Bar­ce­lo­na be­rührt

Bauten in Kürze

Schier unerschöpflich ist das architektonische Repertoire der katalanischen Hauptstadt. Drei Hinweise für den nächsten Besuch.

Publikationsdatum
04-12-2014
Revision
18-10-2015

Jardí Botànic 

Im Botanischen Garten Barcelonas lässt sich Vegetation bewundern und erforschen, die weltweit in acht Landschaftszonen mit mediterranem Klima wächst. Es ist ein wunderschöner Park, durch den man herrlich flanieren kann. Am Hang des Monjuïc-Hügels bietet sich eine weite Aussicht über die Stadt bis hin zu den angrenzenden Bergen.

Unter den Grünflächen schlummern allerdings die Müllmassen einer früheren Deponie. Für die Anlage des Gartens sollten sie so wenig als möglich bewegt werden. Angesichts der unregelmässigen Topografie arbeiteten die Projektverfasser konzeptuell mit einem Netz aus Dreiecken, das sich über das gesamte Areal spannt. Die komplexe Geometrie wurde computer­gestützt parametrisch entworfen.

Neben den überaus ästhetischen Gewächsen dominieren in ebenfalls drei- oder vieleckigen Weg- und Mauerflächen die Materialien Cortenstahl – Rot zum Grün – und rauer Sichtbeton in hellem Ton. www.museuciencies.cat

Museo Can Framis 

Barcelona entwickelt sein früheres Industriegebiet zu einem Areal mit dem Namen 22@. Die neuen Riesenbauten wollen vor allem spektakulär sein, industrielle Identität ist kaum mehr vorhanden. Allerdings spürt man im Neubaudschungel, dass er ein Friedhofswald ist. Darin lebt die einst bedeutende Textilfabrik Can Framis fort: Über zwei Jahrhunderte alt, dient sie nun als Museum für zeitgenössische katalanische Malerei.

Die Brachen wurden teilweise abgebrochen, teilweise in­standgesetzt und teilweise so ersetzt, dass bestehende räumliche Qualitäten erhalten blieben. Der somit bewahrte, dreiseitig gefasste Hof ist Eingangsbereich des Museums und Rückzugsort. Die Epochen sind als augenfällige Gegensätze formuliert: Mit weissem Kalkmörtel wurden die alten Backsteinfassaden überzogen, neue Bauteile sind hell betoniert.

Umgeben ist der Bau von einem kleinen, monokulturellen Waldpark mit Efeuteppich, der alles bedeckt – eine Oase innerhalb der kontemporären Steinwüste. Im Vergleich zu seinen Nachbarn ist dieses Projekt vergleichsweise subtil und damit umso wirkungsvoller. www.fundaciovilacasas.com

Centre de Cultura Contemporània de Barcelona

Als eng und stickig nahm man die Altstadt Barcelonas in den 1980er-Jahren wahr. Mit der Implementierung neuer Nutzungen sollte mehr Licht und Luft geschaffen werden. In einem leer stehenden Armenhaus aus dem 16. Jahrhundert wurde das ­Zentrum für zeitgenössische Kultur gegründet. Drei Flügel des Altbaus wurden restauriert, einer durch ­einen 30 m hohen Neubau ersetzt. Seine Dimension ist gewaltig; Kon­struktion wie Proportion der Fassade sind grob. Seitlich bleiben nur winzige Abstände zum würdigen Altbau. Mit einem Knick auf Traufhöhe beugt sich der Glasriese über den Hof – Dachschräge einmal anders.

Dass nichts die Glasfassade vor der Sonne schützt, wirkt selbst im Spätherbst noch abwegig. Auch dass sich dahinter eine riesige Erschliessungsfläche abzeichnet, wirft Fragen auf. Ein Effekt jedoch ist bemerkenswert: Bis zum Knick spiegelt sich das alte Gebäude, was eine verdoppelnde Fortsetzung des Hofs suggeriert. Darüber sind die Dächer der Stadt bis zum Meer hin sichtbar. Aus dem geschlossenen Hof gelingt ein Verweis in die Ferne – überraschend und gekonnt. www.cccb.org

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