Die neuen Li­cht­ge­stal­ten

Euroluce 2023

Licht war einer der Hauptdarsteller auf dem Salone del Mobile 2023 – und dies nicht nur wegen der 31. Ausgabe der Licht- und Leuchtenmesse Euroluce. Die Unternehmen präsentierten zahlreiche neue Produkte, die für eine bessere Beleuchtung von Wohnungen, Büros, Gärten, Restaurants, Hotels und öffentlichen Räumen sorgen. Neue Fertigungstechnologien stehen dabei gleichberechtigt neben traditionellem Handwerk.

Data di pubblicazione
15-05-2023

Eine der auffälligsten Kollaborationen gelang dem in Venedig ansässigen Hersteller Lodes. Er verpflichtete den in Israel geborenen Designer Ron Arad, bekannt für seine expressiven Möbelentwürfe. Das Resultat der Zusammenarbeit ist die Hängeleuchte «Cono di Luce». Die Leuchte zeichnet sich durch einen transparenten Pyrex-Kegel aus, in dessen Innerem sich eine Leiterplatte (PCB) befindet. Ein Rahmen, der ebenfalls aus PCB besteht, jedoch eine grössere Dicke aufweist, dient als Halterung. Die Leiterplatte ist das Ergebnis eines Prozesses, der sich durch nicht weniger als 33 verschiedene Arbeitsschritte und mehrere Schichten auszeichnet: ein Aggregat aus mehreren Lagen Glasfaser und Kupfer für die elektrischen Schaltkreise der mehr als 200 LED-Chips. Dunkle und helle Linien wechseln sich ab, durch die Überlappung der Linien entsteht ein Moiré.

Neben technischen Raffinessen wie diesen gab es zahlreiche Entwürfe für das private Wohnen zu sehen, die vor allem eines wollen – ein behagliches Ambiente schaffen. Stark vertreten war der Klassiker Glas. So zeigte der tschechische Hersteller Lasvit die Kollektion «Miles» von Yabu Pushelberg. Das Designstudio liess sich dabei von den Parallelen zwischen dem Musizieren und dem Glasblasen inspirieren. Bei den Steh- und Hängeleuchten beherbergen reduzierte Aussengehäuse die geschwungenen und elegant geriffelten, wie ein Horn geformten Glaselemente im Inneren. Die hohe Kunst des Glasbläserhandwerks feiert auch die Tischleuchte «Souffle d’Hermès». Für die französische Luxusmarke entwarf der finnische Designer Harry Koskinen LED-Tischleuchten, deren mundgeblasene massive Glaskuppeln in verschiedenen Farben schimmern.

Keramik, Lycra, Holz und Seile

 Aber auch Keramik hatte dieses Jahr seinen grossen Auftritt. Andrea Anastasio hat mit «Fregio» für den italienischen Hersteller Foscarini eine Wand- und Hängeleuchte entworfen, bei der konstruktive Mechanik auf ein verspieltes Blumenrelief in glasierter Keramik trifft. Dafür arbeitete der Designer eng mit der historischen Werkstatt Gatti in Faenza zusammen. Das florale Fachrelief ist eine Reminiszenz an die Basrelief-Paneele in venezianischen Häusern und Palästen. Aus Keramik ist auch der neue Entwurf von Ronan Bouroullec für Flos. «Bei Keramik geht es um Begehren, um Sinnlichkeit», erklärt der französische Designer. «Ich denke, dass sich meine Arbeit immer mehr in diese Richtung bewegt; ich produziere Objekte, die natürlich funktional sind, aber auch eine Art Eleganz und Vergnügen suchen.» Die elegante Tischleuchte «Céramique» – erhältlich in Orange, Blau und Schwarz - ist mit einer bleifreien kristallinen Lackierung versehen.  

Mit dem Material Lycra experimentierte dagegen die junge Designerin Meike Harde. Die Leuchtenserie «Knit» für den spanischen Hersteller Vibia besteht aus einem gestrickten Lycraüberzug, der sich um eine scheinbar abgeflachte Kugel legt. Durch den Stoff strömt das Licht nach aussen und durch den transparenten Diffusor nach unten, was den umgebenden Raum in einen sanften Schein hüllt. Der Bezug ist mit der sogenannten Plattiertechnik in Rippen gestrickt, was sonst bei Sportkleidung zum Einsatz kommt.

Auf Holz setzt der Münchner Hersteller Ingo Maurer – wie gewohnt in spielerischer Weise: Inspiriert vom Geschicklichkeitsspiel Mikado formieren sich bei der Leuchte «pic-a-stic» lange, farbige Stäbe aus Holz zum Designobjekt. Sie werden rund um den Leuchtkörper angeordnet und von einem flexiblen, schwarzen Gummiring gehalten. Die Position der Stäbe kann so stets verändert werden. Jede:r Besitzer:in kann mit wenigen Handgriffen ein individuelles Lichtobjekt selbst gestalten. Noch mehr Aufsehen generierte allerdings eine Installation an der Porta Nuova: Durch den Bogen erstreckt sich ein rund 30 Meter langer Teppich, darüber schwebte an einer Seilstruktur ein Baldachin aus Tausenden reflektierender Segel – ein flirrendes Bild aus Licht und Farbe und gleichzeitig eine Hommage an den verstorbenen Lichtpoeten Ingo Maurer.

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