Art & Foods, Tri­en­na­le Mila­no

Eine Schau zu Tischsitten, Kunst und Nahrung

Die Triennale in Mailand zeigt seit dem 10. April eine Ausstellung unter dem Titel «Arts & Foods». Damit griff sie der Expo vor, die unter dem Titel «Den Planeten ernähren – Energie für das Leben» steht.

Publikationsdatum
04-05-2015
Revision
01-09-2015

Vor Jahrzehnten war das gemeinschaftliche Dinieren ein familiäres und gesellschaftliches Ereignis – heute schlingen wir Fast Food im Stehen und Gehen hinunter. Der Kurator Germano Celant geht in der Triennale gemeinsam mit dem Studio des Architekten Italo Rota der Frage nach, wie und auf welche Weise sich seit 1851 – dem Jahr der ersten Weltausstellung – bis heute die Rituale rund um das Essen, das Verhalten zu Fragen der Ernährung verändert haben.

Speisen, Essen, Fast Food schlingen

Der Speisesaal alter Zeiten, das Esszimmer des 20. Jahrhunderts und die locker gewordene Nahrungsaufnahme unserer Zeit widerspiegelt eindrücklich die gesellschaftlichen Veränderungen, die Brüche und Lockerungen, die unser soziales Zusammenleben prägen.

Den Beginn der Ausstellung macht eine Bauernküche, die einem aristokratisch geprägten Speisesaal mit Porzellangedeck und Silber gegenüber gestellt wird. Sie zeigt, wie in den 1920er- und 1930er-Jahren die Avantgarde das häusliche Zusammenleben verändert hat.

Sie dokumentiert den kubistisch geprägten Essraum des Futuristen Gerardo Dottori und wartet mit zahlreichen Gemälden und Skulpturen von Künstlern wie de Chirico bis Braque auf, die das Speisen, Essen und seine Rituale zum Thema haben.

Von der Not zum Überfluss

Die nach dem Zweiten Weltkrieg spürbar und allgemein einsetzende Lockerung der Konventionen ist mit der «Maison des jours meilleurs», einem Projekt (1956) von Jean Prouvé für Abbé Pierre dokumentiert, einem rund 60 m2 messenden Pavillon aus Stahl, Glas und Sperrholz.

Er konnte innert sieben Stunden montiert werden und war als Notunterkunft in Serienherstellung gedacht. Die Zulassung für die Serienproduktion hat er nie erreicht, in der Ausstellung steht er aus Originalteilen aufgebaut und beherbergt Gemälde von Morandi und Picasso.

Die 1970er-Jahre waren geprägt durch eine Explosion der Farben und Formen, die auch die Einrichtung der Häuser und Wohnungen und die Küchengeräte erfasste. Die Pop Art stellte auf ironische Art das Essen dar. Andy Warhol malte die Ultima Cena von Leonardo da Vinci neu.

Jüngere Künstler reflektieren in ihren Werken die heutigen Widersprüche des Nahrungsmangels in der Dritten Welt und den Überfluss und die Verschwendung im Westen, bis hin zu Anorexie und Bulimie, den Auswüchsen unserer ausufernden Opulenz.

Ein Fest für die Augen

Die Ausstellung belegt fast alle Ausstellungsflächen der Triennale und erstreckt sich über 7000 m2. Insgesamt sind mehr als zweitausend Exponate aus dem Zeitraum von 1851 – dem Jahr der ersten Weltausstellung in London – bis heute ausgebreitet.

Nebst den grossen Installationen sind auch Bilder und Skulpturen zu sehen, Arbeiten von James Ensor, Joseph Beuys, Pablo Picasso, Paul Gaugin, Andy Warhol, Marcel Duchamps und Claes Oldenburg.

Es empfiehlt sich, diese grosse und glücklicherweise chronologisch geordnete Ausstellung in Ruhe anzugehen. Sie wartet mit Überraschungen auf, so mit einer grossen Sammlung von Kochherden, Kühlschränken, Kaffeemaschinen und Mixern aus den letzten hundert Jahren. So kommen nicht nur Kunstbeflissene, sondern auch jene mit Sinn für Skurriles auf ihre Rechnung.

Zudem ist der Garten über eine breite Holztreppe zugänglich und lockt mit einer riesigen aufblasbaren Skulptur in Form einer knallroten Ketchup-Flasche und mit einer hübschen Cafeteria. Cincin! 

Arts & Foods
Ausstellung «Arts & Foods» in der Triennale Mailand. Bis 1. November 2015
Viale Alemagna 6, Milano
Metro 1 und 2, Station Caderna-Triennale / Autobus 61, Station Triennale
Öffnungszeiten: Mo–So, 10 Uhr bis 23 Uhr

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