Prix Li­gnum 2012

Holz wird normal. Der Prix Lignum 2012 zeigt: Der Markt für das Baumaterial Holz breitet sich vom Einfamilienhausbau zum Bauen im repräsentativen und urbanen Bereich aus.

Data di pubblicazione
11-10-2012
Revision
01-09-2015
Alexander Felix
Dipl.-Ing. Arch. TUM; Mitglied des Stiftungsrats Architektur Dialoge, Basel

Nach 2009 wurde der Prix Lignum zum zweiten Mal in einer nationalen Kategorie an drei Preisträger vergeben. Ausserdem wurden aus den insgesamt 342 schweizweit eingereichten Projekten in fünf Regionen – West, Mitte, Nord, Zentrum und Ost – jeweils drei regionale Preise und mehrere Anerkennungen vergeben.

Das mit Gold prämierte Bärenwaldhaus im Berner Tierpark Dählhölzli vom Architekturbüro Patrick Thurston ist nicht nur ein würdiger Bau für die beiden Bärenwaisen Misha und Masha, die der russische Präsident Medwedew 2009 der Stadt Bern schenkte. Er überzeugt auch durch das stimmige Zusammenspiel aus Architektur und Holzkonstruktion. Den raumhohen Sockel bilden  Trockenmauern aus Naturstein und Wände aus massiven Holzblöcken, die ein 3m hohes Dachtragwerk in Blockbauweise tragen. In beide Richtungen durchlaufende Holzbinder stabilisieren die Wände und erzeugen ein konstruktiv begründetes Ornament auf der Oberfläche. Auch wenn die Besuchenden mal keinen Bären zu Gesicht bekommen, lädt der archaische Raum zum Verweilen und zum Studium der Tektonik ein. Ausserdem ermöglichte die verhältnismässig kleinteilige Konstruktion eine Baustelle ohne Kran, um die umstehenden alten, hohen Bäume zu schützen. 

Ein ähnlicher Ansatz liegt dem mit Silber ausgezeichneten Wohn- und Geschäftshaus an der Zürcher Badenerstrasse von pool Architekten zugrunde: Die Wohnbaugenossenschaft Zurlinden wünschte das Holzbausystem Top-Wall zu verwenden, das die zahlreichen Handwerker ohne schweres Gerät verbauen konnten. Für den Holzbau markiert das Projekt einen wichtigen Schritt: die Rückeroberung der Stadt – auch wenn das Holz bei diesem Projekt aus Brandschutzgründen weder innen noch aussen zu sehen ist. Für ihren nächsten urbanen Holzbau hoffen die Architekten, auf die innere Gipskartonschale verzichten zu können und das Holz im Innenraum erlebbar zu machen.

Hingegen prägt weiss gestrichenes Holz das Bild des drittplatzierten Neubaus der Tamina-Therme in Bad Ragaz von Smolenicky & Partner innen und aussen. Auch wenn die Gestaltung auf den ersten Blick gewollt repräsentativ wirkt, steckt dahinter ein rationales Bausystem. Die Vorfertigung der Holzbauteile im Werk ermöglichte es, das Bad in kurzer Zeit auf der Baustelle zu errichten. Die Horizontalaussteifung erfolgt nur durch die skulpturale Formgebung der Stützen. Während die ovalen Fenster den Ausblick auf die Mammutbäume im Park inszenieren, wecken die weissen Holzflächen maritime Erinnerungen an Pieranlagen oder Strandhäuser.

Einig waren sich alle Preisträger bei der Preisverleihung im Zunfthaus Zimmerleuten in Zürich: Der grösste Dank gilt dem Holz, das ihnen durch seine Materialanforderungen bei der Entwicklung der Bauten geholfen hat.

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