Kur­z­me­dia­tion: sch­nel­le Kon­flik­tlö­sun­gen beim Pla­nen und Bauen

Unser Alltag dreht sich immer schneller, im Konfliktfall ist der Bedarf nach raschen Lösungen entsprechend gross. Kurzmediation ist eine Möglichkeit, beim Planen und Bauen einvernehmliche Lösungen zu finden und sofort umzusetzen.

Data di pubblicazione
13-05-2020

Bauherrschaften, Planende und Ausführende sind sich einig: Konflikte beim Planen, Bauen und Wohnen gibt es immer wieder. Die Gründe sind vielfältig. Drei Aspekte stehen im Zentrum von Meinungsverschiedenheiten.

  • Bauherrschaften stellen hohe Ansprüche an Ausführungsqualität und Materialisierung einerseits sowie an das Kostenmanagement und die Termintreue andererseits.
  • Wir sind Individualisten und lieben das Einmalige. Entsprechend werden oft Einzelanfertigungen realisiert, zugeschnitten auf persönliche Bedürfnisse.
  • Innovationen in der Planung wie BIM, Materialisierung wie hybride Konstruktionen und Fertigung wie 3-D-Druck von Bauwerken erhöhen die Lösungsvielfalt. Entsprechend steigt die Anzahl der Schnittstellen exponentiell an.

Parallel zu dem grösser werdenden Freiraum wächst auch die Komplexität der Bauprojekte. Hoher Kostendruck, knappe Zeitvorgaben und fehlende Baufachleute tragen das Ihre dazu bei. Der Baustopp eines Schulhausneubaus oder langjährige Einsprachen bei der Baubewilligung für eine Wohnsiedlung können weit reichende Folgen haben.

Im Bereich Denkmalpflege und Ortsbildschutz gibt es Zielkonflikte wie Brandschutz vs. Denkmalschutz, energetische Fassadenisolation vs. Erhalt des äusseren historischen Erscheinungsbilds oder Ersatz von historischen Fenstern zugunsten von neuen Fenstern, die den Lärm- und Schallschutzauflagen entsprechen.

Die Folgen sind Bauten, über die sich nicht alle Beteiligten restlos freuen. Selten, dass das ganze Projekt mangelhaft ist, doch einzelne Aspekte wie Materialisierung, Ausführungsqualität, Honorarhöhe oder Fertigungstermine können zu Konflikten führen.

Die passende Konfliktlösung

In den meisten Fällen regeln Baupartner Beanstandungen gütlich untereinander. Baufachleute sind Konfliktbewältiger. Gelingt dies nicht, stehen auf der technischen Seite Expertisen, Gutachten, mediative Klärung sowie Streiterledigungsverfahren z.B. mit Gutachern SIA zur Verfügung (siehe Hinweis unten).

Im Zweifelsfall steht es den Betroffenen ausserdem frei, den juristischen Weg zu beschreiten. Zunehmend werden an den Handelsgerichten Vergleichsverhandlungen mit dem Ziel geführt, einvernehmliche Lösungen zu finden. Die Erfolgschancen liegen bei ca. 70%.

Gelingt dies nicht, kommt es zum Gerichtsfall, und es wird ein Urteil gefällt. Oft unterliegt eine Partei, Imageschaden oder Gesichtsverlust können die Folgen sein. Damit ist die Zusammenarbeit der Parteien meist beendet, und es müssen neue Baupartner gefunden werden. Das ist aufwendig, kostet Zeit und Geld.

Während die juristische Konfliktlösung mit offiziellem Charakter eine zusätzliche Eskalationsstufe bedeutet, wirkt Kurzmediation als Ausdruck der gemeinsamen und eigenverantwortlichen Konfliktlösung deeskalierend. Neben der ausführlichen Mediation mit rund drei bis fünf Sitzungen à drei bis vier Stunden steht Konfliktparteien in der Bau- und Planungsbranche neu auch die Kurzmediation zur Verfügung. Mit allen Beteiligten kann dann die Situation deblockiert und können objektspezifische Lösungen angedacht und entwickelt werden.

In allen mediativen Tools kommen die gleichen Prozessschritte in unterschiedlicher Tiefe zur Anwendung. Die Elemente Freiwilligkeit, Allparteilichkeit, Perspektivenwechsel und Lösungsoffenheit sind inhärent.

Chance Kurzmediation

Für begrenzte Konflikte ermöglicht die Kurzmediation meist innert Wochenfrist in zwei Sitzungen à drei bis vier Stunden sofort umsetzbare Lösungen. Angezeigt sind kompakte Mediationsformate in folgenden Fällen:

  • Es liegen begrenzte, klar definierte Konflikte und Fragestellungen vor.
  • Die Auftraggeber verfügen zeitlich über begrenzte Ressourcen.
  • Es geht nicht darum, die Konfliktfrage grundsätzlich und erschöpfend zu analysieren.
  • Es besteht der Wunsch nach sofort umsetzbaren, praxisnahen Lösungen.

Nach einer gründlichen, meist telefonischen Vorlaufphase zwischen Mediator und Medianden legen diese gemeinsam das passende Format fest. Auf Wunsch der Konfliktparteien kann vorgängig eine Premediation (Vorgespräch) stattfinden. Dort stellt der Mediator die Konfliktlösungstools im Detail vor, und es können gegenseitig Fragen beantwortet werden. So erhalten die Teilnehmenden eine gute Basis zur Entscheidungsfindung.

Ein Teilresultat der Kurzmediation kann sein, dass ein wichtiges Thema in einer Mediation separat bearbeitet wird. So wie bei hybriden Baukonstruktionen mehrere Materialeigenschaften zum Tragen kommen, gibt es in der Baumediation viele Lösungsansätze. Planer, Unternehmer, Nachbarn, kurz: alle am Bau Beteiligten sind Menschen auch mit sozialen Bedürfnissen. Mediative Konfliktlösungen gehen darauf ein und tragen dieser Tatsache Rechnung.

Kurzmediation ist eine gute Methode, um lösungsorientiert Divergenzen zu lösen. Sie entspricht dem Bedürfnis, in kurzer Zeit viel zu erreichen.

Auszug aus SIA 1001/1 Planer-/ Bauleitungsvertrag, Ausgabe 2020

12 Anwendbares Recht, Streiterledigung und Gerichtsstand
Für den Fall, dass zwischen den Parteien Streit entsteht, verpflichten sie sich, in direkten Gesprächen eine gütliche Einigung zu suchen. Allenfalls ziehen sie eine unabhängige und kompetente Person bei, deren Aufgabe es ist, zwischen den Parteien zu vermitteln und den Streit zu schlichten.

Jede Partei kann der anderen Partei die Bereitschaft für ein Streiterledigungsverfahren (z.B. direktes Gespräch, Mediation oder Schlichtung durch eine fachkundige Drittperson, die einen eigenen Lösungsvorschlag erarbeitet) schriftlich anzeigen. Mithilfe des Mediators oder des Schlichters legen die Parteien das geeignete Verfahren und die einzuhaltenden Regeln schriftlich fest.

Weiterführende Literatur

- «Baufachleute sind Konfliktbewältiger», TEC21 8/2011
- «Zwischen Expertise und Baumediation – die mediative Klärung», TEC21 28–29/2017

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