Aku­te Ein­sturz­ge­fahr

A1-Unfall Birmenstorf

Am 13. Januar 2014 prallte ein Tieflader mit Bagger gegen eine Überführung der A1 bei Birmenstorf. Die Brücke wurde rasch gesichert, doch die statische Nachrechnung zeigt, dass sie nur durch Glück standgehalten hat.

Publikationsdatum
11-04-2014
Revision
18-10-2015
Thomas Ekwall
MSc. EPFL Bau-Ing., MAS ETHZ Arch., Korrespondent TEC21

Zurückzuführen war der Unfall auf die falsche Verladung des Baggers. Dessen Auslegerhöhe von 4.75m überschritt die zulässigen 4.00m deutlich. Das Lichtraumprofil unter der Brücke betrug wie bei allen Überführungen des Nationalstrassennetzes 4.50 m. Daher entstanden an der Brücke erhebliche Schäden. Herabfallende Trümmerteile trafen einige Fahrzeuge, verletzten aber niemanden ernsthaft.

Sicherung im Zeitraffer

Der Unfall geschah um 8.35 Uhr. Bereits gegen 9.15 Uhr sperrte die Polizei die Überführung. Nachdem der Einsatzleiter des Bundesamts für Strassen (Astra) gegen
10 Uhr den Unfallort begutachtet hatte, sperrte er auch den betroffenen Abschnitt der Autobahn, den täglich etwa 125.000 Fahrzeuge passieren. Der Ingenieur Harry Fehlmann vom Büro Bänziger Partner (BP) war um 10.45 Uhr vor Ort und bestätigte die Einsturzgefahr für die Überführung. Er schätzte vor Ort die Lasten für die Hilfsabstützung ab, während diese gleichzeitig im Büro BP be­rechnet wurden. Gegen 12 Uhr standen die Lastangaben für den Ge­rüstbauer fest, der ab 14 Uhr die Hilfsabstützungen aufstellte. Nachdem auch die Trümmer beseitigt waren, konnten um 17.15 Uhr bzw. um
18.15 Uhr die Fahrbahnen Richtung Zürich bzw. Bern wieder freigegeben werden. Beim Debriefing kam das Astra zum Schluss, dass die Koordination zwischen Polizei, Feuerwehr und den Gebietseinheiten des Bundesamts sehr gut funktioniert hat.

Statische Nachrechnung

Vom Büro BP wurde nun eine statische Nachrechnung der beschädigten Brücke durchgeführt. Sie ergab, dass die gesicherte Brücke eine Nutzlast von 4 kN/m2 mit genügender Sicherheit für die Restnutzungsdauer aufnehmen kann. Somit konnte die Überführung am 1. März 2014 wieder für den Langsamverkehr geöffnet werden.

Die höchste Gefahr bestand gemäss BP vor der Sperrung der Überführung: Nur weil der Unglücksfahrer «lediglich» den Beton der Biegezugzone zerstörte, kam es nicht zu einem Teileinsturz. Der Schub­widerstand im verletzten Brückenquerschnitt wurde aber durch den Unfall um 65% reduziert. Ohne Verkehr auf der Brücke war die Sicherheit zwar ausreichend, mit einer normgemässen Verkehrslast jedoch nicht mehr.

Wenige Minuten nach dem Unfall fuhr jedoch ein 30t schwerer Lkw über die Brücke. Eine Vergleichsrechnung zeigt, dass die Bruchlast auf Schub dabei überschritten wurde und die Brücke nur durch Glück nicht einstürzte.

Welches Fazit aus dem Ereignis gezogen werden kann, er­läutert Astra-Einsatzleiter Richard Kocherhans im Gespräch.

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