SIA-Ma­ster­preis Ar­chi­tek­tur 2017: «To­wer of Kno­w­led­ge»

Projekt von Gabriel Disner

Masterarbeit ETH Zürich | Professur Tom Emerson

Data di pubblicazione
24-05-2018
Revision
24-05-2018

Das bestehende Objekt ist imposant und drückt dem Standort seinen Stempel auf: Es ist ein Getreidesilo, unverkennbar hoch und plastisch. Es besteht aus acht aluminiumverkleideten Betonzylindern, die bis zu 47 m in die Höhe ragen. Jeder dieser Zylinder hat 35 cm dicke Wände und einen Innendurchmesser von 6.7 m. Statt mit dem Silo in Konkurrenz zu treten, zieht die neue Nutzung als Bildungs- und Kulturzentrum den Bestand als strukturellen und formalen Ausgangspunkt heran.

Als Erstes werden die Getreidelager entleert. Dadurch tritt die vertikale Qualität des Lagerhauses zutage, und es kann programmatisch zu einem Ausstellungsraum umgedeutet werden. Der Bau wird gleichzeitig Museum und Exponat, ein monumentaler Zeuge der Industriegeschichte.

Die Entleerung des Silos hat noch weitere Auswirkungen: Das für Tonnen von Getreide ausgelegte Tragwerk ist nun überdimensioniert und kann zusätzliche Lasten tragen. Dadurch wird es möglich, die strukturelle Logik des Silofundaments weiterzuentwickeln und das Programm vertikal zu erweitern. Analog zum Zylinder als repetitivem vertikalem Element erhält die Erweiterung ein sich wiederholendes horizontales Element in Form von Rippendecken. Die Decken sind zwischen den zwei im Silofundament verankerten Verkehrskernen aufgespannt, was einen flexiblen offenen Grundriss zulässt.

Somit kann der Bau ein so vielseitiges Programm wie ein Bildungszentrum für Erwachsene anbieten und gleichzeitig über alle Geschosse hinweg eine starke einheitliche Identität vermitteln. Die Geschosse sind abwechselnd als hohe, offene und als niedrigere, stärker unterteilte Ebenen gestaltet. Das ermöglicht die Bildung von Programmpaarungen, zum Beispiel von Bibliothek und Buchlager, Hörsaal und Kursräumen, Turnhalle und Garderoben, Werkstatt und Materiallager, Restaurant und Küche. Die hohe Flexibilität der Grundrisse erlaubt zudem, dass die Räume bei Bedarf neuen Nutzungen angepasst werden können.

Durch die vertikale Erweiterung erreicht das Gebäude eine Höhe, mit der sich nur noch zwei andere Gebäude in Zürich messen können: das Swissmill-Silo und der Prime Tower. Sie schaffen ihren eigenen Kontext. Die drei über die Skyline herausragenden Strukturen treten aber auch miteinander in einen Dialog: ein Lagerturm, ein Büroturm und ein Wissensturm, die aus dem Stadtbild hervortreten.


SIA-Masterpreis Architektur

Der SIA-Masterpreis Architektur, den der SIA seit den 1960er-Jahren jährlich verleiht, zeichnet Abschlussarbeiten der drei universitären Hochschulen Eidgenössische Technische Hochschule Zürich (ETHZ), Ecole polytechnique fédérale de Lausanne (EPFL) und der Accademia di architettura di Mendrisio (AAM)  aus. 80 bis 130 Masterprojekte werden pro Prüfungssession eingereicht. An der ETH finden jedes Jahr zwei Sessionen statt, an EPFL und AAM eine. Für jede Schule gibt es eine Jury aus sechs Architektinnen und Architekten: dem Präsidenten des Fachvereins Architektur und Kultur (A & K) sowie je einem Vertreter/einer Vertreterin des A & K aus den drei Sprachregionen, der Berufsgruppe Architektur (BGA) und der SIA-Sektion des Kantons der Hochschule, also Waadt, Zürich oder Tessin.

Die prämierten Projekte des SIA-Masterpreis Architektur 2017 finden Sie hier. Die Masterarbeiten der Auslobung 2016 gibts im gleichnamigen E-Dossier.

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