

Die Bauberater der Berner Denkmalpflege nominieren geeignete Projekte, aus denen das Gremium ergänzt durch den kantonalen Denkmalpfleger und den Fachbereichsleiter Bauberatung und Ortsbildpflege den Preisträger wählt.

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